Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gesandter des Teufels

Gesandter des Teufels

Titel: Gesandter des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Douglass
Vom Netzwerk:
müssen, womöglich sogar in noch größerer Entfernung.
    Das bedeutete, dass er seine Männer in einem weiten Kreis um die Stadt verteilen müsste ... und er verfügte nicht über genügend Soldaten, um das zu tun, ohne dass sie dadurch angreifbar wurden.
    Letzten Endes würde es ihm nicht gelingen, die Stadt vollkommen zu umstellen. Stattdessen würde er seine Männer an gut geschützten Standorten an Schlüsselpositionen entlang der Zugangsstraßen verteilen müssen - von denen es immerhin zwölf gab! -, um zu verhindern, dass Nahrungsmittel oder Verstärkung in die Stadt gelangten.
    Und dann war da noch der Fluss ...
    Er hatte nicht genügend Männer!
    »Verflucht! «, murmelte Hotspur. Seine Befehlshaber blickten ihn an und beneideten ihn nicht um seine Aufgabe.
    »Gibt es denn immer noch keine Nachricht von Richard?«, fragte Hotspur Lord Thomas Scales, einen seiner direkten Untergebenen.
    Hotspur konnte sich schon nicht mehr erinnern, wie viele Botschaften er Richard in den Wochen, seit der König ihm den Befehl erteilt hatte, nach Orleans zu marschieren, geschickt hatte, mit der verzweifelten Bitte um mehr Männer, mehr Vorräte, mehr Ausrüstung ... mehr Unterstützung, verflucht noch mal!
    »Leider nein, mein Fürst«, erwiderte Scales.
    »Verdammter Mistkerl«, murmelte Hotspur, und Scales wusste, dass er nicht ihn damit meinte. Tief in seinem Herzen ahnte Hotspur, dass sein Vorhaben in Orleans in einer Katastrophe enden würde.
    Und er hatte das Gefühl, dass seine Männer das auch wussten.
    TEIL EINS
    Zeit des Leidens
    Und unter König Richards Herrschaft erhob sich das Volk an verschiedentlichen Stellen des Reiches und verursachte großen Aufruhr, und eine Zeit des Leidens begann.
    Chroniken von England,
    O ihr Nichtswürdigen, die ihr Schande bringt über Land und Meer, die ihr des Lebens nicht würdig seid, ihr wollt euch auf eine Stufe mit euren Herren stellen?... Leibeigene wart ihr und werdet es immer sein. Ihr sollt eine Knechtschaft erfahren, weitaus schlimmer noch als jene, der ihr bisher unterworfen wart.
    Die Antwort Richard IL auf die Forderungen der Aufständischen KAPITEL EINS
    Der Montag vor Fronleichnam Im zweiten Jahr der Regentschaft Richard IL (21. Mai 1380)
    Es war ein heißer Tag. Der Frühling tat gerade seinen letzten Atemzug, schon bald würde sich der Sommer mit seiner mühseligen Feldarbeit über das Land herabsenken. Wat Tyler blieb auf einer kleinen Anhöhe stehen, um zu verschnaufen, und wischte sich mit dem Ärmel seines Hemds den Schweiß von Gesicht und Hals.
    Maikäfer surrten um ihn herum, und die Sonne brannte erbarmungslos auf ihn nieder. Er scheuchte die Insekten fort und ließ den Blick über die Landschaft schweifen, die vor ihm lag.

    Flirrende Hitze hing über Feldern und Weiden, zwischen denen sich hier und da schmale, silbrige Bächlein dahin-schlängelten, während an anderen Stellen größere Fischteiche, breite Waldstücke, staubige Feldwege und noch staubigere Straßen zu sehen waren. Auf den Feldern befanden sich einzelne Gestalten, und auf drei Straßen fuhren vorsichtig und langsam Karren, die mit großen Heuballen beladen waren.
    Hier, mitten im Garten Englands, in der Grafschaft Kent, plagten sich die Männer und Frauen von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang ab, um der Schädlinge und des Unkrauts Herr zu werden, die die heranreifende Ernte bedrohten.
    Tyler blinzelte in die Sonne und beschattete die Augen mit der Hand.
    Ah, dort war es. Das kleine Dörfchen Barming und einige Meilen dahinter die Stadt Maidstone, die aus dieser Entfernung kaum mehr als ein verschwommener Flecken war.
    Doch Maidstone konnte warten. Im Augenblick war Barming Tylers Ziel.
    Er hatte schon vor einiger Zeit heimlich das Dorf besucht und den Samen des Aufstands gesät. Seit Monaten waren er und Jack Trueman durch unzählige Dörfer in Kent und der Grafschaft Essex gereist, die weiter nördlich, jenseits der Themse lag. Und auch ihre Verbündeten hatten viele Dorfgemeinschaften besucht, dort Gerüchte verbreitet, Fragen gestellt, Zweifel genährt und Ängste geschürt.
    Tyler warf einen Blick über die Schulter, obwohl er wusste, dass dort nichts zu sehen war.
    In mehreren Tagereisen Entfernung folgten ihm zwei Steuereintreiber, die durch Kent reisten, um Richards unbeliebte Kopfsteuer zu erheben.
    Weiter als bis Barming würden sie jedoch nicht kommen.
    Tyler stieß ein Knurren aus und musste beinahe lächeln. Dann wandte er sich wieder der Straße zu. Er begann die Anhöhe

Weitere Kostenlose Bücher