Gesandter des Teufels
Anhöhe standen, die Tyler ausgewählt hatte, damit alle Männer gut sehen konnten, konnte Richard in nicht allzu großer Entfernung das Aufblitzen von Stahl erkennen.
Die Blicke der Aufständischen waren auf ihn gerichtet und nicht auf das, was sich ihnen von hinten näherte.
Richard schaute zu Tyler hinab und lächelte.
»Ihr seid ein Narr und ein Ketzer«, sagte Richard, »und Ihr habt für Eure Gefährten nichts erreicht.«
Hinter Richard sprang einer von Wadsworth' Edelleuten, ein Mann namens John Standish, vom Pferd, eilte so rasch auf Tyler zu, dass niemand ihn aufhalten konnte, und rammte ihm sein Schwert in den Leib.
Tyler stöhnte auf und sackte in sich zusammen, doch ehe er zu Boden sank, sah er noch einmal zu Richard hoch und sagte: »Heute habe ich meinen Gefährten die Freiheit geschenkt. Ihr seid einfach nur zu töricht, das zu begreifen.«
Bolingbroke zuckte zusammen, und Margaret stieß ein Wimmern aus.
Neville fragte sich, was geschehen war.
»Er liegt im Sterben!«, sagte Bolingbroke, und Margaret begann zu weinen.
Als Tyler zu Boden sank, gab Wadsworth seinem Pferd die Sporen, ritt auf ihn zu und stach ihm mehrmals mit seinem Schwert in Brust und Bauch. Die Menge schrie auf.
»Hört mich an!«, rief Richard und wendete sein Pferd im Kreis, damit alle sein Gesicht sehen und seine Worte hören konnten. »Hört mich an!
Euer verräterischer Anführer ist tot, und ihr habt verloren. Schaut!
Schaut nach Osten und Nordosten. Von dort kommen Ritter und Soldaten herbei, um euch niederzumachen. Reißt mich in Stücke, wenn ihr wollt, doch wisset, dass ihr damit euer eigenes Todesurteil unterschreibt.«
Mit wild klopfendem Herzen ritt Northumberland an Richards Seite, um ihn vor allen zu schützen, die die Waffe gegen ihn erheben wollten.
Doch die Aufständischen zögerten, während ihre Blicke unsicher hin und her zuckten. Einige Rufe waren zu hören, als sie die große Streitmacht entdeckten, die sich ihnen aus zwei Richtungen näherte.
Sie suchten nach jemandem, der ihnen sagen konnte, was sie tun sollten, doch ihre Anführer waren allesamt niedergestreckt. Während Tyler erstochen worden war, waren andere Soldaten aus der Eskorte des Königs vorgeritten und hatten auch Jack Straw, John Haies und John Ball niedergeschlagen.
»Kehrt in eure Hütten zurück«, schrie Richard, »bevor ich den Befehl gebe, euch alle töten zu lassen!«
»Majestät«, sagte Northumberland und versuchte, Richard am Arm zu packen. »Um Himmels willen, das reicht!«
Richard schüttelte ihn ab, richtete sich in seinen Steigbügeln auf und schrie: »O ihr Nichtswürdigen, die ihr Schande bringt über Land und Meer! Leibeigene wart ihr und werdet es immer sein. Ihr sollt eine Knechtschaft erfahren, weitaus schlimmer noch als jene, der ihr bisher unterworfen wart. Verschwindet! Abschaum seid ihr, dass ihr es gewagt habt, so mit mir zu sprechen.«
Northumberland ließ den Blick über die Szenerie schweifen. Er war vollkommen entgeistert und konnte kaum glauben, dass er und Richard immer noch am Leben waren. Gütiger Himmel! Die Menge hätte sie in Stücke reißen müssen, trotz der Streitmacht, die ihnen zu Hilfe kam.
Doch die Aufständischen waren nach Tylers Tod führerlos und unentschlossen, und jetzt stolperten sie übereinander, in ihrer Eile das Feld zu verlassen, ehe die Streitmacht eintraf oder sich irgendjemand ihre Namen und Gesichter einprägen konnte.
»Ihr Nichtswürdigen!«, schrie Richard noch einmal, inzwischen schon fast heiser. »Ihr abscheulichen und armseligen Kreaturen! Abschaum seid ihr! Dreck! Nichtsnutzige Würmer!«
Die Berittenen hatten nun die äußersten Reihen der flüchtenden Aufständischen erreicht, und Stahl blitzte auf, sauste nieder und tränkte den Boden mit dem Blut des englischen Volkes.
Während er die Schreie hörte und dem Gemetzel zusah, wurde Northumberland von einer schrecklichen Kälte erfüllt.
Ihr seid ein Schwachkopf, Richard, dachte er. Tyler und ein paar
der Bauern mögt Ihr niedergeschlagen haben, aber seht Ihr denn
nicht, dass im Verborgenen weitaus größeres Unheil lauert?
Lancaster stöhnte und regte sich. »Mein Freund?«, sagte er.
Er richtete sich halb auf und schaute an Bolingbroke und Neville vorbei zur Tür des Gemachs hinüber.
Die Tür sprang auf, und Wat Tyler betrat das Gemach. Sein Gesicht war von Wunden übersät und von tiefer Sorge gezeichnet, und seine Tunika und die Gamaschen waren blutbefleckt, doch ein friedlicher Ausdruck lag auf
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