Gesammelte Werke
sollten Sie ihn eigentlich mit Fußstößen bearbeiten oder ihn durchprügeln oder so was Ähnliches.«
»Was würden Sie dazu sagen«, wagte ich bescheiden einzuwerfen, »wenn ich ihm erst ein paar Tritte gäbe, ihn dann durchprügelte und zum Abschluss an der Nase zupfte?«
Herr Sauertopf blickte mich einige Augenblicke nachdenklich an und antwortete wie folgt:
»Ich denke, Mr. Bob, bis zu einem gewissen Punkt sind Ihre Vorschläge sehr praktisch. Ja – tatsächlich, außerordentlich zweckmäßig. Aber bei Barbieren begegnet das Absäbeln ganz außerordentlich großen Schwierigkeiten, und ich denke, Sie sollten, wenn Sie an Thomas Bob die von Ihnen vorgeschlagenen Operationen vollzogen haben, ihm mit Ihren Fäusten beide Augen so sorgfältig und gründlich bearbeiten, dass er Sie nie wieder auf den vornehmen Promenaden erblicken kann. Wenn Sie dies vollbracht haben, so weiß ich wirklich nicht, was Sie noch mehr tun könnten. Vielleicht wäre es aber auch nicht übel, ihn ein- oder zweimal in der Gosse herumzuwälzen und ihn dann der Polizei anzuvertrauen. Sie können ja am nächsten Morgen zur Polizeiwache gehen und einen Überfall vorgeben.«
Ich war im Innersten von dem gütigen Gefühl ergriffen, das Herr Sauertopf mir gegenüber an den Tag legte, indem er mir diesen vorzüglichen Rat gab, und ich verfehlte auch nicht, mich dieses Rates zu bedienen. Das Resultat war, dass ich den alten Stocherer los wurde und mich unabhängiger und vornehmer zu fühlen begann. Trotzdem war der Geldmangel in den nächsten Wochen eine Quelle der Unbehaglichkeit für mich. Aber mit der Zeit, als ich gelernt hatte, meine beiden Augen gut zu gebrauchen und den Lauf der Welt besser zu verstehen, bekam ich allmählich heraus, wie man den Stier bei den Hörnern fassen müsse und wie das Ding zu deichseln wäre. Ich sage »Ding«, weil ich gehört habe, dass das lateinische Wort dafür »rem« sei. Weil ich übrigens gerade von Latein spreche: Kann mir vielleicht jemand sagen, was »quocunque« bedeutet oder welche Bedeutung das Wort »modo« hat?
Mein Plan war außerordentlich einfach. Ich kaufte mir für ein paar Batzen ein Sechzehntel des »Schnapphahn« – und damit war die Sache erledigt. Es war erreicht, ich bekam Geld in meinen Beutel. Allerdings waren später noch einige Einrichtungen zu treffen, aber das waren Kleinigkeiten und gehörten nicht zum Plan. Sie waren vielmehr eine Folge, ein Resultat. Zum Beispiel kaufte ich Feder, Tinte und Papier und versetzte sie in wütende Bewegung. Wenn ich auf diese Weise einen Artikel zustande gebracht hatte, gab ich ihm als Titel zum Beispiel »Narretei vom Verfasser des ›Bobschen Öls‹« und sandte ihn der »Blechschmiede« ein. Wenn nun diese Zeitung in ihren »Monatlichen Anweisungen an die Mitarbeiter« das Schriftstück »Gewäsch« genannt hatte, änderte ich die Überschrift und nannte es »Schwanken und Wanken von Thingum Bob, Verfasser der Ode über das ›Bobsche Öl‹ und Redakteur der ›Schnapp-Schildkröte‹«. Mit dieser Abänderung schickte ich es wieder an die »Blechschmiede« und veröffentlichte während der Wartezeit täglich im »Schnapphahn« sechs Spalten einer philosophisch analytischen Forschung über die literarischen Verdienste der »Blechschmiede« und über den persönlichen Charakter ihres Herausgebers. Am Ende der Woche hatte die »Blechschmiede« bereits entdeckt, dass im Drang der Arbeit durch einen seltsamen Irrtum »irgendein blödsinniger Artikel mit der Überschrift ›Schwanken und Wanken‹, den irgendein unbekannter Ignoramus verbrochen hatte, mit einem strahlenden Juwel verwechselt worden sei, das denselben Titel trüge und das Werk des hochehrenwerten Herrn Thingum Bob, des berühmten Verfassers des ›Bobschen Öles‹, sei.« Die »Blechschmiede« bedauerte tief »diesen begreiflichen Irrtum« und versprach außerdem, das echte »Schwanken und Wanken« in der allernächsten Nummer der Zeitschrift abzudrucken.
Tatsache ist, dass ich glaubte, wirklich glaubte, damals wirklich glaubte – und keinen Grund einsehe, warum ich jetzt anders glauben sollte, dass die »Blechschmiede« wirklich diesen Irrtum begangen hatte. Mit dem besten Willen der Welt kann ich mich nicht entsinnen, jemals irgendwo soviel seltsame Irrtümer beisammen gesehen zu haben wie in der »Blechschmiede«. Seit diesem Tag hatte ich eine erklärte Vorliebe für die »Blechschmiede«, und das Resultat war, dass ich bald in die tiefsten Tiefen ihrer Verdienste
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