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Gesandter des Teufels

Gesandter des Teufels

Titel: Gesandter des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Douglass
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nicht weiter, dass ich das Kind verloren habe«, sagte Mary und ihr Lächeln schwand.
    Margaret brach es fast das Herz. »Er sorgt sich um dich«, sagte sie.
    »O ja«, sagte Mary, und ihr bitterer Tonfall ließ Margaret zusammenzucken.
    »Ich dachte, es würde dich freuen, dass er nicht wütend ist«, sagte Margaret. »Hast du dich nicht deswegen gefürchtet?«
    »ja«, sagte Mary und schwieg eine Weile. »Aber er hat nicht lange um das Kind getrauert, und jetzt macht er viel zu viel Aufhebens um mich.
    Er weiß seine Gleichgültigkeit nicht gut zu verbergen. Zorn wäre mir lieber als Gleichgültigkeit, Margaret.«
    Margaret rückte ein wenig näher an Mary heran und ergriff ihre Hand
    »Ach, Mary«
    »Er hat von mir alles bekommen, was er wollte«, sagte Mary, und ihre Augen füllten sich mit Tränen. »Schon vor einer Weile. Und ich glaube nicht, dass er überhaupt einen Sohn von mir will. Ich ... ich weiß nicht, was er will, Margaret, aber mich auf keinen Fall.«
    »jeder weiß, dass du die beste Gemahlin für Bolingbroke bist...«
    Mary entzog Margaret ihre Hand. »Du solltest dich in der Kunst des Lügens üben, meine Liebe«, sagte Mary, »wenn du es an Hals Hof zu etwas bringen willst.«
    »Ich ...«
    »Ach, Margaret, es tut mir leid. Der Verlust des Kindes hat mich bitter gemacht.« Sie streichelte Margarets Hand. »Aber ich bin sehr froh, dass es dir gut geht. Ich werde mich mit dir freuen, wenn dein Kind geboren wird, und damit werde ich mich zufriedengeben müssen.«
    »Bolingbroke hat dich nicht verdient«, flüsterte Margaret, und dieses Mal wusste Mary, dass sie es ehrlich meinte.

KAPITEL 5
    Am Fest des heiligen Swithin Im zweiten Jahr der Regentschaft Richard II. (Montag, 16. Juli 1380)

    Ralph Neville, Baron von Raby und Graf von Westmorland, saß im großen Saal seiner Festung Sheriff Hutton im Norden und ließ seinen kleinen Sohn auf den Knien auf und ab hüpfen. Ganz in der Nähe hatte sich seine Gemahlin Johanna niedergelassen, die bereits mit ihrem nächsten Kind schwanger war, und säumte ein Kindernachthemd.
    Das Kind lachte, und Raby lächelte, dankbar, dass es ihm vergönnt war, etwas Zeit mit seiner neuen Gemahlin und seinem Sohn zu verbringen.
    Zugleich ärgerte er sich aber auch über die Untätigkeit, zu der er verdammt war. Er war ein Krieger, kein Kindermädchen, und er wünschte sich nichts sehnlicher, als wieder Seite an Seite mit Königen und Prinzen auf dem Schlachtfeld kämpfen zu können oder mit ihnen das Schicksal des Landes zu lenken.
    Doch dazu würde in der nächsten Zeit keine Gelegenheit sein ... es sei denn, Bolingbroke gelang das Unmögliche.
    Während der letzten Wochen hatte sich Raby alle Mühe gegeben, unter der Hand herauszufinden, wie viel Unterstützung Bolingbroke unter den Adligen Englands noch besaß. Viele waren immer noch auf seiner Seite, doch sie waren vorsichtig ... zu vorsichtig. Während sich so mancher Baron oder Graf insgeheim über Richard und de Vere beschwerte, war bislang noch keiner von ihnen bereit gewesen, aufzustehen und zu sagen: »Ich besitze Männer und Schwerter ... und ich werde Bolingbroke unterstützen.« Keiner wollte den Anfang machen.
    Raby betrachtete das Gesicht seines Sohnes und fragte sich, was die Zukunft für ihn bereithalten mochte. Würden der Einfluss der Familie Neville und ihre Ländereien langsam schwinden, während de Veres Macht größer wurde? Würden sein Sohn und alle weiteren Söhne nach ihm irgendwann einmal selbst das Land bestellen müssen, um genug zu essen zu haben?
    Ihn schauderte bei dem Gedanken, doch dann schalt er sich für seine allzu lebhafte Einbildungskraft. Richard würde irgendwann eine große Dummheit begehen, und dann würden es die Adligen sehr eilig haben, sich hinter Bolingbroke zu stellen.
    Es war nur eine Frage der Zeit. »Mein Fürst?«
    Raby zuckte leicht zusammen. Er war so sehr in Gedanken und den Anblick seines Sohnes versunken gewesen, dass er das Herannahen seines Knappen nicht gehört hatte.
    »Ja, Will?«
    »Mein Fürst, Ihr habt Besuch.« Will trat einen Schritt beiseite, damit Raby sehen konnte, wer am anderen Ende des Saals stand.
    Raby holte tief Luft. Ist die Zeit gekommen? Ist das der richtige Mann?

    Als er sah, dass Raby sein Kind seiner Gemahlin übergab und sie und seinen Knappen darum bat, den Saal zu verlassen, nickte Heinrich Percy, Graf von Northumberland, seinem Sohn ermunternd zu und ging zu Raby hinüber.
    Raby kam ihnen durch den Saal entgegen.
    »Ich grüße

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