Gesandter des Teufels
tun, die der Kampfesmut verlassen hatte, nachdem Ihr ihre Anführer getötet hattet...«, wandte er ein.
»Wollt Ihr etwa damit sagen, dass ich mich Bolingbroke ergeben soll?«, fragte Richard drohend, worauf Wiltshire unwillkürlich zurückwich.
»Nein, Euer Hoheit. Ich will damit lediglich sagen, dass es besser wäre, wenn wir ein paar Tage Zeit hätten, um Kraft zu schöpfen, bevor wir ...«
»Bolingbroke muss Einhalt geboten werden«, sagte de Vere, richtete sich auf und ging zu Richard hinüber.
»Mit einer Armee seekranker Soldaten, die sich kaum auf den Füßen halten können, wird uns das nicht gelingen«, sagte Wiltshire.
De Veres Gesicht verzerrte sich vor Wut, und Richard legte besänftigend die Hand auf den Arm seines Liebhabers.
»Nachdem ich nun also erfahren habe, dass Ihr keinen Mut zum Kämpfen habt, Wiltshire«, sagte Richard, »hätte ich noch gern gewusst, was ich Eurer Meinung nach tun soll. Nun? Warum klärt Ihr uns nicht darüber auf?«
»Euer Majestät«, sagte Wiltshire so ruhig wie möglich. »Bolingbroke fühlt sich höchst ungerecht behandelt. Er glaubt, dass Ihr keine Berechtigung dazu hattet, ihm seine Ländereien und Titel wegzunehmen
...«
»Jetzt habe ich auf jeden Fall die Berechtigung dazu«, sagte Richard leise.
»... und die Tatsache, dass so viele der hohen Fürsten und Barone Englands ihn unterstützen, deutet darauf hin, dass auch sie der Meinung sind, dass Bolingbroke ungerecht behandelt wurde. Sie fürchten, dass Ihr mit ihnen vielleicht dasselbe machen könntet wie mit ihm. Ihr könntet die Wogen glätten, Hoheit, indem Ihr Euch mit Bolingbroke trefft und Euch seine Beschwerden anhört.«
»Ihr wollt, dass ich mich mit einem Verräter treffe?«
Wiltshire verlor nun endgültig die Geduld. »An einem Nachmittag, an dem Ihr Vernunft walten lasst, könntet Ihr mehr erreichen als mit einer Armee von zweihunderttausend Soldaten. Verflucht noch mal, Richard, versteht Ihr denn nicht? Die Adligen wollen einen König, der ihre Rechte und Privilegien schützt, und keinen Tyrannen, der ihre Freiheit bedroht.
Bolingbroke erhält nur deshalb so viel Unterstützung, weil die Adligen der Meinung sind, dass Ihr kein Recht hattet, ihm seine Ländereien zu nehmen. Gebt ihm seine hübschen Titel und Besitztümer zurück, und jede Unterstützung wird wegbrechen!«
»Ich habe mit dem Anführer der Bauern nicht verhandelt, und ich werde es auch mit einem adligen Verräter nicht tun!«, schrie Richard.
Wiltshire wollte noch etwas sagen. Doch bevor er den Mund aufmachen konnte, hatte Richard seinen Dolch aus dem Gürtel gezogen und hielt dem Grafen die Klinge an den Hals. »Soll ich daraus schließen, dass Ihr ebenfalls auf Bolingbrokes Seite seid, Wiltshire? Antwortet mir, oder ich schneide Euch Eure verräterische Kehle durch!«
»Majestät«, sagte Wiltshire, doch weiter kam er nicht, denn in diesem Moment sprang die Tür auf und ein Soldat kam atemlos hereingeeilt.
»Ihr Herren«, keuchte er und vergaß in seiner Aufregung sogar, sich zu verneigen. »Eine Gruppe von Reitern ... kommt... auf die Tore zu ...«
Richard trat von Wiltshire zurück und steckte den Dolch wieder in seinen Gürtel. Er ging zum Fenster hinüber und betrachtete die Gruppe aus mehreren Dutzend Reitern, die auf das Tor der Burg zugeritten kam.
»Northumberland«, sagte er.
Heinrich Percy, Graf von Northumberland, blieb im Türrahmen stehen, und sein Blick wanderte durch das Gemach. Er war mit einem Kettenhemd und einem Plattenpanzer bekleidet, doch sein Kopf war unbedeckt, und er trug keine Waffen.
Er nickte erst Wiltshire und dann Richard zu, schenkte de Vere jedoch keinerlei Beachtung.
»Wie, Northumberland?«, sagte Richard und trat betont empört einen Schritt vor. »Beugt Ihr etwa nicht das Knie vor uns? Habt Ihr vergessen, uns die gebührende Achtung zu bezeugen?«
Northumberland sah zu Wiltshire hinüber, der seinem Blick auswich, und schaute dann wieder Richard an.
»Ich bin auf Bolingbrokes Geheiß hier«, sagte Northumberland.
»Diese Worte werden Euch den Kopf kosten, Graf«, sagte Richard. »Aber ich bitte Euch: Fahrt fort.«
»Lord Bolingbroke fühlt sich ungerecht behandelt«, sagte Northumberland, »weil Ihr ihm seine Ländereien und Titel weggenommen habt.«
»Ungerecht?« Richard hob die Augenbrauen. »Wenn ich mich recht entsinne, hat er einen Verrat begangen ... einen Verrat, zu dem er nun ganz offen steht.«
Ein grimmiger Ausdruck trat in Northumberlands Gesicht. »Dennoch habt
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