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Gesandter des Teufels

Gesandter des Teufels

Titel: Gesandter des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Douglass
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Augenblick nicht ertragen. Im Verlauf ihrer letzten Schwangerschaft hatte Mary viel von ihrer Unschuld verloren: Sie war sich jetzt sicher, dass Bolingbroke sie nicht liebte und sie nun, da er ihre Ländereien besaß, auch nicht mehr brauchte. Sie wusste zwar, dass die meisten Verbindungen unter Adligen eher Zweckehen waren, die nicht aus Liebe geschlossen wurden, und dass die Eheleute im Allgemeinen trotzdem ganz gut miteinander auskamen.

    Doch sie wollte so gern gebraucht werden, wenn schon nicht geliebt, und sie wusste nur zu gut, dass Bolingbroke sie nicht im Geringsten brauchte.
    Sie fragte sich, ob ihre fortschreitende Krankheit eine Belastung für ihn war oder ihn eher erleichterte.
    Sie wusste, dass Bolingbroke nach ihrem Tod nicht lange um sie trauern würde.
    Eines Nachts, vier oder fünf Wochen nachdem sie in Gent angekommen waren, hatte sich Bolingbroke zu ihr ins Bett gelegt und ihre Brust liebkost, doch Mary war unter seiner Berührung erstarrt, und Bolingbroke hatte seine Hand zurückgezogen und sich wortlos von ihr abgewandt.
    Danach verbrachte er manche Nächte nicht in ihrem Gemach.
    Mary fragte ihn nicht, wohin er ging.
    Hin und wieder trafen Nachrichten aus England ein. Margaret erfuhr nur wenig über ihren genauen Inhalt, nur dass sie von Raby und ein oder zwei anderen Adligen stammten. Bolingbroke schien über die Neuigkeiten weder übermäßig erleichtert noch bedrückt zu sein, und als Margaret Neville nach Einzelheiten fragte, sagte er nur, dass er nicht damit rechne, dass sie den Winter in Gravensteen würden verbringen müssen.
    »Zur Weihnachtszeit werden wir wieder in der Heimat sein«, sagte er, als sie abends zusammen im Bett lagen, und strich mit der Hand über ihren gewölbten Leib. »Und zur Geburt des Herrn werden wir auch die Geburt unseres Sohnes feiern können.«
    Margaret heiterten seine Worte nicht sonderlich auf, denn am Ende der nächsten Weihnachtszeit würde sich entscheiden, ob Bolingbroke und sie gewonnen oder verloren hatten. Thomas würde bei der Geburt ihres Kindes seine Wahl treffen müssen - für sie oder für die Engel. Dann würde er auch erfahren, was sie wirklich war.
    Auf Bolingbrokes Anweisung hin, hatte Raby Hals Habseligkeiten, die aus dem Savoy Palace gerettet worden waren -und das war nicht wenig, denn das meiste hatte sich in den Gemächern unter dem Palast befunden und war vom Feuer
    «"W 208 verschont geblieben - nach Gravensteen schicken lassen. Neville hatte gestöhnt, als drei Wochen nach ihrer Ankunft zwei vollbeladene Barkassen an der Burg ankamen, denn unter den Kleidern, Schultertüchern, Kerzen und Juwelen befand sich auch Bolingbrokes gesamter Schriftverkehr.
    Bolingbroke hatte jedoch gelacht, als er Nevilles Gesicht sah, und ihm versichert, dass die Korrespondenz erst einmal warten konnte. »Wir werden nie wieder einen Sommer wie diesen erleben«, hatte er gesagt.
    »Nie wieder werden wir so viel Freiheit genießen.«

    Und so hatte der verwundete Falke seine Flügel in der Sonne ausgebreitet und wartete nun auf die passende Gelegenheit, sich wieder in die Lüfte zu erheben.
    Im frühen August, als die Sommerhitze endlich nachließ und langsam dem Herbst wich, erwachte Gravensteen aus seiner Trägheit.
    Bolingbroke war in einem großen, luftigen Gemach mit Blick auf den Fluss untergebracht, und seine Familie versammelte sich hier oft am späten Nachmittag. Mary saß meist am Fenster, mit Näharbeiten auf dem Schoß, das Kinn in die Hand gestützt, und blickte versonnen auf den sanft dahinplätschernden Fluss hinaus. Manchmal leistete Margaret ihr Gesellschaft und spielte leise auf der Laute oder sie gesellte sich zu Bolingbroke und Neville, wenn diese es wünschten.
    Agnes hatte ihren Platz in der Nähe der Tür und war im Gegensatz zu Mary fleißig mit Nähen beschäftigt.
    Salisbury, Courtenay und mehrere andere Mitglieder des Hauses Bolingbroke saßen am Tisch im warmen Licht des Spätnachmittags, spielten Karten oder Würfel und redeten und scherzten miteinander -
    doch stets so leise, dass sie Mary nicht in ihren Gedanken oder Margaret beim Lautenspiel störten.
    Zu Margarets, Nevilles oder Marys Füßen spielte häufig Rosalind mit einem Wollknäuel. An diesem Tag hatte sie sich jedoch von der Stimmung der Erwachsenen anstecken lassen und war auf einem Stuhl neben Mary eingeschlafen.
    Hin und wieder schlossen sich ihnen auch der Graf und seine Gemahlin an, doch an diesem Nachmittag waren sie zu dem großen Platz gegangen, der an

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