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Gesandter des Teufels

Gesandter des Teufels

Titel: Gesandter des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Douglass
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lassen - Richard und die Percys waren gleichermaßen der Überzeugung gewesen, dass Lancaster durch seine Herrschaft über Kastilien in dem Gebiet zu viel Macht besaß -, und Hotspur hätte außerdem seine Fähigkeiten als Feldherr unter Beweis stellen können. Bislang hatte er sich lediglich durch seine Feldzüge gegen die verfluchten Schotten einen Namen gemacht. Und obwohl auch das nicht zu verachten war, hätte sich Hotspur durch ein paar siegreiche Schlachten auf dem Kontinent gern noch größeren Ruhm erworben.
    Frohen Mutes war er deshalb nach Bordeaux gezogen. Doch dann war es zu Verzögerungen gekommen, weil Richard zu lange gewartet hatte, die Geldmittel, die für den Feldzug benötigt wurden, zur Verfügung zu stellen. Und als Hotspur Bordeaux endlich verlassen konnte, hatte Pedro seine Schwierigkeiten längst selbst geregelt.
    Hotspur hatte in der Hafenstadt wie auf glühenden Kohlen gesessen, während sich Lancaster und seine Anhänger in der Heimat zweifellos über den Rand ihrer Weinbecher hinweg zugezwinkert hatten.
    Als Richard ihn über den Aufstand in Limoges unterrichtet hatte, hatte Hotspur mit seiner Armee Bordeaux innerhalb von zwei Tagen verlassen, um seiner Wut und Erniedrigung Luft zu machen.
    Limoges hatte schrecklich gelitten, und tief in seinem Inneren war sich Hotspur bewusst, dass er mit der Stadt und ihren Einwohnern zu grausam umgegangen war.
    Aber er hatte sich abreagieren müssen, um dem Gelächter Lancasters und seiner Anhänger etwas entgegenzusetzen, und deshalb hatte er sämtliche Einwohner der kleinen Stadt umbringen lassen. Und das nur, weil sie ihre Loyalität gegenüber Prinz Karl und dieser Heiligen, der Jungfrau von Frankreich, bekundet hatten.
    Manchmal wachte Hotspur mitten in der Nacht aus Albträumen voller Rauch und dem Gestank von brennendem Menschenfleisch auf.
    Albträume, bei denen er nicht wusste, ob es Limoges war, das er da brennen sah, oder ob er womöglich in der Hölle gelandet war.
    Vielleicht gab es zwischen beidem auch gar keinen Unterschied mehr.
    Als Nächstes war Hotspur, wieder auf Richards Befehl hin, nach Orleans marschiert, um die Stadt einzunehmen. Vielleicht konnte er hier wenigstens dafür sorgen, dass sein Name nach der Schlacht mit Ruhm bedeckt war und nicht mit Grauen wie bei Limoges.
    Hotspur wusste, dass es ihm gelingen würde, Orleans einzunehmen ...
    wenn Richard ihm nicht wieder einen Strich durch die Rechnung machte.
    Die Streitmacht, die Hotspur in Bordeaux versammelt hatte und mit der er nach Norden marschiert war, war vergleichsweise klein - es waren nur etwa acht-bis neuntausend Mann. Schließlich war sie ursprünglich nur dazu gedacht gewesen, einem recht unbedeutenden spanischen Grafen zu Hilfe zu kommen. Hotspur verfügte nicht über genügend Soldaten, Ausrüstung und Vorräte, um eine Stadt wie Orleans erfolgreich belagern zu können.
    An diesem Osterdienstag saß er etwa drei Meilen von Orleans entfernt, umgeben von seinen Befehlshabern, hoch zu Ross und blickte schweigend zu der Stadt hinüber.
    Orleans lag am Nordufer der Loire. Die Stadt verfügte über vier Tore zum Land hin und ein Flusstor, das über eine große und gut geschützte Brücke zu erreichen war, die vom Südufer der Loire zur Stadt hinüberführte.
    Der Oberbefehlshaber der französischen Garnison in Orleans hatte dafür gesorgt, dass, Stunden bevor die Engländer überhaupt in Sicht gekommen waren, sämtliche Stadttore verriegelt worden waren.
    Nun, darüber war Hotspur nicht im Geringsten verwundert. Die geschlossenen Tore an sich beunruhigten ihn nicht weiter - Menschen, die dem Hungertod nahe waren, öffneten ihre Stadttore bereitwilliger als solche, die gut genährt waren. Sie mussten Orléans lediglich aushungern, ehe französische Verstärkung eintraf. Und wer sollte schon kommen?
    Der hasenfüßige und feige Karl vielleicht? Oder diese heilige Jungfrau, von der Hotspur schon so viel gehört hatte? Hotspur wusste, dass die Stadt über umfangreiche Vorräte verfügte, die vielleicht sogar ausreichen würden, zwei oder drei Monate lang dem Hunger trotzen zu können, doch es wäre seine Aufgabe, dafür zu sorgen, dass die Bewohner der Stadt keine neuen Vorräte erhielten.
    Und Hotspur war sich nicht sicher, ob ihm das gelingen würde.
    Die Mauern der Stadt waren gut geschützt, mit hohen Wehrtürmen und Tausenden von Soldaten, sodass Hotspur zum Schutz seiner eigenen Männer seinen Belagerungsring etwa eine halbe Meile vor der Stadt würde aufbauen

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