Gesammelte Werke
hatten mehr als zwei Meilen im Umfang und hoben sich fünfhundert Fuß hoch über das Wasser hinaus.«
Da es ihm an Brennholz, Wasser und geeigneten Instrumenten fehlte und es schon spät im Jahr war, musste Morrell jetzt umkehren, obgleich ein völlig offenes Meer im Süden vor ihm lag. Er spricht die Überzeugung aus, dass er ohne diese unüberwindlichen Hindernisse, wenn nicht zum Pol, so doch bis zum fünfundachtzigsten Grad vorgedrungen wäre. Ich habe mich so lange bei seinen Ausführungen aufgehalten, damit der Leser beurteilen kann, inwieweit sie durch meine eigene Erfahrung bestätigt worden sind.
Im Jahr 1831 segelte Kapitän Biscoe, im Dienste der Herren Enderby, Walfangunternehmer in London, auf der Brigg »Lively« nach der Südsee, begleitet vom Kutter »Tula«. Am 23. Februar kam Land in Sicht (66° 30’ südlicher Breite, 47° 13’ östlicher Länge), und er »erkannte deutlich durch den Schnee die schwarzen Gipfel einer ostsüdlich ziehenden Bergkette«. Er blieb den ganzen folgenden Monat in der Nähe, konnte aber wegen des stürmischen Wetters nicht näher als zehn Meilen an die Küste herankommen. Da er einen weiteren Vorstoß nicht unternehmen durfte, kehrte er nach Norden zurück und überwinterte auf Vandiemensland.
Im Anfang des Jahres 1832 fuhr er wieder nach Süden, und am 4. Februar kam Land in Sicht (67° 15’ südlicher Breite, 69° 29’ westlicher Länge). Es erwies sich als eine Insel in der Nähe des zuerst entdeckten Landes. Am Einundzwanzigsten lief er sie an und ergriff im Namen Williams IV. davon Besitz, indem er sie zu Ehren der englischen Königin Adelaiden-Insel taufte. Die Königliche Geographische Gesellschaft in London folgerte aus seinen Mitteilungen, dass eine ununterbrochene Landstrecke von 47° 30’ östlicher Breite nach 69° 29’ westlicher Länge geht. Herr Reynolds bemerkt zu dieser Schlussfolgerung: »Wir können sie nicht unbedingt für richtig halten, noch bestätigen Biscoes Entdeckungen eine solche Annahme. Innerhalb dieser Grenzen drang Weddell auf einem Grad östlich von Georgia, Sandwichland, den Süd-Orkneys und Shetland-Inseln nach Süden.« Meine eigene Erfahrung wird den Irrtum der Gesellschaft aufs Genaueste bezeugen.
Dies sind die hauptsächlichsten Versuche, die man angestellt hat, um in hohe südliche Breiten vorzudringen, und es blieben, wie man sehen wird, vor der Reise der »Jane« noch dreihundert Längengrade, an denen der Polarkreis noch nicht überschritten worden war. Natürlich lag ein weites Feld für Entdeckungen vor uns, und mit dem Gefühl wärmsten Anteils vernahm ich den Entschluss des Kapitäns Guy, mutig nach Süden weiter zu segeln.
Siebzehntes Kapitel
Wir steuerten vier Tage lang einen südlichen Kurs – das Suchen nach den von Glass erwähnten Inseln hatten wir aufgegeben – und trafen nirgends auf Eis. Am Sechsundzwanzigsten mittags befanden wir uns in 63° 23’ südlicher Breite, 41° 25’ westlicher Länge. Wir sahen jetzt ein paar große Eisinseln und ein Feld von geringer Größe. Der Wind blies aus Südost oder Nordost, und immer war er von leichter Art. Wenn einmal Westwind eintrat, was selten der Fall war, so begleitete ihn stets eine regnerische Bö. Jeden Tag schneite es weniger. Am Siebenundzwanzigsten stand der Wärmemesser auf fünfunddreißig Grad.
1. Januar 1828. An diesem Tag waren wir vom Eis völlig eingeschlossen, und unsere Aussichten waren trübe. Ein heftiger Sturm blies den ganzen Vormittag aus Nordosten und warf große Treibeisfladen gegen das Steuer mit solcher Gewalt, dass wir vor den Folgen zu zittern begannen. Gegen Abend – der Wind blies noch immer mit wahrer Wut – teilte sich ein mächtiges Feld gerade vor unserm Bug, und wir vermochten, indem wir alle Segel aufsetzten, durch einige kleine Schollen eine Durchfahrt ins offene Wasser zu erzwingen. Als wir ihm nahe kamen, verringerten wir nach und nach unsere Segelfläche und legten, als wir endlich frei geworden waren, unter gerefftem Focksegel bei.
2. Januar. Nun wurde das Wetter ziemlich schön. Mittags befanden wir uns in 69° 10’ südlicher Breite, 42° 20’ westlicher Länge; wir hatten den Polarkreis überschritten. Man sah im Süden sehr wenig Eis, obwohl so große Felder hinter uns lagen. Diesen Tag machten wir die Sonde zurecht, indem wir einen großen eisernen Topf benutzten, der zwanzig Gallonen fassen konnte. Und eine Leine von hundert Faden. Die Strömung ging jetzt nordwärts, ungefähr eine Viertelmeile in der
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