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Gesandter des Teufels

Gesandter des Teufels

Titel: Gesandter des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Douglass
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Soldaten gleichzeitig ausgeatmet.
    »Hai!«, schrie jemand hinten in der Menge. »Unser strahlender Prinz Hai!«
    »Hai!«, nahm ein anderer den Ruf auf. »Hai!«
    Und dann schien die gesamte Menge mit einzufallen: Hai, Hai, strahlender Prinz Hai!
    Neville, der Bolingbroke mit Tränen in den Augen ansah, bemerkte, wie dieser im Sattel schwankte, und glaubte einen Moment lang, dass er erschöpft zusammenbrechen würde. Doch dann warf er einen Blick in Bolingbrokes Gesicht und sah, dass der Prinz lediglich von Gefühlen überwältigt war.
    Die Menge drängte sich dicht an Bolingbroke heran, sodass der Prinz auf seinem weißen Hengst wie eine Insel inmitten eines Meers aus jubelnden und rufenden Männern wirkte.
    Sein Pferd drehte sich immer noch langsam um sich selbst, und als Bolingbroke wieder in Nevilles Richtung blickte, bemerkte er, dass dieser ihn ansah.
    Unter Tränen lächelte Bolingbroke und streckte die Hand aus, als wolle er Neville an seinem Triumph teilhaben lassen.
    »Das ist mein England«, flüsterte Bolingbroke, und Neville wunderte sich darüber, dass er das Flüstern über die Rufe der Menge hinweg hören konnte.
    »Breite deine Schwingen aus«, flüsterte Neville zurück und wusste irgendwie, dass auch Bolingbroke ihn hören konnte, »und erheb dich in die Lüfte!«
    Dann nahm Neville aus den Augenwinkeln eine Bewegung wahr und wandte den Blick von Bolingbroke ab.
    Es war Richard, dessen Hand nach dem Griff seines Schwertes tastete.
    »Was geschieht hier?«, rief er. »Warum wenden sie sich alle gegen mich?«
    Neville ritt dicht an Richard heran und hielt dem König die blutige Klinge seines Schwerts an die Kehle.
    Mit weit aufgerissenen, ängstlichen Augen ließ Richard sein Schwert zu Boden fallen.
    »Was hier geschieht?«, zischte Neville. »Was hier geschieht? Nun, das Königreich macht mit Euch in diesem Augenblick genau das, was Ihr einst meiner Gemahlin angetan habt.«
    Erst nach einer geraumen Weile kehrte wieder Ruhe ein. Bolingbroke ritt schließlich mit Northumberland an seiner Seite zu Neville hinüber, der immer noch Richard das Schwert an die Kehle hielt.
    Bolingbroke nickte Neville zu und dieser senkte sein Schwert.
    Richard blickte Bolingbroke an, sagte jedoch nichts.
    Bolingbroke seufzte erschöpft. »Im Namen des englischen Volkes verhafte ich Euch«, sagte er, und Richard blinzelte nur, als sei er in einem Albtraum gefangen, aus dem er bald wieder erwachen würde.
    »Northumberland«, sagte Bolingbroke, »nehmt ihn in Gewahrsam und bringt ihn nach ehester, und von dort aus so schnell wie möglich in den Tower. Sein Schicksal liegt nun in den Händen des Parlaments.«
    Nachdem Northumberland Neville abgelöst und Richards Pferd an den Zügeln gepackt hatte, sah Bolingbroke zu seinem Freund hinüber.
    »Beim Heiland«, flüsterte er, »ich bin vollkommen erschöpft!«

    Plötzlich wich alle Farbe aus seinem Gesicht, und er schwankte im Sattel, und Neville gelang es noch gerade rechtzeitig, ihn aufzufangen, bevor er das Bewusstsein verlor.

KAPITEL 6
    An der Vigil zum Fest von Maria Geburt Im zweiten Jahr der Kegentschaft Richard II. (Freitag, 7. September 1380)
    - London -
    Thomas pfiff leise eine volkstümliche Melodie vor sich hin, während er leichtfüßig die Treppe des Lambeth Palace hinuntereilte. Es war ein milder, warmer Tag, wie es ihn nur im Spätherbst gab, und als Thomas das Palasttor hinter sich gelassen hatte und den Weg betrat, der durch die Gärten hindurch zur Bootsanlegestelle am Flussufer führte, begann er fröhlich vor sich hin zu summen.
    Am Ende der letzten Woche war er mit Bolingbroke nach London zurückgekehrt und dieser von den Bewohnern der Stadt stürmisch empfangen worden. Zehntausende hatten sich am Straßenrand gedrängt, als Bolingbroke, der sich von seiner Erschöpfung inzwischen wieder vollständig erholt hatte, auf seinem tänzelnden Hengst durch die Stadt ritt. Obwohl Richards Krönung die Menschen einst mit Hoffnung erfüllt hatte und von großem Jubel begleitet gewesen war, hatte sich diese Hoffnung angesichts der neu eingeführten Steuern, der militärischen Niederlage im Ausland und den dunklen, schrecklichen Tagen des Bauernaufstands und der Verbannung Bolingbrokes rasch wieder verflüchtigt. Nun war der strahlende Prinz Hai in die Heimat zurückgekehrt, Richard im Kerker des Towers, und die Menschen wurden von neuer Hoffnung erfüllt.
    Thomas hatte Bolingbroke schon lange nicht mehr so glücklich gesehen.
    Der Savoy Palace war immer noch

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