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Gesandter des Teufels

Gesandter des Teufels

Titel: Gesandter des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Douglass
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An ihrer Südmauer floss die Themse entlang, während die anderen Seiten von einem tiefen Festungsgraben geschützt waren, der vom Fluss gespeist wurde. Die doppelten Mauern der Anlage umschlossen etwa sechzehn Morgen Land mit Gärten, Baracken, mehreren Palais, Galerien, Sälen und dem viereckigen normannischen Bergfried aus weißem Kalk-und Sandstein, der als White Tower bekannt war.
    Von der Landseite her war die Festung über eine Brücke zu erreichen, die am südwestlichen Ende der Mauer über den Burggraben verlief. Die Brücke führte zum Löwentor, das seinen Namen der königlichen Menagerie aus halb verhungerten exotischen Tieren verdankte, die es beherbergte. Dahinter befand sich der äußere Verteidigungsring, eine freie Fläche zwischen den doppelten Mauern.
    Es gab noch einen weiteren Eingang: ein Wassertor, das in die Südmauer eingelassen war und durch das Boote von der Themse her in die Festungsanlage hineinfahren konnten. Über dem Wassertor ragte ein großer Turm namens St. Thomas auf, in dem gelegentlich der König residierte.
    An diesem Tag wirkte er jedoch abweisend und verlassen.
    Der Kahn legte an dem kleinen Kai neben St. Thomas an, und Bolingbroke sprang an Land und beugte sich zu Mary hinüber, um ihr beim Aussteigen behilflich zu sein.
    Er runzelte die Stirn, nachdem er einen Blick auf ihr Gesicht geworfen hatte, und sah kurz zu Margaret hinüber.
    Sie nickte leicht und gab Bolingbroke zu verstehen, dass sie sich ebenfalls Sorgen um Mary machte, fragte sich jedoch zugleich auch, wie echt seine Besorgnis tatsächlich war. Sie ging zu Mary hinüber, ergriff ihre Hand und schenkte ihr ein Lächeln, das Mary dankbar erwiderte.
    Margaret murmelte Mary etwas zu, doch diese schüttelte den Kopf und erwiderte etwas, das die Sorge in Margarets Augen ein wenig zu besänftigen schien.

    Nachdem Whittington aus dem Kahn ausgestiegen war, wandte er sich an Bolingbroke: »Mein Fürst, ich werde Euch hier verlassen. Ich muss wieder zu den Bürgern der Stadt zurückkehren.«
    Bolingbroke nickte. »Wie sieht die Stimmung bei ihnen aus? Auf wessen Seite stehen sie?«
    Whittington dachte einen Moment lang nach, ehe er antwortete. »Nach der Randale und Gewalt des heutigen Morgens werden die meisten Stadtbewohner von ihren Vettern vom Land erst einmal die Nase voll haben«, sagte er schließlich. »Ich glaube nicht, dass Wadsworth Schwierigkeiten haben wird, heute Abend die Stadtwachen wieder einzusetzen. Allerdings«, fuhr er fort, als Bolingbroke etwas erwidern wollte, »stehen meine Brüder und Schwestern in der Stadt den Beschwerden der Aufständischen immer noch mit großer Sympathie gegenüber. Viele von ihnen teilen sie sogar. Richard wäre gut beraten, den Aufständischen mit Großmut zu begegnen und sie mit sanfter Hand zu lenken.«
    Wieder wollte Bolingbroke etwas erwidern, und wieder kam Whittington ihm zuvor.
    »Wenn Richard nicht Großmut und Güte walten lässt«, sagte er leise und blickte Bolingbroke fest in die Augen, »wird das Volk von seinem König möglicherweise sehr enttäuscht sein.«
    Bolingbroke holte tief Luft. Er hatte verstanden. »Ich danke Euch, Whittington«, sagte er. »Ich glaube, ich werde es Richard überlassen, wie er vorgehen will.«
    Whittington schnaubte verächtlich. »Ihr seid ein scharfsinniger, gerissener Mann«, sagte er. »Genauso gut könnt Ihr Richard eine Schaufel reichen, damit er sich sein eigenes Grab gräbt.«
    Ein merkwürdiger, grimmiger Ausdruck trat in Bolingbrokes Gesicht.
    »Habe ich das nicht gerade gesagt?«
    Whittington nickte. »Ja, mein Freund. Das habt Ihr. Und irgendwann einmal, wenn Ihr König seid und ich Oberbürgermeister bin, werden wir uns an diesen Tag erinnern und ein Gläschen Wein auf Wat Tyler erheben.«
    Plötzlich schimmerten Tränen in Bolingbrokes Augen. Er streckte die Hand aus, drückte kurz Whittingtons Schulter und wandte sich dann ab.
    Die Männer, die das Fallgitter am Verrätertor bewachten, zögerten nicht lange, als sie erkannten, wer sich auf der anderen Seite befand.
    Bolingbroke dankte ihnen und führte seine Gefährten unter dem steinernen Torbogen hindurch in den äußeren Verteidigungsring. In der inneren Mauer befand sich ein weiterer Turm mit einem Tor, das als Garden Gate bekannt und ebenfalls durch ein herabgelassenes Fallgitter geschützt war.

    Auch dieses wurde hochgezogen, als Bolingbroke seinen und die Namen seiner Gefährten nannte.
    Hinter dem Garden Gate befanden sich einige Obstgärten und

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