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Gesang der Daemmerung

Gesang der Daemmerung

Titel: Gesang der Daemmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan MacFadden
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Nachtschatten!«
    »Tatsächlich?«, fragte Darion mit nicht zu überhörender Häme.
    »Der grobe Kerl wollte die kleine Lichtelbin von uns haben. Aber da hat er Pech gehabt, denn wir waren es, die sie aus dem Fluss geborgen haben, und deshalb gehört sie nun uns …«
    »Wie klug ihr seid, schöne Frauen! Was wollt ihr denn nun mit ihr anfangen?«
    »Oh, sie kann uns Gesellschaft leisten. Mit uns über den Fluss wallen und die Fischer verwirren, sodass ihre Boote stromabwärts treiben und sie das Ufer nicht mehr finden …«
    »Sie könnte auch unsere Gespielin werden. Wenn sie sich lieb und zärtlich zeigt, verraten wir ihr ein Geheimnis. Ein süßes, unschuldiges Geheimnis, mein armer Darion …«
    Marian versuchte aufs Neue, sich zu bewegen, und dieses Mal gelang es ihr, den Kopf zu heben, ohne dass das widerliche Schwindelgefühl sie übermannte. Ein süßes Geheimnis wollten die Nebelfrauen ihr verraten?
    »Hört auf damit!«, schimpfte Darion. »Ihr werdet keine Ruhe finden, wenn ihr sie bei euch behaltet, denn Gorian will sich ihrer bemächtigen.«
    »Wir fürchten ihn nicht, den faltigen alten Kerl. Er hat keine Macht über uns Nebelfrauen.«
    »Er wird einen Weg finden, euch die Lichtelbin zu rauben!«
    Gelächter war zu hören, die Nebelfrauen schienen es außerordentlich lustig zu finden, dass man ihnen eine Lichtelbin stehlen könnte.
    »Also, sag, schöner Darion, was du uns für sie geben willst!«
    Gekicher folgte dieser Aufforderung, und Marian ärgerte sich wieder über diese albernen, boshaften Weibsbilder.
    »Wir merken ja, wie sehr du an der zarten Elbin hängst …«
    »Allerdings solltest du nicht außer Acht lassen, dass sie eine mächtige Elbin ist …«
    »Sie hat den Fluss zum Schäumen gebracht und eine Überschwemmung verursacht, deine zarte, harmlose Fee …«
    »Es könnte deine Kräfte übersteigen, sie auszulösen …«
    »Ich habe nicht vor, euch Dienste zu leisten!«, machte Darion ihnen klar. »Ihr werdet sie mir einfach aus Freundlichkeit geben.«
    »Aus Freundlichkeit?!«, riefen einige der Nebelfrauen und prusteten vor Vergnügen. »In Erinnerung an verflossene Nächte, als wir miteinander in den Flussauen hingen und auf den Hausdächern herumtollten?«
    »Als wir uns über den stillen Wiesen drehten und unsere Geistkörper ineinanderflochten …«
    »Und auf der Tower Bridge haben wir alle miteinander Bockspringen gespielt. Wir waren die Schäfchen und du der …«
    »Nein, wir hatten wirklich jede Menge Spaß miteinander …«
    »Nicht so laut!«, ermahnte Darion sie mit gedämpfter Stimme. »Ich leugne ja nicht, dass es nett mit euch war. Aber das ist vorbei.«
    »Oh weh!«, stöhnte eine der Nebelfrauen theatralisch. »Der arme Junge ist verliebt!«
    »Verliebt?«, fragte eine andere zurück. »Ich glaube eher, dass er krank ist.«
    »Das ist das Gleiche, Schwester. Die Liebe ist eine schlimme Krankheit, es kann zu ernsten Krisen kommen und sogar tödlich enden.«
    »Und ist es heilbar?«
    »Kaum. Gegen die Liebe ist kein Kraut gewachsen. Wer sich einmal damit angesteckt hat, der leidet bis an sein Lebensende daran.«
    Dieser Scherz stachelte die Nebelfrauen zu kreischendem Gelächter an, das nicht mehr aufhören wollte und immer wieder aufs Neue ausbrach. Marian stöhnte und legte sich die Hände auf die Ohren. Es half jedoch nicht viel.
    »Es reicht!«, fuhr Darions dunkle Stimme dazwischen. »Lasst mich los, ich habe zu tun!«
    Die überlaute Heiterkeit steigerte sich, und Marian überlegte, was dort in der nächtlichen Finsternis wohl vor sich ging. Vergnügte er sich vielleicht gar mit diesen watteweichen feuchten Weibern? Oder versuchte er einfach nur, die anhänglichen Nebeltanten abzuschütteln? Nun – eines war auf jeden Fall sicher: Darion war am Leben geblieben. Eine Erkenntnis, die sie ungeheuer erleichterte und ein warmes Glücksgefühl in ihr wachsen ließ.
    Sie vernahm Schritte, hohl klingende Aufschläge von ledernen Stiefelsohlen auf Pflasterstein. Es musste irgendwo über ihr ein Gewölbe geben. Jetzt, da sich der Lärm der Nebelweiber ein wenig legte, vernahm sie auch das Geräusch eines großen schwer dahinfließenden Flusses. Die Themse? Lag sie unter einer der vielen Brücken, um die nächtliche Nebel wallten? Darion war bei ihr. Sie konnte ihn nicht sehen, doch sie spürte, wie er sich über sie beugte, sein warmer Atem streifte ihre Wangen, dann strich er sanft mit zwei Fingern über ihre Stirn.
    »Schlaf, meine kleine Elbin!«, murmelte er.

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