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Gesammelte Werke

Gesammelte Werke

Titel: Gesammelte Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Allan Poe
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Ansicht, dass wir nur wie durch ein Wunder davongekommen seien.
    Am 13. August sichteten wir die Prinz-Eduards-Insel in 46° 53’ südlicher Breite, bei 37° 46’ östlicher Länge. Zwei Tage später waren wir nahe an der Besitzergreifungs-Insel, und alsbald passierten wir die Crozet-Eilande. Am 18. erreichten wir Kerguelenland, auch Ödnis-Insel genannt, im südlichen Indischen Ozean, und gingen bei vier Faden Wasser im Weihnachtshafen vor Anker.
    Diese Insel, eigentlich eine Inselgruppe, liegt südöstlich vom Kap und ist an achthundert Meilen davon entfernt. Ihr erster Entdecker war der Baron Kerguelen, ein Franzose, der das Land für die Küste eines großen Südfestlandes hielt und solches daheim auch meldete, was damals nicht wenig Aufsehen hervorrief. Die Regierung nahm die Sache in die Hand und sandte den Baron im nächsten Jahr abermals dorthin, um ihn seine Entdeckung kritisch untersuchen zu lassen, wobei der Irrtum zutage kam. 1777 berührte Cook diese Gruppe und taufte die Hauptinsel »Ödnis-Eiland«, ein Name, auf den sie vollgültigen Anspruch hat. Wenn er sich zuerst dem Land nähert, mag freilich der Seefahrer anderer Ansicht sein, denn die Abhänge fast sämtlicher Berge sind vom September bis März mit leuchtendem Grün bekleidet. Dieser trügerische Anblick wird durch ein kleines Kraut erzeugt, eine Art Steinbrech, der in üppiger Fülle auf Polstern von Krümelmoos gedeiht. Aber neben dieser Pflanze gibt es auf der Insel kaum eine Spur von Vegetation, wenn man etwa das raue, saure Gras am Hafen, einige Flechten und einen Strauch ausnimmt, der an unseren Kohl, wenn dieser in Saat schießt, erinnert und einen bitteren und scharfen Geschmack hat.
    Die Gegend ist bergig, obwohl keine der Höhen bedeutend genannt werden könnte. Ihre Gipfel bedeckt ewiger Schnee. Es gibt mehrere Häfen, unter denen der Weihnachtshafen als bester gilt. Man trifft sogleich auf ihn, wenn man hinter Kap François, das die Nordküste bildet und durch seine absonderliche Gestalt auf den Hafen aufmerksam macht, nach der Nordostseite der Insel steuert. Das Ende des Vorgebirges gleicht nämlich einem Tor, da hier ein hoher Felsen von einer großen Öffnung durchbrochen wird. Wenn man hier einfährt, findet man guten Ankergrund im Schutz einiger kleiner Inseln, die jeden östlichen Wind hinreichend abwehren. Steuert man von hier aus ostwärts, so kommt man durch die Wespenbucht an den Eingang des Hafens. Er ist ein kleines, völlig vom Land umschlossenes Becken, das vier Faden Tiefe und einen harten Tonboden aufweist, in dem sich trefflich ankern lässt. Hier kann ein Schiff das ganze Jahr durch mit seinem besten Buganker vorauf liegen, ohne dass es Schaden zu fürchten hätte. Westlich an der Spitze der Wespenbucht mündet ein Bach mit köstlichem Wasser, das leicht zu beschaffen ist. Auch findet man pelzige und behaarte Robben auf den Inseln, und See-Elefanten gibt es in Menge. Das Vogelgeschlecht ist sehr stark vertreten. Pinguine sind sehr häufig; es gibt deren vier verschiedene Arten. Der Königspinguin, so getauft wegen seines herrlichen Gefieders und stattlichen Aussehens, ist der größte. Der Körper ist oben gewöhnlich von grauer, manchmal von fliederblauer Farbe; die Unterseite leuchtet im reinsten Weiß. Kopf und Füße sind von einem glatten, glänzenden Schwarz. Den größten Schmuck des Gefieders bilden jedoch zwei Streifen von goldiger Färbung, die vom Kopf bis zur Brust laufen. Sein langer Schnabel ist rosa oder leuchtend scharlachrot. Diese Vögel schreiten aufrecht; ihre Haltung ist würdevoll. Sie tragen den Kopf hoch, und da ihre Flügel wie Arme herabhängen, haben sie in der Entfernung, besonders im ungewissen Dämmerlichte, etwas Menschenähnliches, das unerfahrene Betrachter leicht zu täuschen vermöchte. Die Königspinguine, die wir auf Kerguelen antrafen, waren etwas größer als Gänse. Man unterscheidet noch den Makkaroni-, den Esels- und den Herdenpinguin, die sämtlich kleiner und unansehnlicher sind. Außer dem Pinguin gibt es hier noch eine Menge von Vögeln, wie Seehühner, blaue Sturmvögel, Wildenten, Port-Egmont-Hühner, Kaptauben, Seeschwalben, Seemöwen und endlich Albatrosse.
    Der große Sturmvogel gleicht an Gefräßigkeit und Größe dem gemeinen Albatros. Man nennt ihn oft den Gosaarsturmvogel. Er ist gar nicht scheu und bei guter Zubereitung kein übles Essen. Im Fliegen segelt er manchmal mit ausgespannten Schwingen dicht überm Wasser hin, ohne dass er die Flügel zu bewegen

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