Gesammelte Werke
Engpasses stieg eine wahre Mauer verschiedenartigen schweren Gerümpels in die Höhe, das der kleinste Fehltritt, den ich tat, auf meinen Kopf herabstürzen lassen konnte; oder es würde, geschah dies nicht, der Pfad durch die fallenden Massen so versperrt werden, dass ich nicht wieder zurückzugelangen imstande wäre. Der Korb war länglich und ungeschlacht, ich hätte nicht darauf Fuß fassen können. Umsonst strebte ich, den Deckel zu erreichen, in der Hoffnung, mich hinaufschwingen zu können. Gelang es mir, so hätte meine Kraft gewiss nicht ausgereicht, um mich hinüberzuziehen, und dass es mir missglückte, war jedenfalls das Beste. Endlich, bei einem verzweifelten Versuch, das Ding hochzuheben, fühlte ich ein starkes Beben an der mir zunächstliegenden Seite. Ich steckte die Hand hinein und fand, dass eines der Bretter an der von eisernen Reifen umspannten Kiste sich gelockert hatte. Mit meinem Taschenmesser, das ich zum Glück bei mir trug, gelang es mir nach harter Arbeit, das Brett loszumachen; ich kroch durch die Öffnung und entdeckte zu meiner großen Freude, dass auf der anderen Seite keine Planken seien; mit einem Wort: Es fehlte der Deckel, ich hatte mich durch den Boden durchgezwängt. Jetzt blieben keine Schwierigkeiten mehr zu überwinden, bis ich jenen Nagel an der Falltür erreichte. Mit klopfendem Herzen stand ich aufrecht, sacht drückte ich gegen die Tür. Sie hob sich nicht so rasch, wie ich hoffte, und ich drückte etwas entschiedener, noch immer fürchtend, in der Kabine einen anderen zu finden als Augustus. Doch zu meiner Verwunderung blieb die Tür unbewegt, und ich fing an besorgt zu werden; denn früher war sie fast von selbst aufgegangen. Ich stieß heftig zu – sie blieb fest; mit aller meiner Kraft – sie gab noch immer nicht nach; wütend, rasend, verzweifelnd – sie trotzte meinen äußersten Anstrengungen, und es schien klar, dass entweder das Loch entdeckt und zugenagelt oder eine ungeheure Last darauf gewälzt worden war, an deren Entfernung man nicht denken konnte.
Ich empfand tiefstes Grauen, tiefste Entmutigung. Umsonst versuchte ich für dieses Begraben meiner Person einen Grund zu ersinnen. Ich war nicht länger imstande, folgerichtig zu denken, warf mich zu Boden, ergab mich widerstandslos düstersten Vorstellungen, in denen entsetzliche Todesarten: Durst, Hunger, Ersticken, vorzeitiges Begräbnis als die hauptsächlichsten Schrecknisse auf mich eindrängten. Zuletzt gewann ich einen Teil meiner Geistesgegenwart zurück. Ich stand auf und griff mit meinen Fingern nach den Fugen der Falltür. Dann untersuchte ich sie genau, ob nicht etwa Licht hindurchschiene, aber es war keines wahrzunehmen. Dann zwängte ich mein Messer hindurch, bis ich auf einen harten Gegenstand stieß. Ich kratzte an dem Hindernis und fand, dass es eine feste, eiserne Masse war; sie fühlte sich durch die Schneide wellig an, ich schloss daher auf ein Kettenkabel. Die einzige Möglichkeit blieb jetzt, nach meinem Koffer zurückzutappen und dort entweder meinem traurigen Geschick zu unterliegen oder mich so weit zu beruhigen, dass ich einen Rettungsversuch bedenken konnte. Nach unsäglichen Schwierigkeiten gelang es mir, den Weg zurückzumachen. Völlig erschöpft sank ich auf die Matratze, und Tiger streckte sich in ganzer Länge neben mir aus, als wollte er durch seine Liebkosungen mich trösten und zu tapferem Ertragen meines Unglücks ermutigen.
Die Seltsamkeit seines Verhaltens erregte schließlich meine Aufmerksamkeit. Nachdem er eine Weile mir Gesicht und Hände beleckt hatte, hörte er plötzlich auf und ließ ein leises Winseln vernehmen. Dann streckte ich meine Hand nach ihm aus, und stets fand ich ihn mit aufgehobenen Pfoten auf dem Rücken liegen. Die häufige Wiederholung dieses Benehmens erschien sonderbar, und ich konnte keine Ursache dafür finden. Da der Hund sehr betrübt schien, schloss ich daraus, er habe eine Verletzung, erlitten; ich untersuchte seine Pfoten, fand aber keine Spur einer Wunde. Dann hielt ich ihn für hungrig und reichte ihm ein großes Stück Schinken; er fraß es gierig, begann aber sogleich wieder sein wunderliches Tun. Nun meinte ich, er leide gleich mir unter den Qualen des Durstes, und wollte diese Vermutung als richtig annehmen, als mir beifiel, dass ich ja bis jetzt nur seine Pfoten untersucht hatte, dass er möglicherweise am Körper oder am Kopf verwundet sein könnte. Ich befühlte sorgsam den Kopf, fand aber nichts. Doch als ich ihm mit der Hand
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