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Gesandter des Teufels

Gesandter des Teufels

Titel: Gesandter des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Douglass
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seinem Gesicht und seine Augen funkelten vor Freude.
    »Mein Fürst«, sagte Tyler, ohne auf Neville zu achten, und nickte Bolingbroke und Margaret kurz zu.
    Sie lächelten ihn an, während ihnen Tränen über die Wangen liefen.
    »Mein Fürst«, sagte Tyler noch einmal, »wir gehören jetzt in eine andere Welt. Ihr müsst mit mir kommen.«
    »Mit Freuden«, sagte Lancaster und stand mit jugendlicher Frische vom Bett auf, als sei er vollkommen unverletzt.
    Bolingbroke trat einen Schritt zurück, um Lancaster und Tyler Platz zu machen.
    »Was geschieht hier?«, fragte Neville.
    »Wir verabschieden uns von unseren Freunden«, sagte Bolingbroke leise.
    »Jetzt sei still, denn wir dürfen sie nicht stören.«
    Lancaster hakte sich bei Tyler unter und lächelte ihn an. »Nun, Wat, ich glaube fast, du hast schon wieder Unfug angestellt!«
    Tyler zwinkerte ihm zu. »So wie Ihr ausseht, hättet Ihr Euch wohl besser von der Küche fernhalten sollen!«
    Lancaster brach in schallendes Gelächter aus und ließ sich von Tyler zur Tür führen.
    »Hai...«, sagte Neville.
    »Sei still!«, zischte Bolingbroke.
    Doch Lancaster und Tyler gingen nicht durch die Tür hinaus. Stattdessen tat sich in der Luft vor ihnen eine flimmernde Öffnung auf. Dahinter war eine weite Blumenwiese zu sehen, die sich bis zu einem kleinen Hügel in der Ferne erstreckte. Neville glaubte, auf der Hügelkuppe ein großes Kreuz aufragen zu sehen, doch er war sich nicht sicher. Kurz darauf waren die beiden Männer hindurchgetreten, und die Öffnung hatte sich wieder geschlossen.
    »Wohin sind sie gegangen?«, fragte Neville, der nicht mehr länger an sich halten konnte.
    »Dorthin, wo die Liebe regiert«, sagte Bolingbroke.
    »Nach Hause«, sagte Margaret.
    Und dann öffnete sich die Tür des Gemachs - die wirkliche Tür, die sich in der abscheulichen, widerwärtigen Welt des Diesseits befand -, und Richard kam herein.
    Sein Gesicht war von schrecklicher Wut verzerrt.
    Er schaute zum Bett hinüber - als Neville sich umdrehte, um seinem Blick zu folgen, sah er zu seinem Erstaunen Lancasters Leichnam darauf liegen -, ging dann auf Bolingbroke zu und deutete mit dem Finger auf ihn.
    »Eure Zeit ist gekommen, Verräter«, sagte Richard. »Eure Ländereien und Titel und die Eures Vaters werden beschlagnahmt und gehen in meinen Besitz über, und Ihr und die Euren« - er machte eine Handbewegung, die den ganzen Raum und Bolingbrokes gesamte Familie umfasste - »werdet aus diesem Königreich verbannt. Euch droht die Todesstrafe, solltet Ihr jemals wieder hierher zurückkehren.«
    Richard holte Luft, und die Entschlossenheit schwand ein wenig aus seinem Gesicht, als er sah, dass Bolingbroke nicht mit der Wimper gezuckt hatte.
    »Ihr werdet niemals hierher zurückkehren!«, schrie Richard. »Oder Ihr seid des Todes! Habt Ihr mich verstanden?«
    Bolingbroke bedachte ihn mit einem verächtlichen Lächeln, reichte dann Margaret die Hand und nickte Neville zu. »Kommt«, sagte er.
    Richard starrte ihnen hinterher, während sie das Gemach verließen, und sah dann wieder zu Lancasters Leichnam hinüber.
    Er begann triumphierend zu lachen.
    TEIL 2
    Die Jungfrau und der Falke
    Ihr Männer von England habt kein Recht auf das Königreich
    Frankreich. Ich, die Jungfrau Johanna, bringe Euch Kunde vom
    König des Himmels und befehle Euch, Eure Festungen zu verlassen
    und in Euer Heimatland zurückzukehren. Wenn Ihr Euch weigert,
    werde ich einen solchen Schlachtruf gegen Euch erheben, dass Ihr
    ihn niemals wieder vergessen werdet. Ich hätte Euch auf
    herkömmlicherem Wege Nachricht geschickt, doch [Ihr habt meine
    Herolde ergreifen lassen.]

    Jeanne d'Arcs Brief an den Oberbefehlshaber der englischen Armee
    in Orleans, der mit einem Pfeil hinter die englischen
    Verteidigungslinien geschossen wurde

KAPITEL 1
    Am Fest des heiligen Barnabas Im zweiten Jahr der Regentschaft
    Richard II. (Montag, li. Juni 1380) Von religiöser Inbrunst erfüllt, verließen sie La Roche-Guyon in einem großen, funkelnden Konvoi aus Pferden und Stahl. An der Spitze ritt Jeanne auf ihrem rötlich grauen Hengst, den sie allein mit der Sanftheit ihrer Stimme lenkte. Über ihrem Kettenhemd trug sie eine elfenbeinfarbene Tunika, auf die ein goldenes Kreuz gestickt war. Ihr Kopf mit dem kurzgeschnittenen Haar war nicht unter einem Helm verborgen, damit jeder ihr Gesicht sehen konnte. Hinter ihr ritt ein Jun-ker, der die Standarte des heiligen Michael und des heiligen Gabriel trug.
    Orleans lag etwa vier oder

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