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Gesang der Daemmerung

Gesang der Daemmerung

Titel: Gesang der Daemmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan MacFadden
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nächtlichen Geist als Gefährtin anzugehören, braucht es keinen Priester und kein Standesamt, Marian. Geistwesen, die einander lieben, sind untrennbar miteinander verbunden – und das für alle Zeit.«
    »Das klingt wunderschön!«, seufzte Marian und wandte sich ihm zu, um sich wieder an ihn zu schmiegen. Er genoss die Berührung mit ihrer seidigen Haut, die heftig aufsteigende Erregung kämpfte er jedoch nieder, denn sie kuschelte sich jetzt an seine Brust wie ein kleines Mädchen, das Schutz und Wärme suchte.
    »Aber leider bin ich kein Geistwesen wie du, Darion«, fuhr sie fort. »Was soll aus mir werden, wenn du eines Tages beschließt, eine Quelljungfer zu lieben? Oder eine Fee? Eine Lichtelbin?«
    »Eine Lichtelbin? Wie kommst du darauf?«
    Jetzt endlich löste sich das Rätsel. Sie hatte einen Brief erhalten, in dem von dem Reich der Lichtelben die Rede war – ja, man bezeichnete sie sogar als die neue Königin der Elben. Er selbst – Trottel, der er war – hatte ihr dieses Schreiben gebracht, versteckt in einem Brief ihres Vormunds. Wieso hatte er das nicht bemerkt? Es konnte sich nur um einen verfluchten Elbenzauber handeln, der seine Sinne betäubt hatte!
    »Magst du mir diesen Brief zeigen?«
    Sie wand sich aus seinen Armen und tastete suchend nach ihren Kleidern. Es sah hübsch aus, weil sie zu diesem Zweck auf dem Bett herumkroch und ihm den Anblick ihres runden Pos bot. Wenn sie erst wusste, dass er im Dunklen sehen konnte, würde sie vermutlich wütend auf ihn sein – aber das musste er mannhaft ertragen. Jetzt endlich hatte sie Mieder und Hemd gefunden – in was für unmögliche Kleider die Menschen ihre Frauen doch steckten!
    »Ich werde die Lampe anzünden, damit du ihn lesen kannst«, erklärte sie. »Und auch weil ich dich sehen will, Darion. Ich liebe deine schwarzen umschatteten Augen, die manchmal auch nachtblau erscheinen …«
    »Schmeichlerin!«
    Er hoffte, dass sie auch an anderen Regionen seines Körpers Gefallen gefunden hatte und es ihm irgendwann eingestehen würde. Die Gaslampe verbreitete ein widerlich weißliches Licht und dazu einen scharfen Dunst, der ihm zusätzlich in die Augen stieg. Er nahm den Brief aus Marians Hand und begriff, dass die Crincles ihn geschrieben hatten, die beiden Lichtelben, die im Pensionat als Gärtner und Haushälterin verkleidet gelebt hatten. Während er den Inhalt unter dem Schutz der Bettdecke, wo es dunkler war, überflog, beobachtete er, wie Marian das Elbenbuch auf ihrem Tisch gleich neben der Lampe zurechtlegte. Sie wollte also noch heute mit der Lektüre beginnen – umso besser!
    »Seltsame Kleider trägst du«, bemerkte sie, mit Blick auf das am Boden liegende graue Gewand der Nacht, das zu einem dunklen Schleier geworden war. »Und was ist das für ein hübsches Amulett?«
    Sie hatte scharfe Augen, ein Mensch hätte die kleine Glasphiole unter dem Schleiergewand wohl nicht entdeckt.
    »Ein Andenken«, schwindelte Darion.
    »Ach ja?«
    Ihr Ton klang ein wenig spitz, und ihm wurde sofort klar, dass seine Antwort ungeschickt gewesen war, denn damit hatte er ihre Aufmerksamkeit erst recht auf das Amulett gelenkt. Sie kniete nieder und hob die kleine Phiole vom Boden auf, betrachtete sie neugierig, schüttelte sie und hielt sie ins Licht. Ein gleißender Blitz traf seine Augen, sodass er vor Schmerz fast aufgeschrien hätte. Bei diesem Zeug musste es sich um eine ganz besondere Flüssigkeit handeln!
    »Wer hat es dir geschenkt? Ein Geistwesen? Lass mich raten! Es war bestimmt eine zarte schöne Quellnixe!«
    In diesem Punkt schienen weibliche Wesen sich alle zu ähneln – gleich, ob es sich um Menschenfrauen, Geistwesen oder Naturgeister handelte. Seine bezaubernde Elbenkönigin war eifersüchtig, sie fürchtete, er könnte sein Herz bereits an eine Nymphe verloren haben.
    »Es ist ein Andenken an einen Freund«, redete Darion sich heraus. »Ein Luftgeist, dem ich einst einen Gefallen tat.«
    »Ach ja?«
    Marian hielt das kleine Fläschchen immer noch in der ausgestreckten Hand, drehte es im Lampenschein hin und her und freute sich an den vielfarbigen Lichtstrahlen, die davon ausgingen.
    »Es ist das schönste Schmuckstück, das ich je gesehen habe«, flüsterte sie hingerissen. »Schenkst du es mir?«
    Er schwieg erschrocken. Was für ein Verhängnis – er hätte ihr jeden Stern vom Himmel geholt und den Mond dazu! Wenn sie es verlangt hätte, wäre er in den Tower gestiegen, um die Kronjuwelen für sie zu stehlen.
    »Das kann ich nicht

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