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Gesang der Daemmerung

Gesang der Daemmerung

Titel: Gesang der Daemmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan MacFadden
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in solchen Fällen nicht lange bitten lassen. Jetzt aber liebte er eine Lichtelbin, und er war nicht bereit, seine Liebe zu teilen.
    »Rette ihn!«, antwortete sie in bittendem Ton, und Darion wurde erleichtert klar, dass ihr Lächeln nicht ihm, sondern dem todesmatten Aladion gegolten hatte.
    Die Rückkehr gestaltete sich wegen des Gemsenhorns, das er nicht zu Nebel wandeln konnte, ein wenig schwieriger, doch der tosende, von Gischt und Dünsten umwallte Wasserfall zog die Aufmerksamkeit der beiden Wächter auf sich und half Darion, unentdeckt die andere Seite des Bergrückens zu erreichen.
    Er hörte die Nachtschatten fluchen und nach der Nymphe rufen. Ganz offensichtlich gingen sie mit der schönen Herrin der Quelle nicht gerade respektvoll um. Es ärgerte ihn gewaltig, und er konnte sich gut vorstellen, dass der Abtrünnige ähnlich empfunden hätte, wäre er jetzt an seiner Stelle gewesen.
    Sie ist sanftmütig, die schöne Selena, dachte er, während er mühsam gegen den Wind ankämpfend der Küste zustrebte. Auch wenn Gorian sie beherrscht und schikaniert, so schenkt sie doch weiterhin die heilende Kraft ihrer Quelle an Kranke und Verwundete.
    Die Elbenkönigin Eolin war von anderer Art gewesen – sie weigerte sich, dem Herrn der Nachtschatten dienstbar zu sein, und ließ die Quelle des ewigen Lebens lieber für immer versiegen, als sich knechten zu lassen.
    Der silberne Fluss – die Stimme der Königin! Jetzt begriff Darion, weshalb Sereno Marian unbedingt in seine Gewalt bringen wollte. Er war zwar nur ein Mensch, aber er verstand etwas von Stimmen, der Herr Professor. Er musste gehört haben, dass Marian die Stimme der Elbenkönigin besaß.
    Es gelang ihm, einer Gruppe wilder Windbräute rechtzeitig aus dem Weg zu fliegen. Hätten sie ihn über dem Meer erwischt – matt und verwundet, wie er war –, hätte das Gemsenhorn mit dem heilenden Wasser möglicherweise einen ähnlichen Weg wie das Elbenbuch genommen. Der Umweg, zu dem er genötigt wurde, fraß jedoch Zeit, und es war schon Nachmittag, als er die Esche auf der kleinen Felseninsel erblickte. Immer noch wehte der Wind landeinwärts. Was ihm heute Früh hilfreich gewesen war, erwies sich jetzt als schier unüberwindliches Hindernis. Doch der Anblick von Aladions Körper, der matt und reglos im Gezweig der Esche hing, verlieh Darion die Kraft, um auch diese letzte Wegstrecke zu bewältigen. Keuchend sank er in die rettenden Äste, verwandelte sich noch, während er hinabstieg, vom Nebelstreif in seine eigentliche Erscheinungsform, und als er den Alten mit der Hand berührte, spürte er erleichtert, dass dieser noch lebte.
    »Grüße von Selena«, murmelte er und brach das Wachs auf, das das Gemsenhorn versiegelte. »Sie hat dieses Wasser extra für dich bereitet und ist mit ihren Gedanken und Wünschen bei Aladion.«
    Der Alte öffnete die Augen nur einen Spaltbreit, und als er seinen Arm hob, um das Gemsenhorn in die Hand zu nehmen, schien ihn diese Bewegung unendlich viel Mühe zu kosten. Darion sah zu, wie er die Flüssigkeit in langsamen Schlucken trank und den Kopf dann wieder zurücksinken ließ.
    »Hier«, sagte er und reichte Darion das Horn, »der Rest gehört dir.«
    »Ach was! Es geht mir schon wieder …«
    »Trink!«
    Es hatte wenig Sinn, jetzt mit ihm zu streiten, deshalb ließ Darion sich gehorsam die Neige durch die Kehle laufen, und noch während er schluckte, verspürte er die belebende Wirkung des Wassers. Er hatte oft von dem Zauber solcher Quellen gehört, doch ihre Magie bisher niemals am eigenen Leib verspürt. Es war so, als wäre man neu geboren – kein Wunder, dass der Tyrann Gorian nach dem Besitz der Quelle gierte!
    »Hat sie dir das Geheimnis der Elbenkönigin verraten?«
    Aladion konnte schon wieder grinsen, seine Wunden begannen, sich zu schließen, und seine Haut, die selbst für einen Nachtschatten sehr bleich, fast weiß, gewesen war, färbte sich eine Nuance dunkler.
    »Allerdings. Hast du mich deshalb zu ihr geschickt?«
    »Nicht nur deshalb«, gab Aladion zurück. »Aber ich dachte mir, wenn meine Zeit zu Ende sein sollte und ich der Morgenröte entgegengehen muss, solltest du wenigstens wissen, wofür wir gekämpft haben.«
    Darion streckte vorsichtig Arme und Beine, dann stellte er fest, dass sogar das zerfetzte Kettenhemd wieder zusammenwuchs. Ein erstaunliches Heilwässerchen.
    »Und wo befand sich diese Elbenquelle?«
    »Das weiß niemand mehr.«
    Aladion richtete sich gerade und bewegte probeweise die

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