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Gesandter des Teufels

Gesandter des Teufels

Titel: Gesandter des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Douglass
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fünf Tagesritte in südlicher Richtung.
    Die Mehrzahl der Männer des Heeres folgte Jeanne bedingungslos. Gott hatte ihnen eine Heilige geschickt, die sie zum Sieg gegen die verhassten Engländer führen würde, und an diesem schönen Sommermorgen würde ihr Feldzug beginnen.
    Philipp und Karl, die einige Schritte hinter Johanna und ihrer Eskorte ritten, standen dem Abenteuer jedoch eher mit gemischten Gefühlen gegenüber.
    Karl bereute bereits, dass er sich von der Jungfrau zu diesem Wagnis hatte überreden lassen. Er wurde hier doch eigentlich gar nicht gebraucht! Seine Anwesenheit war doch bei dem ganzen Unterfangen sicher nicht erforderlich!
    Und noch dazu bei einem solch gefährlichen Unterfangen.
    Er schmollte und brütete vor sich hin, denn er wollte nicht, dass Jeanne oder irgendjemand sonst erfuhr, dass er eigentlich lieber sein ganzes Leben als Adliger an einem kultivierten Hof verbringen würde, wo es ihm an nichts mangelte. Vielleicht in Avignon, denn dort wurde niemals Krieg geführt. Dort ging es weitaus zivilisierter zu.
    Wer wollte schon mit einer Armee in den Krieg ziehen?
    Warum hatte Gott beschlossen, dass er derjenige sein sollte, der die Krone trug?
    Warum hörte niemand auf seine verderbte Mutter?
    Doch die verfluchte Jeanne mit ihrem frommen Blick, die von der Hand Gottes beschützt wurde, hatte die verdammten Adligen und Soldaten, die nach La Roche-Guyon gekommen waren, davon überzeugt, dass Karls Königsherrschaft eine gute und gerechte Sache war.
    Eine, für die es sich zu kämpfen lohnte.

    Karl sackte noch mehr in sich zusammen, als er die Trompeten hinter sich hörte. Irgendwo am Ende des Heereszugs war ganz leise eine Stimme zu hören, die einen triumphalen Lobgesang anstimmte, und kurz darauf fielen Dutzende, Hunderte anderer Stimmen mit ein.
    Gott war Frankreich wohlgesonnen, und die Männer marschierten dem Sieg entgegen.
    Philipp, der hin und wieder zu Karl hinübersah und den verdrießlichen Ausdruck auf seinem Gesicht bemerkt hatte, glaubte nur zu gut zu wissen, was der Schwachkopf dachte. Er und Katherine hatten sich bis spät in die Nacht hinein über diesen Feldzug und die sich daraus ergebenden Möglichkeiten unterhalten. Es waren unzählige.
    Philipp grinste in sich hinein, während er gelassen auf seinem Schlachtross saß und sich die Sonne auf Haupt und Schultern scheinen ließ. Jeannes größte Schwäche war die Sache, der sie sich verschrieben hatte: Karl. Und ihre Schwäche wiederum war Philipps größte Stärke.
    Ganz gleich, was Jeanne tat und ob sie tatsächlich von Gott auserwählt war, Karl würde letzten Endes ihr Untergang sein.
    Und erst jetzt wurde Philipp klar, wie er sich die Situation zunutze machen konnte. Doch es würde noch eine Weile dauern, ehe er aus Jeannes Schwäche einen Vorteil ziehen und den einfältigen Karl zu seinen Zwecken einspannen konnte. Ehe er gefahrlos gegen die Jungfrau von Frankreich vorgehen konnte.
    In der Zwischenzeit sollte Jeanne ruhig ein Königreich für ihn gewinnen.
    Eine plötzliche Bewegung zu seiner Rechten riss Philipp aus seinen Gedanken: Es war Karl, der sich mit finsterer Miene am Sattel seines Schiachtrosses festhielt, das gescheut hatte, als unerwartet ein Kaninchen aus dem Unterholz gebrochen war.
    Philipps Grinsen wurde breiter.
    Dann bemerkte er eine Bewegung zu seiner Linken und drehte sich um.
    Katherine und Isabella hatten mit ihren Zeltern zu ihm aufgeschlossen.
    Die beiden Frauen hatten nicht zurückbleiben wollen, als die Männer in den Krieg gezogen waren, und wenn er in scherzhafter Stimmung war, fragte sich Philipp, ob sie womöglich heimlich in Männerkleidern an der bevorstehenden Schlacht teilnehmen wollten, um ihren Feinden die schmalen Klingen ihrer Waffen in den Leib zu stoßen -und diese Feinde kämpften nicht immer unbedingt unter englischem Banner.
    Er würde es ihnen durchaus zutrauen.
    Isabella sah an Philipp vorbei zu Karl hinüber, der sein Schlachtross inzwischen wieder in seine Gewalt gebracht hatte. Wenn auch mithilfe eines Knappen, der vorgeritten war und die Zügel von Karls Reittier ergriffen hatte, um es daran zu hindern, durchzugehen.

    »Es ist eine wahre Schande«, sagte Isabella zu ihrem Sohn, ohne auch nur den Anschein von Liebenswürdigkeit zu wahren, »dass ich nicht mit dem Stallmeister das Lager geteilt habe. Vielleicht hättest du dann ein paar Fähigkeiten im Umgang mit Pferden geerbt.«
    Karl lief rot an und warf seiner Mutter einen hasserfüllten, wütenden Blick

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