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Gesandter des Teufels

Gesandter des Teufels

Titel: Gesandter des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Douglass
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Bösen.«
    Bolingbroke blickte erneut zum funkelnden Firmament hinauf und sah dann wieder Neville an. »Eines Tages, Tom, das sage ich dir, eines Tages werde ich oder einer meiner Nachfahren die Menschheit zu den Sternen führen.«
    Von Gefühlen überwältigt konnte Neville nur nicken.
    »Der verwundete Falke«, flüsterte Bolingbroke, »hat sich erneut zum Himmel aufgeschwungen.«

KAPITEL 2
    Die Vesper am Fest der Enthauptung Johannes des Täufers Im zweiten Jahr der Regentschaft Richard II. (Mittwochabend, 29.
    August 1380)
    - Burg Conwy, Nordwales -
    Richard schaute aus dem Fenster des Bergfrieds und ließ den Blick geruhsam über die abgeernteten Weizenfelder schweifen, die sich meilenweit um die Burg herum erstreckten.
    Dort draußen war der Feind ... vor ehester, den jüngsten Berichten zufolge.
    Nicht weit. Höchstens zwei Tageritte entfernt.
    Bolingbroke sollte verflucht sein! Richard verzog das Gesicht, froh darüber, dass er dem Gemach den Rücken zugekehrt hatte. Nun, dies war eine Lektion, die er gelernt hatte: Großherzigkeit war eine edle Tugend, doch sie hatte ihre Grenzen, wenn eine Krone auf dem Spiel stand.
    »Ich hätte ihn töten sollen, als ich die Gelegenheit dazu hatte«, sagte er leise und wandte sich wieder um. »Anstatt ihn in die Verbannung zu schicken, wo er nach Herzenslust neue Ränke schmieden konnte.«
    Robert de Vere, der am kalten Kamin lehnte, warf Richard einen finsteren Blick zu, sagte jedoch nichts. Sie waren kaum in Irland an Land gegangen, als die Nachricht von Bolingbrokes Verrat sie erreicht hatte.
    Jede Hoffnung de Veres, selbst eine Krone tragen zu können, war erst einmal zunichtegemacht, solange Richard der seinen nicht sicher sein konnte. Sie hatten mit ihrer Armee innerhalb weniger Tage den Rückweg angetreten und sich nicht einmal die Zeit genommen, die Schiffe, mit denen sie nach Irland gekommen waren, wieder mit Proviant zu versehen. Dann hatten sie drei Tage lang eine entsetzlich stürmische Überfahrt über die Irische See erdulden müssen, um schließlich an diesem gottverlassenen Ort im Norden von Wales an Land zu gehen.
    Nur um zu hören, dass Bolingbroke in weniger als zwei Wochen quer durch England marschiert und dabei kaum auf Widerstand gestoßen war.
    Bei Gott, wenn Richard Bolingbroke erst einmal besiegt hatte, würden diejenigen, die dem »strahlenden Prinzen Hai« zur Seite gestanden hatten, dafür büßen.
    Die Tür ging auf, und William Scrope, Graf von Wiltshire und Oberbefehlshaber von Richards Armee, betrat das Gemach. Er verneigte sich vor Richard und nickte de Vere kurz zu.
    »Nun?«, fragte Richard.
    »Die Männer brauchen mindestens fünf Tage, um sich von den Strapazen der Seereise zu erholen«, begann Wiltshire.
    »Wir haben keine fünf Tage!«, fauchte Richard.
    Wiltshire lief rot an und zwang sich, tief durchzuatmen, ehe er antwortete. Er war ein korpulenter, älterer Mann, dessen Haupt, abgesehen von seinem grauen Bart, vollkommen kahl war. Er konnte auf fünfunddreißig Jahre Kampferfahrung zurückblicken und hatte zunehmend den Verdacht, dass Richards törichte Entscheidung, zu einem Feldzug nach Irland aufzubrechen, allen Anwesenden noch den Kopf kosten würde.
    Vor allem, wenn der König nicht endlich Vernunft annahm.
    »Die Soldaten sind immer noch geschwächt von der Seekrankheit, Euer Majestät«, sagte Wiltshire, wie er hoffte in gelassenem Ton. »Sie müssen sich ausruhen und etwas essen. Verdammt noch mal« - Wiltshire bereute den Fluch augenblicklich, doch er konnte ihn nicht mehr zurücknehmen
    -»sie sind völlig durchnässt, ihre Schwerter sind angerostet und es herrscht verdrießliche Stimmung. Wenn Ihr ihnen jetzt befehlt, in den Krieg zu ziehen ...«
    »Wenn ich ihnen befehle, zu kämpfen, werden sie es tun«, sagte Richard.
    »Euer Hoheit«, sagte Wiltshire, »den Berichten zufolge verfügt Bolingbroke über eine Armee von mindestens sechzigtausend Mann ...
    und er hat Northumberland auf seiner Seite! Wir haben nur fünfundzwanzigtausend Soldaten, und sie sind krank und ...«

    »Wenn ich gewusst hätte, dass Ihr ein solcher Feigling seid«, sagte Richard, »hätte ich Euch niemals den Oberbefehl über meine Armee übertragen. Fünfundzwanzigtausend Soldaten sind mehr als ausreichend, um Bolingbroke entgegenzutreten. Habt Ihr etwa vergessen, dass ich mit ein paar Dutzend Mann einhunderttausend Aufständische besiegt habe?«
    Wiltshires Gesicht wurde rot. »Damals hattet Ihr es mit einem undisziplinierten Haufen Bauern zu

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