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Gesandter des Teufels

Gesandter des Teufels

Titel: Gesandter des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Douglass
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gegangen war, war sie bleich und still gewesen, und keine der Frauen hatte Einspruch dagegen erhoben, dass sie eines der wertvollen Betten erhielt. Doch bereits am ersten Tag ihrer schrecklichen Seereise hatte sich ihr Zustand zusehends verschlechtert.
    Als das Schiff das offene Meer erreicht hatte, war Mary beim Schaukeln des Gefährts so übel geworden, dass sie immerzu würgen musste. Und am Abend des ersten Tages hatte sie Margaret zugeflüstert, dass sie glaube, Blut zu verlieren. Bei Einbruch der Nacht waren ihre Blutungen besorgniserregend, wenn auch noch nicht wirklich schlimm gewesen.
    Keine der Frauen hatte gewusst, was man dagegen tun konnte.
    Margaret hatte nach Bolingbroke oder Neville schicken lassen wollen, doch die Tür ihrer Kabine war verriegelt. Eine der flämischen Frauen hatte Margaret berichtet, der Kapitän des Schiffes glaube, die Anwesenheit von Frauen an Deck würde Seeungeheuer anlocken. Und keiner der Matrosen hatte ihren Rufen Beachtung geschenkt.
    Möglicherweise waren ihre Männer ebenfalls in ihrer Kabine eingesperrt.
    Am nächsten Tag hatte sich Marys Zustand ein wenig gebessert. Die Blutung hatte aufgehört, und obwohl ihr immer noch übel war, ging es ihr nicht schlimmer als den anderen Frauen.
    Salisbury hatte am Nachmittag den Kopf zur Tür hereingesteckt und sich nach dem Befinden der Frauen erkundigt. Margaret hatte hilflos auf Mary gedeutet - aber was konnten sie schon tun? Salisbury sagte ihr, dass es Bolingbroke und Neville genauso schlecht erging wie ihnen und dass es keinen Arzt an Bord des Schiffes gäbe, der ihr Leiden ein wenig lindern könnte.
    »Sagt Bolingbroke, dass Mary krank ist«, hatte Margaret Salisbury aufgetragen, und er hatte genickt und war gegangen, doch Margaret wusste, dass Bolingbroke nicht kommen würde, um nach seiner Gemahlin zu sehen.
    Ein Kind zur Welt zu bringen oder zu verlieren, war Sache der Frauen.
    Männer hatten dabei nichts zu suchen.
    Außerdem, dachte Margaret hoffnungslos, als Mary am Morgen des dritten Tages wieder leichte Blutungen bekam,
    hat Hai gewusst, dass das passieren würde, und wenn er Mary
    verlor, brachte ihn das seinem Ziel lediglich einen Schritt näher.
    Inzwischen hatten sie sich dem Land genähert und seit fast einem Tag konnten sie nun schon die Küste sehen. Die rauen Schreie der Möwen und anderen Meeresvögel waren ständig durch die Schiffswand zu hören, und das Meer roch plötzlich anders. Manchmal konnte Margaret ferne Stimmen hören, als würden Matrosen auf vorbeifahrenden Schiffen ihnen etwas zurufen.
    An diesem Morgen - Margaret hatte keine Ahnung, was für ein Tag es war, denn in der elenden Welt der Kabine schien die Zeit stehen geblieben zu sein - lag Margaret zusammen mit Mary eng aneinandergeschmiegt in einer der Kojen. Inzwischen waren sie beide so abgemagert, dass sie sich die wertvolle Matratze teilen konnten, wenn sie auf der Seite lagen. Der Tag war gerade erst angebrochen. Trübes Licht fiel durch die Planken des Decks über ihnen herein, und die Stiefel der Matrosen trampelten bereits seit geraumer Zeit über ihren Köpfen herum.
    Obwohl Margaret Marys Gesicht nicht sehen konnte, wusste sie, dass sie wach war.
    »Mary?«, flüsterte sie und legte prüfend die Hand auf Marys Brustkorb.
    Mary atmete heftig und flach.
    Lange Zeit antwortete sie nicht. Dann seufzte sie, während sie ein Schauer durchlief, und sagte: »Ich glaube, ich verliere nun doch das Kind, Margaret.«
    Margaret hielt sie fest im Arm und weinte. Nach einer Weile stand sie auf und tat, was getan werden musste, während eine der Frauen ihr zur Hand ging.
    Viel konnten sie nicht ausrichten, denn wie bei ihrer vorhergehenden Schwangerschaft war das, was Mary schließlich zur Welt brachte, alles andere als menschlich. Es war ein dunkler Fleischklumpen, auf dem einige Haare sprossen, und an einem Ende der weichen Masse befand sich ein einzelnes Auge.
    Die Frau, die Margaret half, verzog bei dem Anblick das Gesicht, doch auf Margarets leise Anweisung hin wickelte sie das tote Wesen in ein Tuch ein und schaffte es beiseite.
    Währenddessen machte Margaret es Mary so bequem wie möglich -
    zumindest die Blutung hatte nach der Geburt aufgehört -, setzte sich neben sie, strich ihr über die Wange und versuchte sie zu trösten.
    »Er wird so wütend auf mich sein!«, flüsterte Mary und blickte Margaret aus großen, schmerzerfüllten Augen an.
    »Das wird er nicht«, erwiderte Margaret und wusste, dass sie die Wahrheit sprach. Hai würde

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