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Gesandter des Teufels

Gesandter des Teufels

Titel: Gesandter des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Douglass
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Westminster schicken ... und dann um ihr Leben laufen. Einige von ihnen schafften es nicht.
    Die Wut der Bauern und ihre Bereitschaft, für die Freiheit zu kämpfen, erfüllten Tylers Seele mit großer Freude, doch zugleich fürchtete er, dass die sich erhebenden Volksmassen außer Rand und Band geraten könnten. Dieses gewaltige, brüllende Untier - das vorerst noch in losen Verbänden durch den Südosten Englands zog - durfte nicht ohne Führung sein, wenn es etwas erreichen wollte ... und Tyler hätte nicht gedacht, dass sich dies als derart schwierig erweisen würde und dass die losgelassene Bestie so wild werden würde.
    Nachdem die Männer aus Barming die beiden Steuereintreiber ermordet hatten, hatten sie zu den Waffen gegriffen, die ihnen am dienlichsten waren - abgesehen von den Messern, die sie an der Hüfte trugen, besaßen sie nun auch Lanzen und Stöcke, Pfeil und Bogen und Schwerter
    -, und sich mit Männern aus den Dörfern in der unmittelbaren Umgebung zusammengeschlossen: East und West Farley, Allington, Aylesforde, Ditton und East Mallyng.
    Nachdem sie sich auf einem Feld etwa zwei Meilen vor Maidstone versammelt hatten, war die Bande, die nunmehr an die zweihundert Mann zählte, auf die Stadt zumarschiert.
    Die Stadt »fiel« ohne großen Widerstand. Maidstone besaß keine Stadtmauer und war größtenteils ungeschützt. Außerdem hieß die Mehrzahl der Stadtbewohner die Bauern willkommen, da sie unter der Last der Steuern und Einschränkungen beinahe ebenso sehr litten wie ihre Nachbarn auf dem Land.
    Maidstones kleines Gefängnis wurde angegriffen, die Wärter ermordet und die Gefangenen befreit.
    Das Gerichtsgebäude der Stadt wurde niedergebrannt, mitsamt der Urkunden und Schriftstücke, die darin aufbewahrt wurden, und die Menschenmenge johlte vor Begeisterung, während sie zusah, wie die Aufzeichnungen aus beinahe fünfhundert Jahren feudaler Herrschaft vernichtet wurden.
    Nachdem sie sich um die Schriftstücke gekümmert hatten, mit denen ihre Herren ihren Anspruch auf Land und Arbeiter begründeten, wandten die Menschen ihre Aufmerksamkeit jenen zu, die einen Anspruch auf ihre Seelen erhoben. Da der Priester von Maidstone geflohen war, verließen sie die Stadt und marschierten zur Milgate Abtei eine halbe Meile weiter im Südosten, wo sie bis in die tiefe Nacht hinein wüteten, brandschatzten und die wenigen Mönche ermordeten, die zu alt und lahm gewesen waren, um davonzulaufen.
    Hier gelang es Tyler schließlich, einen Anschein von Ordnung wiederherzustellen.
    »Wollt ihr eure Kraft darauf verschwenden, Scheunen nie-derzubrennen?«, schrie Tyler der Menge entgegen, die vor ihm im Fackelschein unruhig hin-und herwogte.
    »Scheunen?«, rief einer der Männer. »Wir beseitigen hier Schmutz!«
    Zustimmendes Gemurmel erhob sich, doch Tyler ergriff wieder das Wort, ehe sich die Wut erneut anstauen und in einer Welle der Zerstörung entladen konnte.
    »Wir haben keine Zeit für so etwas!«, sagte Tyler. »Glaubt ihr etwa, man wird uns monatelang in Frieden lassen, damit wir in Ruhe zu jeder Abtei und Einsiedelei im ganzen Land ziehen können? Wenn wir etwas erreichen wollen, müssen wir schnell handeln, ehe die Fürsten etwas gegen uns unternehmen können!«

    »Er hat recht!«, schrie Jack Straw und trat neben Tyler. »Männer, ich weiß, ihr seid zornig, aber wir dürfen uns nicht verzetteln und allem einzeln hinterherlaufen wie die Gänsehirten! Wir brauchen einen Kopf, der uns lenkt, damit wir unsere Kraft auf das richtige Ziel richten können. Tyler ist ein guter Redner, und aus seinen Worten spricht seine jahrelange Erfahrung als Soldat.«
    Wieder erhob sich Gemurmel, diesmal jedoch aus Zustimmung zu Straws Worten.
    »Wir brauchen einen Kopf und einen Mund, der ausspricht, was wir alle denken«, sagte Straw. »Und ich sage euch, Tyler ist unser Mann!«
    Vereinzelte Rufe waren zu hören, doch Tylers Stimme übertönte sie.
    »Männer! Die Fürsten werden ihre Überraschung schon bald überwunden haben und gegen uns zu Felde ziehen. Wenn wir unsere Ziele bis dahin nicht erreicht haben, werden wir es niemals schaffen!«
    »Richard!«, schrie einer der Männer. »Richard wird uns helfen!«
    »Ja!«, riefen nun auch einige andere. »Er wird uns gegen unsere Unterdrücker beistehen!«
    Narren, dachte Tyler, doch er wusste, dass er die Menge in ihrem Irrtum belassen musste, wenn er sie seinem Willen unterwerfen wollte.
    »Wir müssen uns Gehör verschaffen«, sagte Tyler, hielt inne und ließ

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