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Gesandter des Teufels

Gesandter des Teufels

Titel: Gesandter des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Douglass
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feststellen, dass Margaret mit beiden Händen sein Handgelenk gepackt hatte.
    Er versuchte, sich loszureißen, doch es gelang ihm nicht... Gütiger Himmel, wie konnte eine Frau so viel Kraft besitzen?
    »Du Hure!«, zischte er. »Lass mich los!«
    Durch Margarets Einschreiten war Bolingbroke wieder zur Besinnung gekommen. Und als Margarets Hände schließlich doch abrutschten und Neville seinen Arm losreißen konnte, schlug ihm Bolingbroke kräftig mit der Faust ins Gesicht.
    Benommen rutschte Neville zur Seite, und Bolingbroke rollte sich von ihm weg und kam auf die Beine.
    »Du wirst Margaret nie wieder eine Hure nennen«, zischte Bolingbroke und schlug Neville noch einmal ins Gesicht.
    Neville sackte zu Boden und ihm wurde schwarz vor Augen. Nur noch am Rande nahm er wahr, dass Margaret neben ihm kniete und ihm verzweifelt Kopf und Schultern streichelte.
    Stöhnend rollte er sich herum, spuckte Blut und versuchte blinzelnd seinen Blick zu schärfen.
    »Du bist genauso blind wie die Engel«, sagte Bolingbroke, der nun mit Nevilles Dolch in der Hand über ihm stand. »So blind, dass man dich beinahe selbst für einen Engel halten könnte.«
    »Du hättest ihn nicht so heftig schlagen sollen«, hörte Neville Margaret sagen.
    »Und was hätte ich sonst tun sollen, Meg? Zulassen, dass er uns beide umbringt?«
    Nevilles Blick wurde endlich wieder klar genug, dass er Bolingbroke mit dem Dolch in der Hand und wutverzerrtem Gesicht über sich stehen sah.
    »Ihr habt mich angelogen«, sagte Neville. »Ihr habt mich beide angelogen!« Er wischte sich mit dem Handrücken den Mund ab und betrachtete wütend das Blut, das darauf verschmiert war.
    »Wir haben dir immer nur die Wahrheit gesagt«, erwiderte Margaret.
    »Ehebrecherin!«
    Sie zuckte zusammen. »Ich bin dir immer treu gewesen, Tom.«
    Neville verzog verächtlich den Mund. »Treu? Und was war dann das, was ich gerade gesehen habe?«
    Margaret sah zu Bolingbroke hoch. »Liebster«, sagte sie. »Wir müssen es ihm sagen. Wir können nicht mehr länger warten.«
    »Liebster?«, knurrte Neville und versuchte, sich aufzusetzen.
    Bolingbroke stellte Neville einen Stiefel auf die Brust und drückte ihn wieder zu Boden.

    »Margaret und ich lieben einander, wie es nur wenige Sterbliche vermögen«, sagte Bolingbroke. »Aber nicht so, wie du denkst.«
    Neville warf ihm einen giftigen Blick zu.
    Bolingbroke sah zu Margaret hinüber und lächelte plötzlich. »Ja, du hast recht. Wir müssen es ihm sagen.«
    Er steckte sich Nevilles Dolch in den Gürtel und streckte die Hand aus, um ihm aufzuhelfen. Neville ergriff sie zögernd und zog sich daran hoch, während sich Margaret mühsam neben ihm erhob.
    Sobald er aufrecht stand, entzog Neville Bolingbroke seine Hand.
    Bolingbroke wechselte erneut einen Blick mit Margaret und sah dann wieder Neville an.
    »Margaret ist meine Schwester«, sagte er.
    Nevilles Gesichtsausdruck wurde noch feindseliger, wenn das überhaupt möglich war. »Das kann nicht sein«, sagte er.
    »Auf dieser Welt ist mehr möglich, als du dir vorstellen kannst«, sagte Bolingbroke. »Und Margaret ist meine Schwester ... nun, jedenfalls meine Halbschwester.«
    »Tom«, sagte Margaret mit sorgenvoller Miene, »Hai und ich haben denselben Vater.«
    »Lancaster war dein Vater?«, fragte Neville ungläubig.
    »Nein«, erwiderte Margaret sanft.
    »Aber ...«
    »Lancaster war weit mehr als nur ein Vater für mich«, sagte Bolingbroke und behielt Neville sorgfältig im Blick, für den Fall, dass dieser wieder gewalttätig wurde. »Aber er war nicht derjenige, der mich mit meiner Mutter Blanche gezeugt hat, und er ist auch nicht Margarets Vater gewesen.«
    »Das kann ich nicht glauben«, flüsterte Neville. »Willst du mir damit etwa sagen, dass Lancaster nicht dein Vater war?«
    Bolingbroke fuhr sich kurz mit der Zunge über die Unterlippe, sonst war ihm seine Nervosität jedoch nicht anzumerken. »Ja.«
    »Wer war es dann?«, fragte Neville. Seine Gedanken überschlugen sich ...
    Hai war ein Betrüger? Ein Bastard?
    Wieder wechselten Bolingbroke und Margaret einen Blick. »Sag es ihm«, flüsterte sie.
    Bolingbroke ergriff ihre Hand und richtete seine ruhigen, grauen Augen dann wieder auf Neville. »Unser Vater ist der Erzengel Michael.«

KAPITEL 2
    Horn Monday Im zweiten Jahr der Regentschaft Richard II. (10.
    September 1380)
    »Nein«, murmelte Neville und wich zurück, bis er an der Rückwand der Laube stand. Er hatte das Gefühl, von einer schrecklichen Kälte

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