Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gesang der Daemmerung

Gesang der Daemmerung

Titel: Gesang der Daemmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan MacFadden
Vom Netzwerk:
Schultern, dann die Beine. Als er sein rechtes Knie bog, kniff er mit schmerzverzerrtem Ausdruck die Augen zusammen – er war zu ungeduldig gewesen.
    »Niemand? Nicht einmal Gorian?«
    »Der schon gar nicht! Ich hatte gehofft, dass es in dem Elbenbuch steht, das du dir hast stehlen lassen. Nächtelang habe ich in Serenos Archiv danach gesucht, aber genau wie du konnte ich es nicht entdecken. Es gehörten die Augen einer Lichtelbin dazu …«
    »Falls der Ort der Quelle dort geschrieben stand, dann wissen es jetzt nur die Wassergeister«, folgerte Darion niedergeschlagen.
    »Und Sereno.«
    Richtig! Wenn man davon ausging, dass es Sereno gelungen war, die Elbenschrift zu entziffern, dann war er allen anderen – sogar Gorian – ein Stück voraus.
    »Sereno weiß vielleicht, wo sich der Ort befindet, aber wie will er die richtige Melodie erkennen? Besitzt er etwa auch solch ein Amulett wie jenes, das Gorian mir gab?«
    Darion hielt es nicht für nötig, zu erwähnen, dass ebenjenes Amulett inzwischen verloren war. Das würde Aladion noch früh genug herausfinden, ein Unglück kam eben selten allein.
    »Ganz sicher nicht«, gab Aladion zurück. »Diese Phiole gibt es nur ein einziges Mal. Sie gehörte einst Eolin, der Königin der Lichtelben, und befindet sich seit dem Fall ihres Reiches in den Händen der Nachtschatten. Alles, was man darüber weiß, ist, dass die Flüssigkeit sich rot färbt, wenn das Lied der Elbenkönigin erklingt. Doch es muss noch eine andere Möglichkeit geben, die rechte Weise zu erkennen, sonst würde Sereno Marian nicht so eifrig alte Melodien singen lassen.«
    »Und welche?«
    »Keine Ahnung. Es muss in dem verdammten Elbenbuch gestanden haben.«
    Darion stöhnte leise auf und verfluchte wieder sein elendes Pech. Dazu empfand er jetzt tiefe Reue, Marians Bitte nicht erfüllt zu haben. Diese Phiole war ihr Erbe, ebenso wie das Buch, das einer ihrer Vorfahren geschrieben hatte. In seiner Hand hatte es gelegen, ihr diesen rechtmäßigen Besitz zurückzugeben. Doch er hatte es verpatzt. Wie sollte sie ihm das jemals verzeihen?
    »Wie es scheint, hält dieser Mensch alle Trümpfe in der Hand«, überlegte er düster. »Sereno muss einen Glücksstern haben, da er das Elbenbuch aufgetrieben hat.«
    »Diese Schrift stand in der Bibliothek der Villa, die er vor einigen Jahren gekauft hat. Aber ob das Buch ihm Glück oder Unglück bringen wird, ist noch nicht entschieden.«
    »Du meinst, weil Gorian im Hintergrund lauert?«, fragte Darion mit Unbehagen.
    »Die Quelle des ewigen Lebens ist ein köstliches Gut, für das es sich zu kämpfen lohnt.«
    Darions Unbehagen steigerte sich zu heftigem Misstrauen. Gerade eben war ihm der Abtrünnige noch als guter Freund und Waffenbruder erschienen – jetzt stieg wieder der alte Verdacht in ihm auf. Auch Aladion strebte nach der Macht, auch er hatte nichts weiter im Sinn, als die Lichtelbin Marian seinen Zielen dienstbar zu machen.
    »Was führst du im Schilde, Abtrünniger?«
    Aladion war jetzt vollständig genesen, er rückte sein Kettenhemd zurecht und zog probeweise das Schwert aus der Scheide. Zweifelnd schaute er Darion an, dann zuckte er mit den Schultern.
    »Nichts, was deinen Wünschen zuwiderlaufen würde.«
    »Du willst Gorian vernichten.«
    »Hast du vielleicht Mitleid mit ihm?«
    Darion lachte kurz auf, dann nahm seine Miene einen feindseligen Ausdruck an.
    »Wie auch immer – die eigentliche Herrin dieser Quelle ist Marian, und ich werde alles tun, was in meiner Macht steht, um sie zu schützen. Ganz gleich vor wem.«
    Der Abtrünnige blickte ihn lächelnd an.
    »Um Marian musst du dir keine Sorgen machen. Meine Freunde haben sie inzwischen an einen sicheren Ort gebracht.«
    »Du hast sie … entführt?«
    »Es war ein wenig voreilig, denn ich hoffte auf das Elbenbuch, das jetzt leider verloren ist. Dennoch war es höchste Zeit, sich ihrer zu versichern. Die Quelle des ewigen Lebens wird weder Sereno noch Gorian gehören – sie wird unser sein.«
    Die Begeisterung in Aladions Augen gefiel Darion wenig, doch er beschloss, vorerst zu schweigen.
    »Wohin haben deine Freunde sie gebracht?«
    Aladion machte Anstalten, sich aus dem schützenden Gezweig herauszuarbeiten. Es war nicht einfach, die Esche hielt ihre Gäste mit zärtlicher Liebe in ihren hölzernen Armen fest, und Aladion büßte bei seinen Bemühungen ein Stück seines Kettenhemdes und ein Büschel langer Haare ein.
    »Wenn alles nach meinem Plan gegangen ist, dann befindet unsere kleine

Weitere Kostenlose Bücher