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Gesandter des Teufels

Gesandter des Teufels

Titel: Gesandter des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Douglass
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blickten ihn an.
    »Ich habe genug von diesem Gerede über Dämonen und Engel«, sagte der Oberrichter, »und die Feinheiten der Ketzerei sind mir einerlei. Ich klage Euch wegen Verrats an, Neville ...«
    »Was?«
    »Es ist allgemein bekannt«, sagte Tresilian und setzte sich wieder, »dass Ihr mit dem Rebellen Etienne Marcel in Paris Umgang hattet...«
    »Im Namen aller Heiligen, mein Lord, er hat mich gefangen gehalten! Ich war an seiner Verschwörung nicht beteiligt.«
    Thorseby setzte sich nun ebenfalls und stellte grimmig fest, dass Neville offenbar bereit war, Tresilian ehrerbietig mit seinem Titel anzusprechen, ihn jedoch nicht.
    »Ihr wart an der Verschwörung nicht beteiligt?«, wiederholte Tresilian.
    »Und dennoch hattet Ihr auf Eurer gemeinsamen Reise von Florenz nach
    ... was war es gleich? ... Karlsberg doch sicher Umgang mit ihm?«
    Neville antwortete nicht. Er fragte sich, was Tresilian sonst noch alles wusste.
    »Wollt Ihr behaupten, Ihr seid sein Gefährte gewesen und hättet nicht mit ihm zusammengearbeitet?«, fuhr Tresilian fort.
    »Ich war nicht...«
    »Habt Ihr nicht bei Eurem Aufenthalt in Karlsberg Geld von Etienne Marcel entgegengenommen und ein Zeichen seiner Verbundenheit...
    einen wertvollen Siegelring?«
    Wieder zog Neville es vor, zu schweigen.
    »Ihr wisst ebenso gut wie ich«, sagte Tresilian, »dass das Entgegennehmen von Geld und einem wertvollen Gegenstand wie diesen Ring darauf hinweist, dass Ihr ein Bündnis mit Marcel eingegangen seid. Was für eine Vereinbarung habt Ihr getroffen, Neville?
    Solltet Ihr einen Aufstand in England anzetteln, während Marcel Frankreich in Stücke riss?«
    »Ich habe mit Etienne Marcel keinerlei Vereinbarung getroffen«, sagte Neville, »und ich zettle in England auch keinen Aufstand an.«
    »Warum habt Ihr dann sein Geld angenommen?«, warf Thorseby ein.
    »Und den Ring? Ihr wollt doch nicht etwa leugnen, dass Ihr das getan habt?«

    »Ich dachte nicht, dass ...«
    »Dann habt Ihr mit Eurer Gedankenlosigkeit möglicherweise Euer Todesurteil unterschrieben, Neville«, sagte Tresilian. »Außerdem glaube ich nicht, dass es Zufall ist, dass es gerade jetzt in den ländlichen Gebieten Englands zu Unruhen kommt.«
    Einen Moment lang hielt Neville vor Schreck den Atem an, weil er glaubte, Wat Tylers Verbindung mit den Unruhen und dem Hause Lancaster sei aufgedeckt worden. Dann holte er jedoch erleichtert Luft -
    Tresilian hatte keine Namen genannt und lediglich allgemein gesprochen. Der Oberrichter versuchte Neville nur zu dem Geständnis zu verleiten, dass er von dem Aufstand wusste und noch andere Mitglieder des Hauses Lancaster in die Sache verwickelt waren ... und das wäre ihm auch fast gelungen.
    »Ich behaupte, Neville«, fuhr Tresilian fort, »dass Ihr seit mindestens zwei Jahren heimlich darauf hingearbeitet habt, den englischen Thron zu erschüttern. Jetzt, in diesem Augenblick, marschieren bereits aufständische Bauern auf die Stadt zu! Und dass Bolingbroke an der Verschwörung mit beteiligt ist!« Tresilian war wieder aufgestanden und deutete mit dem ausgestreckten Zeigefinger wütend auf Neville. »Wollt Ihr leugnen, dass die Aufständischen Euren Befehlen gehorchen und dass sie Richard ermorden und stattdessen Bolingbroke auf den Thron setzen wollen?«
    »Ja. Das sind nichts als Lügen.« Neville wurde plötzlich klar, dass sie ihn hinrichten würden, ganz gleich, was er sagte. Die Entscheidung stand bereits fest. Das Verhör war nur ein Schauspiel, das ihnen eine Entschuldigung dafür liefern sollte, sein Todesurteil zu unterzeichnen.
    Herr im Himmel! Neville dachte an Margaret, und tiefe Trauer stieg in ihm auf. Dann dachte er daran, dass die Welt in Trostlosigkeit und Chaos versinken würde, wenn die Dämonen nicht besiegt wurden, und dass all jene, die er liebte, gemartert und ermordet werden würden, und er wurde von einer solchen Verzweiflung gepackt, dass der Boden unter ihm zu schwanken schien.
    »Leugnet Ihr, dass es Verschwörer gibt, die Richard seines Throns entheben wollen?«
    Neville zögerte einen Moment zu lange. »Wenn Richard ein gottergebener Mann ist, hat er nichts zu befürchten«, erwiderte er schließlich, doch noch während die Worte seinen Mund verließen, wurde ihm klar, dass er das Falsche gesagt und viel zu spät reagiert hatte.
    Tresilian ließ die Hand sinken und wandte sich an die mitschreibenden Laienbrüder. »Euch ist sicher aufgefallen, ihr Herren, dass er meine letzte Frage nicht verneint hat.«

    Er warf

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