Gesandter des Teufels
Panzerung an Hüften und Armen, und Schwerter an der Seite. Ihre Helme hatten sie nicht aufgesetzt, schließlich war Bolingbroke noch zwei Tagesmärsche entfernt. Northumberland war ebenfalls bei ihnen, trug jedoch keine Rüstung. Er und seine Eskorte befanden sich unter schwerer Bewachung am Ende der Marschkolonne.
Es war zu Richards Schaden, dass er Northumberland so weit hinten platziert hatte, denn so konnte er das Lächeln nicht sehen, das die Mundwinkel des Grafen umspielte, während sie voranmarschierten.
Wiltshire und seine direkten Untergebenen führten die Schar an, während Richard und de Vere ein Stück weiter hinten ritten und von ungefähr siebzig Soldaten nach vorne hin abgeschirmt wurden. Der Tag war schön und das Wetter mild, einzig die steife Meeresbrise aus nordwestlicher Richtung störte sie ein wenig.
Trotz Wiltshires Behauptungen über die Moral und den Gesundheitszustand der Soldaten kam die Kolonne gut voran und näherte sich bereits am späten Nachmittag der an der Meeresküste gelegenen und von Sumpfland umgebenen Burg Flint. Hier wollten sie ihr Nachtlager aufschlagen - oder vielmehr würden Richard und seine Ratgeber im Inneren der Burg nächtigen, während der größte Teil der Armee sich auf den Feldern jenseits des Sumpfes niederlassen sollte. Im frühen Morgengrauen würden sie wieder weitermarschieren, um sich Bolingbroke entgegenzustellen.
Die Burg Flint war vor vielen Generationen von Eduard I. errichtet worden, um die Nordwaliser einzuschüchtern. Düster und bedrohlich ragte sie am Rand des sandigen Sumpflandes an der Mündung des Flusses Dee auf. An drei Seiten wurde sie vom Fluss geschützt und auf der Landseite durch den Sumpf. Es gab Gerüchte darüber, dass in dem von wogendem Schilfrohr bedeckten Sumpf einige Gefahren lauerten, die die Burg vor jedem schützten, der sich ihr unbemerkt zu nähern oder aus ihr zu entkommen versuchte.
»Hier werden wir sicher sein«, sagte Richard zu de Vere, als die Burg in der Ferne vor ihnen aufragte. Noch war sie nichts als ein dunkler Schemen vor dem grellen Licht der untergehenden Sonne. Vor ihnen gingen die Felder in das sumpfige Gebiet über, und einer von Wiltshires Hauptmännern ritt nach hinten, um dem Großteil der Armee Order zu geben, auf den Feldern ihr Lager aufzuschlagen.
De Vere nickte und fühlte sich etwas zuversichtlicher, da ihr Zufluchtsort nun nicht mehr weit war. »Niemand kann diesen Sumpf durchqueren, um die Burg anzugreifen.«
Richard blickte sich um, als sie auf den erhöhten Knüppeldamm zuritten, der durch den Sumpf führte, und rümpfte die Nase angesichts des fauligen Geruchs, der aus dem dichten Schilfrohr aufstieg.
»Dieser Gestank ist beinahe unerträglich. Ich hoffe, dass ...«
Weiter kam Richard nicht, denn in diesem Augenblick war vor ihnen ein Schrei zu hören.
»Gütiger Himmel!«, sagte de Vere, und die Furcht, die in seiner Stimme lag, jagte auch Richard einen ängstlichen Schauer über den Rücken. Er reckte den Hals, während er zu erkennen versuchte, was geschehen war, und zog sein Schwert aus der Scheide.
Er fluchte, denn die untergehende Sonne tauchte die Landschaft vor ihm in solch grelles Licht, dass er kaum etwas sehen konnte ... doch das Aufeinanderklirren von Stahl und Kampfgeschrei waren deutlich zu hören.
»Wir müssen von hier verschwinden!«, rief de Vere und wendete sein Pferd.
Richard riss ebenfalls an den Zügeln, um sein Pferd zum Umkehren zu bewegen - auf dem Damm konnten sie nicht kämpfen! -, doch noch während er seinem Reittier die Sporen gab, kam Bewegung in das Sumpfland.
Dutzende - nein, Hunderte! - von Bogenschützen tauchten aus dem Schilf auf, ihre Langbögen auf die Reiter gerichtet, die auf dem Damm gefangen waren.
Richard versuchte, sich durch die Kolonnen hinter ihm einen Weg zu bahnen, doch es gelang ihm nicht. Überall um ihn herum drängten sich Männer und Pferde, die auf dem schmalen Damm nur vorwärts oder rückwärts gehen konnten. Manche der Männer ritten voran, um zu den immer lauter werdenden Kampfgeräuschen zu gelangen, die sie vor sich hörten, andere, wie Richard und de Vere, versuchten, ihre Pferde zu wenden, um dem sicheren Tod im Sumpf zu entgehen. Das Ergebnis war ein wildes Durcheinander von Männern und Pferden, die sich gegenseitig behinderten.
»Bei allen Heiligen!«, rief de Vere, und Richard sah zu ihm hinüber, als er das Entsetzen in seiner Stimme hörte.
»Um Himmels willen, Robert«, rief er. »Zieh dein Schwert! Wir
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