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Gesandter des Teufels

Gesandter des Teufels

Titel: Gesandter des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Douglass
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die Felder ihrer Heimatdörfer, doch schließlich, als ihre Zahl immer weiter anwuchs, marschierten sie zielgerichtet auf die größeren Ortschaften und Städte zu.
    Wo sie auf noch mehr tote Steuereintreiber und weitere Verbündete stießen.
    Und während sich die Männer zusammenrotteten, wuchsen ihr Zorn und ihre Entschlossenheit. Die Kopfsteuer hatte das Fass zum Überlaufen gebracht - sodass das dunkle Wasser des Sees nun in einer großen, zerstörerischen Welle über das ganze Land hinwegschwappte.
    Doch die Steuer war nicht der einzige Grund. Das Volk von England hatte erkannt, dass dies vielleicht seine einzige Chance war, seine Herrscher zu zwingen, ihm dieselben Rechte und Freiheiten zuzubilligen wie den Adligen und Geistlichen.
    Und während die wachsenden Banden aus mit Lanzen und Stöcken bewaffneten Männern mit lautem Gebrüll durch die Straßen und Felder ihrer heimatlichen Grafschaften zogen, kamen ihnen noch andere Einfälle, abgesehen von ihrem ursprünglichen Vorhaben, ihrer Beschwerde über die Kopfsteuer Ausdruck zu verleihen. Sie erinnerten sich an die Dokumente und Schriftstücke, die in Gerichten und Herren-häusern aufbewahrt wurden und aufgrund derer ihre Herren glaubten, das Recht zu besitzen, sie an ihre Scholle zu binden. Und an die Wochen und Monate, in denen sie das Land ihrer Herren bearbeitet hatten, anstatt auf ihren eigenen Feldern arbeiten zu können.
    Sie erinnerten sich daran, dass die hohen Geistlichen Englands im Überfluss lebten, der mit dem Schweiß und der Arbeit der Bauern bezahlt wurde. Und an die Pennys, die sie dem Priester in ihrer Gemeinde geben mussten, wenn sie ihre Kinder taufen oder ihre Eltern begraben lassen wollten, und die Steuern, die sie zahlen mussten, um Erlösung zu erlangen.
    All diese Pennys verließen England und wanderten in die Kassen der verderbten römischen Kirche, über die ein ehrlicher Mann höchstens noch spotten konnte, seit zwei - oder waren es drei oder gar fünf oder sechs? - Päpste sich darüber stritten, wer von ihnen das Recht besäße, mit Gottes Stimme zu sprechen.
    Und natürlich das Recht, über den gewaltigen Reichtum zu verfügen, den die Kirche gläubigen Bauern aus der Tasche gezogen hatte, die noch immer darauf hofften, dass das Leben nach dem Tod besser sein würde als jenes, das sie im Diesseits führten.
    Nun, vielleicht wurde es Zeit, dafür zu sorgen, dass sich das Leben im Diesseits verbesserte, anstatt den verführerischen Worten von Fürsten und Priestern zu lauschen, die behaupteten, es sei Gottes Wille, dass sie im Diesseits litten, damit sie im Jenseits erlöst werden konnten.

    Die Bauern wurden von abtrünnigen Priestern und Mönchen begleitet, die Visionen einer besseren Zukunft für sie heraufbeschworen und damit ihre Wut auf die Fürsten und Geistlichen Englands noch weiter anstachelten. Wer brauchte schon eine ganze Hierarchie von Priestern, wenn man lediglich die Bibel lesen musste, um Erlösung zu erlangen?
    Kein Wunder, dass sich die römische Kirche weigerte, die Heilige Schrift aus dem Lateinischen in die Sprache des einfachen Volkes übersetzen zu lassen! Der große Meister Wycliffe hatte recht, wenn er sagte, die verderbte Kirche sei so sehr der Sünde verfallen, dass sie nicht mehr das Recht besäße, im Namen Gottes so viel Reichtum und Land zu besitzen.
    Und dazu auch noch so große Ländereien! Der römischen Kirche gehörte nahezu ein Drittel des gesamten Gebiets von England. Wozu brauchte die Kirche diesen Reichtum, wenn nicht, um damit den sündhaften und verschwenderischen Lebenswandel der hochrangigen Geistlichen zu finanzieren?
    Vielleicht sollte man das Land und den Reichtum dieser fremdländischen, gleichgültigen und lasterhaften Kirche stattdessen lieber unter dem Volk verteilen.
    Und während die Banden durch das Land zogen und ihre Zahl weiter anwuchs, nahm auch ihre Wut nie gekannte Ausmaße an. Sie mussten sich wehren - jetzt gleich! - oder die Adligen und hochrangigen Geistlichen würden sie auf ewig in der Sklaverei halten.
    Niemand stellte sich ihnen auf ihrem Marsch durch England in den Weg.
    Die Armee des Königs befand sich in Frankreich und im Norden des Landes, um die verfluchten Schotten in ihren nebelverhangenen Hügeln und Mooren in Schach zu halten. Und die Stadtwachen der Ortschaften waren zu klein, um sich den mordlustigen Banden von Bauern entgegenzustellen. Manche schlossen sich ihnen sogar bereitwillig an.
    Die Fürsten konnten lediglich verzweifelte Hilferufe nach

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