Gesammelte Werke
Stunde. Die Temperatur der Luft betrug dreiunddreißig Grad, die Abweichung nach Osten 14° 23’.
5. Januar. Immer südwärts, ohne große Schwierigkeiten. Am Morgen dieses Tages aber, in 73° 75’ südlicher Breite, legte sich uns abermals eine ungeheure Strecke festen Eises in den Weg. Doch sahen wir im Süden viel offenes Wasser und zweifelten nicht daran, es endlich erreichen zu können. Ostwärts am Rand der Scholle hinsteuernd, kamen wir endlich an einen Durchgang von der Breite einer Meile und werpten uns bis Sonnenuntergang durch ihn hindurch. Die See war jetzt dicht mit Eisinseln bedeckt, aber es fehlten ihr die Felder, und so drangen wir mutig vor. Die Kälte schien nicht zuzunehmen, trotz häufigen Schnees und der hier und da mit großer Heftigkeit anprasselnden Hagelböen. Unendliche Flüge von Albatrossen zogen über den Schuner hin; sie flogen von Südost nach Nordwest.
7. Januar. Die See noch immer so ziemlich offen; wir konnten ohne Mühe unseren Kurs einhalten. Im Westen sahen wir Eisberge von unerhörter Größe, und am Mittag passierten wir einen, der nicht weniger als vierhundert Faden von der Oberfläche des Wassers bis zum Gipfel messen mochte. Sein Umfang an der Basis mochte dreiviertel Meilen nach Landmaß betragen, und mehrere Wasserläufe rannen aus Spalten an seinen Flanken nieder. Wir behielten diese Insel zwei Tage lang in Sicht, und erst als ein Nebel einfiel, entschwand sie unseren Augen.
10. Januar. Früh am Morgen verloren wir leider einen Mann, der über Bord stürzte. Es war ein Amerikaner, Peter Vredenburgh, ein New Yorker und einer unserer tüchtigsten Leute. Er glitt am Bug aus und fiel zwischen zwei Schollen Eis, um nicht mehr aufzutauchen. Mittags waren wir dreißig Minuten über dem achtundsiebzigsten Grad. Die Kälte war entsetzlich; von Nord und Ost kamen beständig Hagelschauer. In dieser Richtung sahen wir riesenhafte Eisberge, und der ganze Osthorizont schien mit Eis zugebaut, das in Staffeln massig aufstieg. Treibholz schwamm am Abend vorüber, eine Unmenge von Vögeln flog daher, Sturmvögel, Albatrosse, Möwen und ein großer Vogel mit leuchtend blauem Gefieder. Die Abweichung der Nadel blieb hier geringer, als sie es vor dem Überschreiten des Südpolarkreises gewesen war.
12. Januar. Der Durchbruch nach Süden erschien wieder zweifelhaft, da in der Richtung des Pols nur ein endloses Eisfeld zu sehen war, dessen Hintergrund wahre Gebirge von Eis bildeten, die sich in trotziger Wildheit aufeinandertürmten. Wir hielten bis zum Fünfzehnten nach Westen, in der Hoffnung, einen Eingang zu entdecken.
14. Januar. Diesen Morgen kamen wir an das westliche Ende des Eisfeldes, und indem wir luvwärts daran vorbeisegelten, erreichten wir eine offene See, in der kein Brocken Eis war. Wir fanden mit der Sonde in zweihundert Faden Tiefe eine mit einer halben Meile Schnelligkeit in der Stunde südwärts ziehende Strömung. Die Temperatur der Luft betrug siebenundvierzig, die des Wassers vierunddreißig Grad. Nun segelten wir südwärts ohne irgendeine wichtige Unterbrechung, bis zum Sechzehnten; an diesem Tag sondierten wir wieder und fanden noch immer eine südwärts gerichtete Strömung, die mit der Geschwindigkeit von dreiviertel Meilen in der Stunde hinfloss. Die Abweichung des Kompasses hatte sich wieder verringert, die Luft war mild und angenehm, das Thermometer zeigte einundfünfzig Grad. Von Eis war nicht die Spur zu sehen. Alle Leute an Bord waren nunmehr gewiss, dass wir den Pol erreichen würden.
17. Januar. Dieser Tag war voll von merkwürdigen Vorkommnissen. Ungezählte Scharen von Vögeln flogen von Süden her über uns hin, einige wurden vom Deck aus geschossen; einer davon, eine Art Pelikan, gab eine leckere Mahlzeit ab. Um die Mittagszeit erblickte man ein kleines Feld auf der Backbordseite des Schiffes, und auf ihm schien sich ein großes Tier zu bewegen. Das Wetter war mild und fast ohne Wind; Kapitän Guy sandte zwei Boote aus, um die Sache näher zu untersuchen. Dirk Peters und ich begleiteten den Oberbootsmann im Großboot. Als wir mit dem Eisfeld in einer Linie waren, erkannten wir in seinem Insassen ein riesenhaftes Geschöpf von der Rasse der arktischen Bären, aber weit größer als die gewaltigsten dieser Gattung. Wir waren gut bewaffnet und zögerten nicht, das Tier anzugreifen. Mehrere Schüsse folgten rasch aufeinander, Kopf und Leib schienen mehrfach getroffen. Trotzdem warf sich die Bestie vom Eis herab ins Meer und schwamm mit geöffnetem
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