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Gesandter des Teufels

Gesandter des Teufels

Titel: Gesandter des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Douglass
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zu.
    »Hure«, sagte er.
    »Und stolz darauf«, erwiderte sie und lachte.
    Philipp und Katherine - die in ihrem tiefblauen Umhang und Reitkleid einfach hinreißend aussah - lächelten einander zu. »Es wäre besser«, sagte Philipp zu den beiden Frauen, »wenn ihr etwas weiter hinten im Heer rittet. Falls wir angegriffen werden ...«
    »Ich hoffe, dass wir tatsächlich angegriffen werden«, warf Karl ein, »und dass meine verderbte Mutter und meine Schwester die Ersten sind, die die Klingen der Banditen zu spüren bekommen.«
    »Passt auf, was Ihr sagt«, warnte Philipp Karl.
    »Es spielt keine Rolle«, sagte Isabella und machte eine wegwerfende Handbewegung. »Wenn wir tatsächlich von Banditen angegriffen werden, bin ich mir sicher, dass unsere heilige Jungfrau sie im Nu vertreiben wird.«
    »Gott wird Euch irgendwann noch Eure Zunge nehmen«, fauchte Karl, und sein Gesicht wurde noch röter.
    Isabella lachte noch einmal. »Ich würde ihm ein weitaus verlockenderes Körperteil anbieten«, sagte sie und zwinkerte Philipp zu. »Ob er wohl widerstehen könnte?«
    »Katherine«, sagte Philipp, »es wäre wahrlich besser, wenn du mit deiner Mutter weiter hinten im Heer rittest.«
    »Wie?«, rief Katherine. »Und das Wunder verpassen, das Jeanne uns für diesen Tag in Aussicht gestellt hat?«
    Philipp seufzte und gab auf. Wenn er tatsächlich geglaubt hätte, dass ihnen ein Angriff drohte, hätte er darauf bestanden, dass die beiden Frauen an einen sicheren Ort zurückkehrten. Doch kein Räuber würde eine Streitmacht von dieser Größe angreifen, und im Umkreis von fünfzig Meilen gab es keine Engländer.
    Außerdem war es schön, Katherine und Isabella an seiner Seite zu haben, die mit ihrem Frohsinn und ihrem scharfzüngigen Spott Karls bedrückende Launenhaftigkeit etwas auflockerten.
    Sie ritten etwa fünf Stunden lang, bis sie bei der Stadt und Burg Montlhery angelangt waren, die sich beiderseits der Hauptstraße südlich von Paris in Richtung Orleans erstreckte. Karls Laune besserte sich ein wenig, als sie auf die alte Burg zuritten, die auf einem Hügel über der Landschaft thronte. In der Stadt, die um die Burgmauern herum entstan-den war, befand sich einer der wichtigsten Märkte Frankreichs, doch die Aussicht, etwas Seide zu einem günstigen Preis zu erwerben, war nicht der Grund für Karls plötzliche Hochstimmung. Die Burg gehörte seit mehreren Generationen der königlichen Familie, und Karl und Katherine hatten viele Sommer dort verbracht.
    Wenn ich es richtig anstelle, dachte Karl, erlaubt mir jeanne
    vielleicht, während der Dauer des Feldzugs in den Mauern der Burg
    zu bleiben. Sie wird gewiss nicht das Wagnis eingehen wollen,
    dass ich mich Orleans zu sehr nähere. Hier werde ich sicher sein
    und ...
    »Wie ich gehört habe«, sagte Philipp und sah blinzelnd gegen die Sonne zu der Burg auf dem Hügel hinüber, die in zwei Meilen Entfernung vor ihnen aufragte, »haben die Engländer geschworen, Montlhery dem Erdboden gleichzumachen, wenn es ihnen jemals gelingen sollte, die Burg einzunehmen.«
    Karl blinzelte. »Montlhery ist eine der sichersten ...«
    »Der Herzog von Burgund hat die Burg vor achtzig Jahren ohne große Anstrengungen erobert«, sagte Philipp und konnte sich fast das Lachen nicht verkneifen, als er Karls enttäuschte Miene sah. Zweifellos hatte
    der Narr vorgehabt, für die Dauer des Krieges in den Mauern dieser
    Burg auszuharren.
    »Ach so«, sagte Karl.
    »Nun«, ließ sich Isabella vernehmen, »für diese Nacht wird uns die Burg sicher ausreichend Schutz bieten. Ich für meinen Teil kann es kaum erwarten, vom Pferd zu steigen.«
    »Es muss Euch merkwürdig vorkommen, einmal diejenige zu sein, die oben sitzt«, sagte Karl gehässig.
    Isabellas Gesicht verzog sich vor Wut - eher über die Tatsache, dass es ihrem Sohn gelungen war, sie zu ärgern, als über seine Worte selbst-doch sie verbiss sich jede scharfe Erwiderung, als sich Jeanne unerwartet zu ihnen gesellte.
    Karl lächelte und nickte ihr zu, froh darüber, dass sie gerade in dem Augenblick gekommen war, als es ihm endlich einmal gelungen war, über seine Mutter zu triumphieren.
    »Werden wir über Nacht hier haltmachen?«, fragte er Jeanne.
    »Ja, Hoheit«, sagte Jeanne, »aber wir werden nicht auf direktem Weg zur Burg reiten. Majestät, seht Ihr das kleine Wäldchen dort?«
    Sie richtete sich - trotz des schweren Kettenhemds recht anmutig - in den Steigbügeln auf und deutete auf ein Waldstück, das sich auf einer Anhöhe im

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