Gesammelte Werke
und Reifen hereinzuziehen.
Es ist klar, dass nun der Reifen in die Gondel herunterfallen musste, während das ganze Gewicht der Gondel selbst mit all ihrem Inhalt nur durch die Kraft der Knöpfe gehalten wurde. Das scheint auf den ersten Blick eine sehr unzulängliche Befestigung, war es aber keineswegs, denn die Knöpfe waren nicht nur an sich sehr kräftig, sondern saßen auch so dicht beisammen, dass jeder einzelne Knopf nur einen ganz geringen Teil des Gesamtgewichts tragen sollte. Ja, wäre sogar die Gondel mit Inhalt dreimal so schwer gewesen, so hätte mich das nicht beunruhigt.
Ich hob nun den Reifen innerhalb der Kautschukhülle wieder empor und stützte ihn ungefähr in der Höhe seines früheren Platzes durch drei leichte, für diesen Zweck zugerichtete Stangen. Das geschah selbstredend, um die Hülle oben ausgebreitet und den unteren Teil des Netzwerkes in seiner ursprünglichen Lage zu halten. Alles, was jetzt noch zu tun blieb, war, die Öffnung der Hülle zu schließen, und das geschah einfach durch Zusammenraffen der Falten und festes Zusammendrehen nach innen mit Hilfe eines feststehenden Drehkreuzes.
In den Stoff der so rings um die Gondel befestigten Bedeckung waren drei kreisrunde dicke Glasscheiben eingesetzt, durch die ich mühelos in jeder horizontalen Richtung ins Weite sehen konnte. Unten am Boden befand sich in dem Bezug ein viertes ebensolches Fenster, das mit einer kleinen Öffnung im Boden der Gondel selbst korrespondierte. Das gestattete mir, senkrecht nach abwärts zu blicken; da es mir aber unmöglich gewesen war, auch oben eine ähnliche Vorrichtung anzubringen – wegen der besonderen Art jenes Verschlusses und der Falten im Stoff –, so konnte ich die Dinge in meinem Zenith nicht wahrnehmen. Das blieb aber natürlich ohne Bedeutung; denn hätte ich auch oben ein Fenster anbringen können, so hätte mir doch der Ballon selbst den Ausblick nach oben verdeckt.
Ungefähr einen Fuß unter einem der Seitenfenster befand sich eine runde Öffnung von drei Zoll Durchmesser und mit einem Messingreifen eingefasst, dessen Innenseite den Windungen einer Schraube angepasst war. In diesen Ring wurde die große Röhre des Kondensators eingeschraubt, der Kasten des Apparates befand sich selbstredend innerhalb der Kautschukkammer. Durch diese Röhre wurde eine gewisse Menge der dünnen Luft draußen von einem Vakuum in den Kasten des Apparates hereingezogen und in verdichtetem Zustand zum Entweichen gebracht, um sich mit der im Raume vorhandenen dünnen Luft zu mischen. Wenn dieser Vorgang mehrmals wiederholt wurde, so füllte er schließlich das Zimmer mit einer für alle Atmungsansprüche geeigneten Luft. In einem so begrenzten Raum musste sie aber binnen kurzem verderben und durch das häufige Ein- und Ausatmen unbrauchbar werden. Sie wurde also durch ein kleines Ventil am Boden der Gondel abgelassen, da die dicke Luft ohne weiteres in die leichtere draußen hinabsank. Zur Vermeidung der Unzuträglichkeit, wenn ich etwa für einen Augenblick die ganze Kammer zu einem Vakuum machen würde, durfte diese Erneuerung nicht plötzlich, sondern nur allmählich vorgenommen werden, das Ventil wurde nur einige Sekunden geöffnet und wieder geschlossen, bis ein paar Pumpenzüge des Kondensators die Menge der entwichenen Luft wieder ersetzten.
Um mein Experiment mit der Katze und ihren Jungen fortzusetzen, hatte ich die Tiere in ein Körbchen gesetzt, das ich an einen Knopf unterhalb der Gondel ins Freie hängte, dicht neben dem Ventil, durch das ich ihnen jederzeit Nahrung reichen konnte. Es war eine etwas gefährliche Sache, das Körbchen hinauszuhängen; ich tat es vor dem Schließen der Hülle, mit einer der vorerwähnten Stangen, an welcher ein Haken befestigt war. Sobald sich die Kammer mit verdichteter Luft füllte, wurden der Reifen und die Stützen überflüssig, da die Ausdehnung der eingeschlossenen Luft den Kautschuk gewaltig spannte.
Als ich alle diese Vorbereitungen getroffen und den Raum, wie beschrieben, gefüllt hatte, fehlten nur noch zehn Minuten an neun Uhr. Während der ganzen letzten Zeit meiner Beschäftigung litt ich infolge Atmungsbeschwerden unter dem schrecklichsten Unbehagen, und bitterlich bereute ich die Nachlässigkeit oder vielmehr Tollkühnheit, deren ich mich dadurch schuldig gemacht hatte, dass ich eine so wichtige Sache bis zum letzten Augenblick verschob. Da ich aber schließlich mit meinem Werk zu Ende gekommen war, erntete ich auch alsbald die Früchte meiner
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