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Gesandter des Teufels

Gesandter des Teufels

Titel: Gesandter des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Douglass
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und Northumberland brachte sein Pferd neben Richard und Wadsworth zum Stehen und wendete es leicht, damit er die Männer auf den Mauern des Towers im Blick behalten konnte.
    Wenn Gott mit ihnen war, würde er ihnen doch sicher ein Zeichen
    schicken.
    Die Stimme eines Mannes war zu hören, und Northumberland drehte sich danach um.
    »Verehrter König Richard«, sagte Wat Tyler, der aus den Reihen der Bauern hervorgetreten war. »Ich begrüße Euch auf diesem Stück Land, das vom englischen Volk regiert wird.«
    Ich regiere über dieses Land und jede Seele darin, dachte Richard, doch er ließ sich nichts anmerken. Er fühlte sich gefasst und selbstsicher. Die Worte, die Northumberland ihm ins Ohr geflüstert hatte, bevor sie den Bergfried verlassen hatten, hatten ihm Kraft gegeben.

    Und der Gedanke, dass Robert im Tower hoffnungsvoll auf seine Rückkehr wartete, nährte seinen Stolz.
    Heute Abend würden er und Robert gemeinsam lachen und sich dem Liebesspiel hingeben und über den großen Triumph reden, den er, Richard, auf diesem Feld errungen hatte.
    »Ihr wünscht, mich zu sprechen«, sagte Richard, und seine Stimme hallte über die Menge hinweg. Er hielt kurz inne, um sich an ihrem Klang zu ergötzen, und fuhr dann fort: »Und hier bin ich!«
    Jubel brach los, und Richard lächelte.
    Doch sein Lächeln erreichte seine Augen nicht.
    »Majestät«, sagte Tyler und fragte sich insgeheim, aufweiche Weise er wohl den Tod finden würde, »das brave Volk von England ist gekommen, um Euch seine Beschwerden vorzutragen.«
    Richards Blut geriet in Wallung, und seine Augen blitzten drohend.
    »Es sind keine Beschwerden gegen Euch, Hoheit«, fuhr Tyler fort,
    »sondern gegen die Adligen und Geistlichen, die Euch mit Lügen täuschen und uns unterdrücken.«
    »Beschwerden?«, fragte Richard.
    »Ja, Hoheit. Im-Schweiße unseres Angesichts und mit krummem Rücken versorgen wir England mit Nahrung und Reichtum, und dennoch werden wir wie die niedersten Tiere behandelt. Wir werden versklavt und mit Steuern belegt, die alles übersteigen, was ein Mensch ertragen kann. Wir sind Menschen, keine Tiere, und wir haben dieselben Rechte und Freiheiten verdient wie andere Menschen!«
    Tyler schloss seine Rede mit einem Ruf, der von der Menge aufgegriffen wurde. »Freiheit! Freiheit!«
    »Freiheit?«, fragte Richard mit leiser Stimme. »Und was für eine
    >Freiheit< soll das sein?«
    »Wir bitten darum, dass Ihr uns von den Ketten der Leibeigenschaft befreit«, sagte Tyler. »Wir bitten Euch, uns und unseren Nachkommen die Freiheit zu schenken. Wir wollen eigene Felder besitzen dürfen, so wie die Edelleute. Stammen wir nicht ebenfalls von Adam und Eva ab?
    Wir bitten Euch, Hoheit, die Kopfsteuer zurückzunehmen und auch all die anderen hohen Steuern, denn Ihr habt keine Vorstellung davon, wie sehr sie uns erdrücken.«
    »Ihr wollt eigene Felder besitzen?«, fragte Richard. »Wie soll das gehen?
    Wem soll ich das Land wegnehmen, um es euch zu geben?«
    »Der verfluchten Kirche!«, schrie ein Mann, der sich zu Tyler gesellt hatte.
    Richard konnte nur mit Mühe ein verächtliches Lächeln unterdrücken.
    Dieser Mann war ein ehemaliger Geistlicher!

    »Mein Freund John Ball«, sagte Tyler und deutete auf den Mann, »fragt sich ebenso wie viele andere, warum die römische Kirche in unserer schönen Heimat einen von drei Morgen Land besitzt. Dienen wir dem Land denn nicht besser als diese verderbten fremdländischen Schweinehunde? Wenn Ihr den Reichtum der Kirche unter dem englischen Volk verteilt, werden wir alle frei sein!«
    Richard öffnete den Mund, um etwas zu erwidern, doch in diesem Moment erregte Northumberland seine Aufmerksamkeit.
    Der Graf nickte leicht, und sein Blick wanderte kurz zu den Soldaten auf den Bastionen hinüber.
    Richard lächelte und blickte zu Tyler hinab.
    »Meister Tyler«, sagte er, »Eure Worte sind nicht von der Hand zu weisen.«
    Lancaster hatte die Augen geschlossen, sein Atem klang noch rasselnder, und seine Hand ruhte schlaff in Margarets.
    »Es wird nicht mehr lange dauern«, sagte Bolingbroke, und Tränen liefen ihm über die Wangen.
    Richard lehnte sich auf seinem Pferd zurück, als würde er über Tylers Worte nachdenken, und während er dies tat, blickte er verstohlen zu den Soldaten auf den Bastionen hoch. Einer von ihnen winkte in Richtung Nordosten, ein anderer nach Osten.
    Richard sah wieder nach vorn - in östliche Richtung. Vom Rücken seines Pferdes aus und dadurch, dass sie auf einer kleinen

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