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Gesandter des Teufels

Gesandter des Teufels

Titel: Gesandter des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Douglass
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ihn förmlich anbeteten?
    Als sie die Kathedrale verließen, deren fröhliches Glockengeläut ganz London erfüllte, wandte sich Bolingbroke mit Mary an seiner Seite grüßend den rufenden und jubelnden Menschen zu, die sich auf den Stufen und im Vorhof der Kathedrale drängten.
    »Ist es nicht ein Tag der Freude?«, sagte Bolingbroke lächelnd zu Neville und Margaret.
    »Richard wird mit Sicherheit davon erfahren«, sagte Neville.
    »Ach«, sagte Bolingbroke, »heute kümmert mich das nicht ... Beim Heiland, Tom, pass auf, hinter dir!«
    Die Menschenmenge um sie herum hatte sich plötzlich geteilt, als wäre eine riesige Hand dazwischengefahren. Wo sich eben noch eine geschlossene, jubelnde Menge um Neville und Margaret gedrängt hatte, waren nun an die vierzig schwerbewaffnete Soldaten mit Lanzen aufgetaucht, die sich auf sie zu bewegten.
    Nevilles erster Gedanke war, Margaret in Sicherheit zu bringen, damit ihr nichts geschah, und erst im nächsten Moment wurde ihm klar, dass diese Männer es nicht auf Bolingbroke, sondern auf ihn abgesehen hatten.
    Chaos brach um sie herum aus.

    Im selben Moment, als Neville Margaret auf die Seite gedrängt hatte, war Mary vorgetreten und hatte sie fest an sich gezogen, fort von den Soldaten.
    Margaret wehrte sich und schrie, aus Furcht um ihren Gemahl, doch Mary ließ sie nicht los.
    Bolingbroke trug an diesem Tag kein Schwert, und nun verfluchte er sich dafür. Er machte einen Schritt nach vorn und packte die Lanze des ersten Soldaten, der sich Neville näherte.
    Robert Courtenay und Roger Salisbury, die beide am Fuß der Treppe mit den Pferden gewartet hatten, ließen die Zügel los und eilten die Stufen hinauf. Dabei zogen sie ihre Schwerter, die sie glücklicherweise am Morgen angelegt hatten.
    Ein Aufschrei ging durch die Menge, weil sie glaubte, Bolingbroke würde angegriffen.
    Die Soldaten stürzten nach vorn. Vier von ihnen packten Neville, während die anderen ihn umstellten.
    »Ich befehle euch, ihn freizulassen«, rief Bolingbroke. Seine Hand rutschte von der Lanze ab, die er gepackt hielt, und er taumelte rückwärts.
    Courtenay und Salisbury hatten ihn inzwischen erreicht, doch sie standen nur hilflos da und wussten nicht, was sie tun sollten.
    Der Anführer der Soldaten trat vor und verneigte sich ehrerbietig vor Bolingbroke.
    »Mein Prinz«, sagte er, »wir kommen, Euch zu schützen.« Dann hob er die Stimme und rief der Menge zu: »Wir sind wegen Neville gekommen, nicht wegen Bolingbroke! Neville hat seinen Herrn verraten und ihn in große Gefahr gebracht.«
    Die Menschen wichen unter lautem und unmutsvollem Gemurmel zurück. Was kümmerte sie Neville?
    »Er lügt!«, brüllte Bolingbroke ebenso erstaunt wie wütend.
    »Wie lautet die Anklage?«, fragte Neville. »Wie lautet denn nur die Anklage? Und wer hat sie vorgebracht?«
    »Ihr seid der Ketzerei angeklagt«, sagte der Anführer der Soldaten, jede Ehrerbietung war aus seiner Stimme gewichen. »Durch den Ordensgeneral Thorseby.« Der Anführer hielt inne, um die allgemeine Lage und die Stimmung der Menge abzuschätzen, und kam dann zu dem Schluss, dass ein wenig Erfindungsgabe gefragt war. »Und Ihr sollt außerdem Pläne geschmiedet haben, um Lord Bolingbroke zu Fall zu bringen ...«
    »Er lügt!«, rief Bolingbroke noch einmal. Diesmal klang Verzweiflung in seiner Stimme mit.

    Doch die Umstehenden achteten nicht auf ihn. Neville? Ein Verräter ihres strahlenden Prinzen Hai? Das Murmeln der Menge schwoll an und die Gesichter wurden finsterer.
    »Tom!«, schrie Margaret, die sich immer noch in Marys Griff wand.
    »Ihr sollt in das Kloster Blackfriars gebracht werden«, sagte der Anführer, nunmehr erleichtert, dass sich der Zorn der Menge nicht mehr gegen ihn und seine Männer richtete. »Und Euch dort vor einem Gremium verantworten, unter der Leitung von ...«
    »Thorseby«, knurrte Neville und sah durch den Wald von Lanzen hindurch zu Bolingbroke hinüber. Thorseby, der in Richard einen Verbündeten gefunden hat.
    »Ja«, sagte der Anführer der Soldaten.
    »Wird er auf dem Scheiterhaufen brennen?«, fragte eine hoffnungsvolle Stimme in der Menge.
    »Nein!«, schrie Margaret.
    Neville blickte Bolingbroke immer noch in die Augen. »Kümmere dich für mich um Margaret«, sagte er.
    Und dann zerrten ihn die bewaffneten Soldaten weg und schleppten ihn die Stufen der St. Paul's Kathedrale hinunter.
    Margaret gelang es endlich, sich von Mary loszureißen, und sie klammerte sich wild an Bolingbrokes Arm.
    Er sah

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