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Gesammelte Werke

Gesammelte Werke

Titel: Gesammelte Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Allan Poe
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die von der »Atrevida« gemessenen Punkte befahren, sondern in jeder Richtung die Nachbarschaft durchforscht habe, ohne irgendeine Spur von Land zu erblicken. Diese widersprechenden Berichte veranlassten andere Reisende, nach den Inseln zu suchen; und merkwürdig genug, während einige von ihnen jeden Zollbreit des Meeres, in dem sie liegen sollten, durchschifften, ohne sie zu finden, gibt es nicht wenige, die ausdrücklich erklären, sie gesehen zu haben, ja sogar an ihren Küsten vorbeigesegelt zu sein. Es war Kapitän Guys Absicht, keine Anstrengung, die in seiner Macht lag, zu scheuen, um die so seltsam umstrittene Frage aufzuhellen.
    Bis zum Zwanzigsten behielten wir bei schwankender Witterung unseren südwestlichen Kurs bei, und nun waren wir an der fraglichen Stelle angekommen, nämlich in 53° 15’ südlicher Breite und 47° 58’ westlicher Länge, wo ungefähr die südlichste der drei Inseln liegen soll. Wir sahen von Land nicht die Spur und setzten unsere Reise in der Parallele des dreiundfünfzigsten Breitengrades bis zum fünfundfünfzigsten Längengrad fort. Jetzt steuerten wir nordwärts und ostwärts, bis zum Meridian der Westküste Georgias, und zurück zum Ausgangspunkte. Dann zogen wir durch das geschilderte Gebiet diagonale Kurse, hatten beständig einen Auslug im Mastkorb und wiederholten unsere Untersuchungen drei Wochen lang. Während dieser Zeit war das Wetter von seltener Schönheit und Freundlichkeit, ohne jede Spur von Dunst oder Nebel. Natürlich waren wir überzeugt, dass, mochte es auch vormals hier Inseln gegeben haben, gegenwärtig von ihnen kein Schatten mehr existiere. Seit meiner Rückkehr habe ich gehört, dass dieselbe Strecke im Jahr 1822 von Kapitän Johnson mit dem amerikanischen Schuner »Hetty« und von Kapitän Morrell auf der »Wespe« mit ähnlicher Sorgfalt abgesucht worden ist; in beiden Fällen war das Ergebnis dem unseren gleich.

Sechzehntes Kapitel
    Ursprünglich war es Kapitän Guys Absicht gewesen, nachdem er Klarheit über die Auroras gewonnen, durch die Magellanstraße nach der Westküste Patagoniens zu segeln; aber Nachrichten, die er auf Tristan empfangen hatte, veranlassten ihn, südwärts zu steuern, weil er auf ein paar Eilande zu stoßen hoffte, die in 60° südlicher Breite und 41° 20’ westlicher Länge gelegen sein sollten. Falls er diese Inseln nicht auffinden würde, gedachte er, wenn die Jahreszeit es gestattete, gegen den Pol vorzudringen. Somit nahmen wir am 12. Dezember unseren Kurs dorthin. Am Achtzehnten waren wir in der von Glass bezeichneten Gegend und kreuzten drei Tage in der Nachbarschaft, ohne eine Spur der erwähnten Inseln zu entdecken. Am Einundzwanzigsten war das Wetter von ungewöhnlicher Lieblichkeit; so segelten wir denn südwärts mit dem Entschluss, so weit als möglich vorzudringen. Für jene Leser, die mit den Fortschritten der Polarforschung nicht vertraut sind, sei hier einiges über die Versuche mitgeteilt, die in dieser Richtung gemacht worden sind.
    Der Versuch des Kapitäns Cook ist der erste, von dem wir Genaueres wissen. Er segelte im Jahre 1772 auf der »Resolution« nach Süden, begleitet von Leutnant Furneaux auf der »Adventure«. Im Dezember befand er sich in 58° südlicher Breite und 26° 57’ westlicher Länge. Hier begegnete er dünnen Eisfeldern, die nach Nordwest und Südost trieben. Das Eis hatte die Form großer Fladen und war meist so eng gepackt, dass die Schiffe sehr schwer hindurch konnten. Aus der großen Menge von Vögeln, die er erblickte, sowie aus anderen Zeichen schloss Cook auf die Nähe eines Landes. Er hielt trotz furchtbarer Kälte weiter nach Süden, bis er den vierundsechzigsten Breitengrad erreichte. Hier hatte er durch fünf Tage lindes Wetter mit sanften Brisen, das Thermometer zeigte sechsunddreißig Grad. Im Januar 1773 überschritten die Schiffe den südlichen Polarkreis, ohne jedoch viel weiter zu kommen, denn eine ungeheure Eismauer, die den Südhorizont, so weit die Blicke reichten, begleitete, machte jedem weiteren Vordringen ein Ende. Das Eis war von sehr verschiedener Art, und einige gewaltige Schollen von mehreren Meilen im Umfang bildeten eine feste Masse, die sich gegen zwanzig Fuß über das Wasser erhob. Es war zu spät im Jahr, und an ein Umsegeln der Hindernisse war nicht zu denken, somit wendete sich Cook, wenn auch zögernd, dem Norden zu.
    Im November des nächsten Jahres erneuerte er seine Forschungen im Südpolarmeer. Er traf in 59° 40’ auf eine starke, südlich

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