Gesammelte Werke
armen, in eine so hoffnungslose Lage gedrängten Kameraden hatte das Feuer der Breitseite nicht den geringsten Erfolg. Kein Kanu war getroffen, kein einziger Wilder verwundet; die Schüsse erreichten sie entweder gar nicht oder sie rikoschettierten über ihren Köpfen. Die einzige Wirkung, die man wahrnehmen konnte, war ein gewaltiges Erstaunen der Wilden über den Lärm und den Rauch; einige Augenblicke hoffte ich schon, sie würden ihre Absicht aufgeben und ans Land zurückkehren. Und das wäre auch wohl geschehen, hätten unsere Leute ein tüchtiges Kleingewehrfeuer auf die Breitseite folgen lassen; es hätte bei der geringen Entfernung der Kanus Schaden genug angerichtet, um jene so lange vor weiteren Angriffen abzuhalten, bis die Flachboote ebenfalls ihre Breitseite weggehabt hätten. Anstatt dessen aber ließen sie den Kanuleuten Zeit, sich von ihrer großen Panik zu erholen, und stürzten nach Backbord, um die Flöße gebührend zu empfangen.
Das Feuer der Backbordbreitseite war von entsetzlichster Wirkung. Die Stern- und Stangenkugeln der großen Geschütze schnitten sieben oder acht von den Fahrzeugen buchstäblich entzwei und töteten vielleicht dreißig oder vierzig von den Wilden, während mindestens hundert ins Wasser geschleudert und die meisten fürchterlich verwundet wurden. Die übrigen verloren vor Schreck den Kopf und traten einen hastigen Rückzug an, ohne daran zu denken, sich ihrer verletzten Gefährten anzunehmen, die heulend und nach Hilfe jammernd auf allen Seiten um sie herumschwammen. Doch leider kam dieser glänzende Erfolg zu spät, um unsere todgeweihten Kameraden zu retten. Die Kanurotte war schon an Bord des Schuners, in der Stärke von über hundertundfünfzig Mann; die meisten hatten die Puttingen erstiegen, die Bordnetze überklettert, bevor noch ein Zünder die Backbordkanonen berührt hatte. Nichts vermochte ihrer tierischen Wut zu widerstehen. Unsere Leute wurden sofort überrannt, überwältigt, niedergetreten und waren im Augenblick vollkommen in Stücke gerissen.
Sobald die Kerle auf den Flachbooten und Flößen dies wahrnahmen, überwanden sie ihre Furcht und kamen in Scharen heran, um zu plündern. Binnen fünf Minuten war die »Jane« der jammervollste Schauplatz aller Verwüstung und bestialischer Zerstörung. Man spaltete das Verdeck, man schlitzte es förmlich auf; das Takelwerk, die Segel, alles Bewegliche war im Nu vernichtet; inzwischen schoben die Unholde am Stern, nahmen das Schiff ins Schlepptau, halfen, zu Tausenden ringsum schwimmend, an den Flanken mit, so dass es ihnen endlich gelang, nachdem das Ankertau nachgegeben hatte, die »Jane« an den Strand zu drängen, wo sie Tuwit übergeben wurde, der wie ein kluger General während des ganzen Gefechtes einen sicheren Beobachtungsposten in den Bergen eingenommen hatte, jetzt aber nach errungenem glorreichen Sieg sich herabließ, mit seinen Schwarzfellkriegern ans Gestade zu eilen und seinen Teil der Beute in Anspruch zu nehmen.
Tuwits Hinabsteigen gab uns die Bewegungsfreiheit insofern zurück, als wir unser Versteck verlassen und die Umgebung der Kluft untersuchen konnten. Fünfzig Ellen von ihrer Mündung sahen wir eine kleine Quelle, an der wir unseren brennenden Durst löschten, und nicht weit davon einige von jenen Lambertnusssträuchern, die ich früher schon erwähnt habe. Die Nüsse schmeckten recht gut; wir füllten damit unsere Hüte, setzten sie in der Schlucht ab und kehrten dann zurück, um noch mehr einzusammeln. Während wir eifrig Nüsse pflückten, erschreckte uns ein Rascheln im Gebüsch, und wir wollten uns schon in unseren Schlupfwinkel zurückziehen, als ein großer, schwarzer Vogel, ähnlich einer Rohrdommel, sich schwerfällig und langsam aus den Büschen erhob. Ich war zu sehr überrascht, um zu handeln, aber Peters hatte die Geistesgegenwart, das Tier, ehe es entrinnen konnte, am Hals zu packen. Es wehrte sich unter entsetzlichem Schreien, so dass wir es schon freigeben wollten, um nicht durch, den Lärm einige von den Eingeborenen herbeizuziehen, die noch in der Nähe versteckt sein mochten. Endlich gab ein Stich mit dem Bowiemesser dem Wild den Rest, und wir schleiften es in die Schlucht, beglückt durch den Umstand, dass wir jetzt Fleisch genug für eine ganze Woche hatten.
Wir wagten uns nun an eine weitere Umschau, streiften ziemlich weit hinab am südlichen Abhang, fanden jedoch nichts Essbares mehr. Wir suchten uns daher nur noch etwas trocknes Holz zusammen und kehrten dann um,
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