Gesammelte Werke
Skorbutgrases, die auf einem wenige Ruten im Geviert messenden Fleckchen wuchs und auch bald aufgebraucht sein würde, bot uns die Höhe keinerlei Nahrung. Am 15. Februar, glaub ich, war kein Halm davon übrig, auch die Nüsse fingen an, selten zu werden, und unsere Lage konnte sich kaum noch trauriger gestalten. (Dieser Tag war dadurch denkwürdig, dass wir im Süden einige ungeheure Streifen jenes weißgrauen Dunstes erblickten, von dem ich schon gesprochen habe.) Am Sechzehnten umschritten wir abermals die Wälle unseres Gefängnisses, in der Hoffnung, einen Ausweg zu entdecken; doch es war umsonst. Wir stiegen auch in die Kluft hinunter, in der wir verschüttet worden waren, in der geheimen Erwartung, hier würde sich ein Zugang zur großen Klamm erschließen. Auch darin täuschten wir uns; doch fanden wir eine Muskete und nahmen sie mit.
Am Siebzehnten rückten wir aus mit dem Entschluss, die Kuhle schwarzen Granits, in die wir auch auf unserer ersten Expedition gekommen waren, genauer zu untersuchen. Wir erinnerten uns, dass eine der Spalten in der Wand dieses Kessels nicht genugsam erforscht worden war, und wünschten daher, sie recht sorgfältig abzusuchen, obwohl wir nicht hoffen durften, hier einen Ausgang zu finden.
Ohne große Schwierigkeit erreichten wir wieder den Boden der Kuhle, und heute besaßen wir die nötige Ruhe, um alles aufmerksam zu besichtigen. Wir waren hier an einem höchst eigentümlichen Ort und vermochten kaum zu glauben, dass er natürlichen Ursprunges war. Diese Kuhle maß vom östlichen bis zum westlichen Ende etwa fünfhundert Ellen, wenn man alle ihre Biegungen mitrechnete; die Länge in gerader Linie betrug nach meiner Schätzung kaum mehr als fünfzig Ellen. Im obersten Abstieg, das heißt etwa hundert Fuß bergabwärts, zeigten die beiden Flanken gar keine Ähnlichkeit miteinander und waren offenbar immer voneinander getrennt gewesen, da die eine Seite aus Speckstein, die andere aus Mergel bestand, der eine Art metallischer Körnung aufwies. Der Abstand zwischen beiden Wänden mochte hier sechzig Fuß betragen, aber es fehlte an einer regelmäßigen Gestaltung.
Sobald man jedoch unter jene Grenze hinabstieg, nahm die Entfernung der Flanken sehr schnell ab, sie fingen an, einander parallel zu laufen, obwohl sie noch, was Gestaltung der Oberfläche und Art des Gesteins anbelangt, von verschiedenem Charakter blieben. Aber in einer Höhe von fünfzig Fuß über der Sohle setzte plötzlich eine verblüffende Regelmäßigkeit ein. Die Seiten glichen eine der anderen vollständig im Gestein, in der Farbe, in der Richtung; es war ein sehr schwarzer und sehr glänzender Granit, und der Abstand zwischen beiden Wänden betrug an jedem Punkt genau zwanzig Ellen. Ich hatte Taschenbuch und Bleistift bei mir; beide habe ich mit der größten Sorgfalt unter tausend Abenteuern bei mir getragen, und ich verdanke ihnen die Bewahrung vieler Einzelheiten, die sonst aus meinem Gedächtnis verdrängt worden wären.
Fig. 1
Vorstehende Figur (1) zeigt die allgemeinen Umrisse der Schlucht, mit Ausnahme verschiedener kleiner Höhlungen, die sich in den Seitenwänden befanden und deren jeder ein Vorsprung auf der gegenüberliegenden Wand entsprach. Die Sohle des Schlundes war drei oder vier Zoll hoch mit einem fast unfühlbar feinen Pulver bedeckt, unter dem sich der schwarze Granit fortsetzte. Am rechten Ende befand sich der Spalt, von dem ich oben gesprochen habe; ihn näher zu untersuchen, war der Zweck unseres Ausfluges. Wir drangen jetzt kräftig in ihn ein, mähten die hindernden Dornsträucher zu Boden und entfernten einen Haufen scharfer Feuersteine, die eine gewisse Ähnlichkeit mit Pfeilspitzen hatten. Ein Lichtschimmer am Ende des Spaltes gab uns neuen Mut. Endlich pressten wir uns etwa dreißig Fuß weit hinein und fanden, dass die Öffnung in einem niedrigen, regelmäßig gebildeten Bogen bestand, dessen Sohle mit dem gleichen überfeinen Pulver bedeckt war. Jetzt wurde es wieder ganz hell, und nach einer kurzen Biegung betraten wir ein zweites hochwandiges Gemach, das sich von dem ersten nur durch seine längliche Form unterschied. Seine Gestalt entsprach im Allgemeinen der zweiten Skizze ( Figur 2 ).
Fig. 2
Die Länge dieser Kluft betrug vom Eingang (a) um die Kurve (b) herum bis zum äußersten Ende (d) fünfhundertfünfzig Ellen. Wir entdeckten (bei c) eine Öffnung, die ebenso wie die erste mit Gestrüpp und einer Menge weißer, pfeilspitzenähnlicher Feuersteine verstopft war.
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