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Gesandter des Teufels

Gesandter des Teufels

Titel: Gesandter des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Douglass
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Lord.«
    Neville blickte auf. »Was für Berichte?«
    Courtenays Augen zuckten kurz zur offenen Tür hinüber, und Neville konnte seine Ungeduld kaum beherrschen. Dieser neugierige Lauscher soll verflucht sein.
    »In London wimmelt es nur so von Gerüchten«, sagte Courtenay, wischte das Barbiermesser ab und steckte es wieder ein. Er würde es den Wachen auf dem Weg nach draußen vorzeigen müssen, um zu beweisen, dass er Neville nichts dagelassen hatte, das dieser als Waffe benutzen konnte.
    »Was für Gerüchte?«
    »Über Banden wütender Männer, die merkwürdige Reden über die Befreiung aus der Knechtschaft schwingen.«
    Neville wartete, während Courtenay nach den richtigen Worten suchte.
    »Es heißt«, sagte Courtenay und reichte Neville saubere Unterkleider,
    »dass diese Männer nach London marschieren wollen, um unserem König Richard ihre Beschwerden vorzutragen.«
    Neville blickte seinen Knappen an. Er verstand zwar seine Worte, doch er begriff nicht, was Courtenay ihm damit sagen wollte.
    Der Knappe erwiderte seinen Blick. »Viele fürchten sich vor dem unvermeidlichen Durcheinander, das entstehen würde, sollte eine raubende und brandschatzende Horde in London einfallen«, sagte Courtenay vorsichtig. »Lord Bolingbroke macht sich große Sorgen wegen der Verräter und Mörder, die dadurch möglicherweise auf freien Fuß gelangen.«
    Neville nickte und zog langsam die Unterkleider an, während er nachdachte. Wenn tatsächlich bewaffnete Horden nach London kamen, böte sich jedem Halunken die Gelegenheit, das daraus entstehende Chaos zu seinen eigenen Zwecken zu nutzen.
    Und Neville zweifelte nicht daran, dass Blackfriars eines der ersten Gebäude wäre, die angegriffen würden.
    Natürlich von rechtschaffenen Halunken.
    Er wollte beinahe lächeln, doch dann fiel ihm ein, was das Ganze noch zu bedeuten hatte, und er sprang auf. »Herr im Himmel, Robert! Bring Margaret und Rosalind aus der Stadt! Wenn es wirklich so schlimm ist, wie du sagst, dann ...«
    »Ich werde mein Bestes tun, mein Lord, aber Eure verehrte Gemahlin wird sich vermutlich weigern, die Stadt ohne Euch zu verlassen.«
    Neville packte Courtenay an den Schultern. »Robert...«

    »Ich werde tun, was ich kann, mein Lord!«
    Neville nickte und versuchte nicht daran zu denken, dass Margaret und Rosalind womöglich von einer außer Kontrolle geratenen Menschenmenge niedergetrampelt oder ein Opfer der Flammen werden könnten, wenn die Aufständischen die Stadt anzündeten.
    »Ruf Bolingbroke zu Hilfe«, sagte Neville. »Wenn er Margaret nicht davon überzeugen kann, die Stadt zu verlassen, dann schafft es niemand.«
    Courtenay nickte und reichte Neville eine Tunika. »Kommt, mein Lord, Ihr wollt Euren Anklägern doch nicht in Unterkleidern gegenübertreten?«
    Neville brachte es nicht fertig zu lächeln.

    Der Dienstag und der Mittwoch während der Oktave des Fronleichnamsfest Im zweiten Jahr der Regentschaft Richard II.
    (29. und30. Mai 1380)
    Die Stimmung im ländlichen England war zwar düster, hatte aber noch keine bedrohlichen Ausmaße erreicht. Tyler kam es wie ein dunkler See mit brodelnden Unterströmungen vor -an der Oberfläche schien alles ruhig, doch jeden Moment konnte sich die Wut, die sich angestaut hatte, gewaltsam Luft machen.
    Er und seine Verbündeten hatten jahrelang den Samen dieses Aufstands in die Herzen der Menschen gepflanzt, doch Tyler hätte nie gedacht, dass er sich einmal verselbstständigen könnte ... und dieser Gedanke bereitete ihm Sorge.
    Seit er vor neun Tagen in Barming angekommen war, hatten sich die Ereignisse überschlagen. Von Barming aus hatten sich die Gerüchte wie flinke Fische durch die stillen Gewässer des ländlichen England verbreitet. Auch von anderen Dörfern waren Gerüchte und der Aufruf zum Handeln ausgegangen, denn viele von Tylers Vettern und Verwandten hatten nur darauf gewartet, dass er ihnen mittels seiner Gedanken das Stichwort gab, ebenfalls für Unruhe zu sorgen.
    Die beiden Steuereintreiber, die vor sieben Tagen in Barming eingetroffen waren, hatten den Ort nicht wieder verlassen. Ihre Leichen fütterten inzwischen die Fische in den Zuchtteichen.
    Und sie waren nicht die Einzigen, die ihr Leben gelassen hatten. Überall in Essex, Surrey, Sussex und Suffolk verrotteten die Leichen von Steuereintreibern auf den Feldern und Äckern.
    Bauern begannen sich zu Banden zusammenzuschließen, erst nur ein paar Dutzend, dann Hunderte und schließlich Tausende. Anfangs zogen sie lediglich über

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