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Gesandter des Teufels

Gesandter des Teufels

Titel: Gesandter des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Douglass
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Ihr Bolingbroke nicht des Verrats bezichtigt, Euer Hoheit. Es wurde keine Anklage erhoben, und Bolingbroke wurde auch nicht vor Gericht gestellt, wie es sein gutes Recht gewesen wäre ... und wie es in der Magna Charta festgeschrieben ist.«

    Richard wurde weiß vor Zorn angesichts der unausgesprochenen Drohung in Northumberlands Worten. Vor beinahe zweihundert Jahren hatten sich die Fürsten gegen den damaligen König Johann erhoben und ihn dazu gezwungen, eine umfangreiche Erklärung zu unterschreiben, die die Macht des Königs einschränkte und die Rechte der Fürsten stärkte. Seit jenem Tag brauchten die englischen Fürsten nur die Worte Magna Charta zu flüstern, um den König daran zu erinnern, dass er allein durch ihr Wohlwollen auf dem Thron saß.
    Northumberland sprach weiter, ohne auf Richards Gesichtsausdruck zu achten. »Viele Adlige sind der Ansicht, dass Ihr durch Euren Angriff auf Bolingbroke auch ihre Rechte beschnitten habt.«
    Es herrschte Schweigen, dann zischte Richard: »Wie kann er es wagen, von seinen Rechten zu sprechen! Bolingbroke hat es auf meine Krone abgesehen!«
    Er hielt einen Moment lang inne, das Gesicht vor Wut verzerrt. »Und Ihr seid hier, Northumberland, und sprecht Bolingbrokes verräterische Worte, um in seinem Namen den ersten Streich in diesem Krieg zu tun.«
    Northumberland musste ein Lächeln unterdrücken. »Krieg ? Nein, Hoheit. Bolingbroke hat mich hierhergeschickt, um Euch seine Ergebenheit zu bekunden. Bolingbroke schwört bei den Gebeinen Eurer königlichen Vorfahren, beim Leib seines seligen Vaters und bei seiner eigenen Ehre, dass er nur deshalb nach England zurückgekehrt ist, um Euch darum zu bitten, ihm seine Ländereien und Titel zurückzugeben.
    Seine funkelnden Waffen wird er senken, seine Schlachtrösser in die Ställe zurückbringen und Euch sein treues Herz zu Füßen legen, wenn Ihr ihn nur wieder in den Rang eines Adligen erhebt.«
    »Und dafür braucht er sechzigtausend Soldaten?«, fragte de Vere.
    Richard drehte sich um und schenkte de Vere ein Lächeln. Dann richtete er den Blick wieder auf Northumberland. »Schöne Worte, Graf, zweifellos von einem würdigen Dichter ersonnen. Doch das ist alles Unsinn, mich könnt Ihr damit nicht täuschen.«
    »Es kann doch nicht schaden, sich mit Bolingbroke zu treffen«, sagte Wiltshire, und Northumberland maß ihn mit einem abschätzenden Blick.
    »Euer Majestät«, sagte Northumberland. »Bolingbroke lagert in Chester.
    Er garantiert für Eure Sicherheit, solltet Ihr Euch dazu bereit erklären, ihn dort zu treffen.«
    Richard lachte. »Er spricht sogar schon wie ein König! Hat er schon einen Schneider damit beauftragt, die Krönungsgewänder für sich zu fertigen, Northumberland? Üben die Musikanten schon die Hymnen für seine Siegesfeier?«
    Alle Fröhlichkeit wich aus Richards Gesicht. Er trat dicht an Northumberland heran und fauchte: »Ich hätte nicht gedacht, dass Ihr die Leiter sein würdet, über die der Verräter Bolingbroke zu meinem Thron aufzusteigen gedenkt, Northumberland! Was hat er Euch dafür versprochen? Nun?«
    »Er hat mir nichts als meine Ehre versprochen«, sagte Northumberland ruhig.
    Richards Gesicht erstarrte, dann fuhr er herum und wandte sich an Wiltshire: »Ergreift ihn und nehmt ihn in Gewahrsam !«
    »Euer Hoheit, Northumberland ist in die Burg gekommen, um zu verhandeln. Ich kann ihn nicht...« »Tut, was ich sage!«, schrie Richard.
    Als sie wieder allein waren, legte Richard de Vere die Hand auf die Brust und blinzelte ihn kokett an.
    »Uns bleiben zwei Tage«, sagte er, »während derer Bolingbroke auf meine Antwort wartet.«
    »Und in diesen zwei Tagen?«, fragte de Vere.
    »Werden wir mit unseren fünfundzwanzigtausend Soldaten ausrücken und ihm entgegenmarschieren«, sagte Richard. »Wenn Bolingbroke am dritten Tag aufwacht, werde ich ihm schon die Spitze meines Schwerts an die Kehle drücken.«
    Er lachte. »Vielleicht überlasse ich ihn dir, mein Lieber, damit du noch ein wenig mit ihm spielen kannst, bevor er stirbt.«
    De Vere lächelte pflichtschuldig, doch sein Blick war unsicher.

KAPITEL 2
    Der Tag vor der Vigil am Fest des heiligen Ägidius und des heiligen Priskus Im zweiten Jahr der Kegentschaft Richard IL
    (Donnerstag, 30. August 1380) Sie verließen die Burg Conwy am nächsten Tag in der Morgendämmerung - Richard, de Vere und Wiltshire, an der Spitze von etwa fünfundzwanzigtausend Soldaten. Die drei Männer trugen leichte Rüstung, Brustharnische und

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