Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gesandter des Teufels

Gesandter des Teufels

Titel: Gesandter des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Douglass
Vom Netzwerk:
dazu benutzen wollte, um gegen Bolingbroke vorzugehen, dass er sich nicht beherrschen konnte.
    »Ihr seid hier, um Euren Leib und Eure Seele zu retten«, sagte Tresilian ruhig. Er war ein hagerer Mann mit grauem Haar und einem schmalen Gesicht, und Neville wusste, dass er in dem Ruf stand, so viel Barmherzigkeit wie eine niedersausende Axt und so viel Wärme wie der Kadaver eines erfrorenen Tiers zu besitzen.
    »Und wird es mir auch gestattet sein, etwas zu meiner Verteidigung vorzubringen?«, fragte Neville ebenso ruhig und erwiderte Tresilians Blick.
    »Ihr seid seit über einem Jahr beobachtet worden«, sagte Thorseby und blätterte demonstrativ in einem großen Stapel von Schriftstücken, die auf dem Tisch vor ihm lagen. »Euer Verhalten als Untertan ist äußerst fragwürdig gewesen, Euer Verhalten als Mönch in höchstem Maße abstoßend und Euer Verhalten als Christ noch viel schlimmer.«
    »Ich habe meinem Gott so wahrhaftig gedient, wie es mir möglich war«, sagte Neville.
    »Ihr sprecht erst, wenn Ihr Erlaubnis dazu erhaltet!«, sagte Tresilian.
    Nevilles Augen verdunkelten sich vor Zorn, doch er sagte nichts mehr.
    Thorseby hörte auf, in den Schriftstücken zu blättern und richtete den Blick auf Neville. »Ihr könnt Euch doch sicher noch an unsere letzte Unterhaltung in Lincoln, während der Fastenzeit des vergangenen Jahres, erinnern?«
    Neville neigte den Kopf.
    »Ihr dürft antworten!«, sagte Tresilian.
    »Ja«, erwiderte Neville.

    Wenn Thorseby verärgert darüber war, dass Neville ihn nicht mit seinem Titel als »Ordensgeneral« oder auch nur mit »Vater« ansprach, ließ er es sich jedenfalls nicht anmerken. »Und erinnert Ihr Euch auch noch daran, was ich Euch damals hinsichtlich Eures Betragens vorgeworfen habe?«
    Neville verzog den Mund zu einem kleinen Lächeln. »Damals habt Ihr behauptet, ich hätte jeden Anschein von geistlichem Pflichtbewusstsein und Benehmen abgelegt. Wie mein guter Herr, der Herzog von Lancaster, es auszudrücken beliebte, sei ich ein >äußerst ungezogener Junge< gewesen.«
    Nun war es Neville doch gelungen, Thorseby zu reizen.
    Auf den Wangen des Ordensgenerals bildeten sich rote Flecken, und er schnappte nach Luft.
    »Aber«, fuhr Neville fort, ehe Thorseby etwas erwidern konnte, »dass ich jetzt der Ketzerei angeklagt bin, hat wohl etwas mit dem zu tun, was Ihr mir letztes Jahr schon vorgeworfen habt - meine Behauptung, dass mir der Erzengel Michael erschienen sei.«
    Zu Nevilles Überraschung lächelte Thorseby »Ach ja. Die Erscheinungen des Erzengels, die Ihr gehabt haben wollt. Nun, Neville, ich fürchte, Erzengel sind im Augenblick die geringsten unserer Sorgen.«
    Er hielt inne, und Neville versuchte, so ungerührt wie möglich zu erscheinen.
    Thorsebys Gesichtsausdruck verzerrte sich plötzlich zu einer wütenden Grimasse. »Stimmt es etwa nicht, Neville, dass Ihr mit Dämonen Umgang hattet?«
    Neville starrte Thorseby ungläubig an. »Ich ...«
    »Ihr seid dabei beobachtet worden!«, schrie Thorseby, der von seinem Stuhl aufgefahren war. Er hob ein Bündel Schriftstücke hoch und schleuderte es auf den Tisch. »Ich habe hier vereidigte Aussagen, die das beweisen. Neville, wollt Ihr leugnen, dass Ihr Euch auf dem Brennerpass mit einem Dämon getroffen habt? Wollt Ihr wirklich Eure Seele zur Hölle fahren lassen?«
    Neville war so überrumpelt, dass er kein einziges Wort herausbringen konnte. Wie war Thorseby an dieses Wissen gelangt? Gütiger Himmel, er hatte Thorsebys Bosheit deutlich unterschätzt.
    »Diese Aussagen«, sagte Thorseby mit leiser Stimme und beugte sich über den Tisch vor, »zusammen mit anderen, die beweisen, dass Ihr Euch in der Nähe des Dorfes Asterladen mit Dämonen getroffen habt...«
    »Das sind alles Lügen! Thorseby, ich habe mich mit diesen Dämonen nicht >getroffen< ...«
    »Ihr gebt also zu, dass Dämonen dort waren?«, sagte Tresilian sehr ruhig.
    »... reichen aus, um Euch auf den Scheiterhaufen zu bringen, Neville«, schloss Thorseby, ohne auf Nevilles oder Tresilians Worte einzugehen.

    »Und Ihr könnt sicher sein, dass ich dieses Urteil durchsetzen werde. Ich hätte Euch niemals in den dominikanischen Orden aufnehmen sollen.
    Damals schon, als Ihr Eure Geliebte ermordet habt, hätte ich erkennen müssen, dass das Böse in Euch wohnt...«
    »Ihr könnt mich nicht für Alice' Tod verantwortlich machen, Ihr teuflischer ...«
    Jetzt sprang Tresilian auf. »Ruhe!«, brüllte er, und Thorseby und Neville verstummten und

Weitere Kostenlose Bücher