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Gesandter des Teufels

Gesandter des Teufels

Titel: Gesandter des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Douglass
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warten mit dem Großteil Eurer Armee jenseits von York, mein Fürst«, sagte Raby.
    Bolingbroke nickte. »Und Richard?«
    Raby sah zu Northumberland hinüber, und beide Männer tauschten ein Lächeln.
    »Richard und de Vere sind gerade von Waterford aus in See gestochen, um nach Irland überzusetzen, mein Fürst«, sagte Raby »Wo sie zweifellos schon bald von Eurer Rückkehr erfahren werden.«
    »Sie werden sicher zwei Tage brauchen, um sich von ihrer Bestürzung zu erholen, und danach etwa eine Woche, um mit ihrer Armee nach England zurückzukehren«, sagte Northumberland. »Wir sollten also mindestens zwei Wochen Zeit haben.«

    »Und«, fügte Raby hinzu, »ihnen stehen nur fünfundzwanzigtausend Soldaten zur Verfügung.«
    Bolingbroke legte den Kopf in den Nacken, sodass ihm die frühe Morgensonne voll ins Gesicht schien, und lachte vor Freude.
    »Gute Neuigkeiten, mein Fürst?«, fragte Neville, der sie inzwischen erreicht hatte.
    »Sehr gute«, sagte Bolingbroke. »Ich bin nach Hause zurückgekehrt, um festzustellen, dass ganz England mir zu Füßen liegt.«
    Er sah zu den vielen Menschen hinüber, die sich auf der Straße und dem Hügel drängten, der hinter Ravenspur aufragte. »Dieses Land gehört mir«, murmelte er, gab seinem Pferd die Sporen und ritt auf die wartende Menge zu.
    »Hört mich an!«, schrie er und richtete sich leicht schwankend in den Steigbügeln auf. »Hört mich an! Ich bin Bolingbroke, der Sohn Lancasters, zurückgekehrt zum Sitz der Könige auf dieser herrlichen Insel! Doch zu meiner tiefen Betrübnis musste ich feststellen, dass dieses schöne Land unter der Hand eines Königs gelitten hat, der seinen Boden mit dem Blut seiner Untertanen getränkt hat.«
    Er hielt inne und seine grauen Augen glitten über die Versammelten, während sein Hengst sich unter ihm aufbäumte. Dann hob er wieder die Stimme: »Manche nennen mich einen Verräter, weil ich erneut einen Fuß auf den Boden dieses gepeinigten Landes setze, doch ich kehre nur aus einem einzigen Grund hierher zurück ... weil es meine Pflicht ist! Meine Pflicht euch und euren Frauen und Kindern gegenüber, meine Pflicht gegenüber diesem gesegneten Land, dem Königreich England!«
    Er holte Luft und schrie dem Himmel entgegen: »Männer Englands, werdet ihr an meiner Seite stehen?«
    Und Neville hatte das Gefühl, dass angesichts des folgenden Jubels selbst die Wellen des Meeres Bolingbroke zu Ehren innehielten, in Anerkennung seiner Königswürde.
    Spät am Abend standen Bolingbroke, Raby und Neville auf einem kleinen Hügel und ließen den Blick gen Westen über Yorkshire schweifen. Sie waren an diesem Tag weit geritten und wünschten sich nun nichts sehnlicher, als es sich in Decken gewickelt an einem Lagerfeuer bequem zu machen. Doch es gab noch einige Dinge, die sie besprechen mussten, und zwar allein.
    »Kann ich ihm trauen?«, fragte Bolingbroke Raby leise.
    »Northumberland? Im Augenblick ja. Aber ich weiß nicht, wie lange dieser Augenblick währen wird.«
    »Warum hat er seine Meinung geändert?«, fragte Bolingbroke und zog sich seinen Umhang etwas fester um die Schultern. In der Nachtluft lag bereits herbstliche Kühle.

    »Ich glaube, er hat schon seit Langem Zweifel gehegt. Viele Adlige waren äußerst besorgt darüber, dass Richard Euch Eurer Ländereien beraubt hat. Wenn er es sogar wagt, Bolingbroke zu enteignen, wer wird dann der Nächste sein? Aber«, Raby lachte rau, »die Demütigung seiner Tochter war es, die Northumberland endgültig zu Eurem Verbündeten gemacht hat, mein Fürst.«
    Neville bemerkte die Ehrerbietung, die sein Onkel Bolingbroke entgegenbrachte. Der Prinz mochte einmal ein kleiner Junge gewesen sein, dem Raby hin und wieder in den Ställen die Ohren langgezogen hatte, doch in dieser Nacht auf dem Hügel war er nur noch wenige Wochen vom englischen Königsthron entfernt.
    »Und Hotspur?«, fragte Neville.
    Raby warf ihm einen scharfen Blick zu. »Hotspur stimmt mit der Entscheidung seines Vaters nicht gänzlich überein.«
    »Er hat sich meiner Armee nicht angeschlossen«, sagte Bolingbroke.
    »Nein«, erwiderte Raby »Er behauptet, er müsse sich um irgendwelche Unruhen an der schottischen Grenze kümmern.«
    »Das gefällt mir nicht«, sagte Bolingbroke ruhig.
    Neville gefiel es ebenso wenig. Die Percys, und vor allem Hotspur, wären in der Lage, in den Grenzgebieten des Nordens eine Armee auszuheben, die es zahlenmäßig fast mit der aufnehmen konnte, die Bolingbroke im Augenblick zur

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