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Gesang des Drachen

Gesang des Drachen

Titel: Gesang des Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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hatte oder ihnen bereits begegnet war. Er kannte Halmfresser, aber die waren wesentlich kleiner als der Schatten und besaßen einen knollenartigen Körper. Was immer auf dieser Wiese sein Unwesen trieb, musste anders sein. Jagte es nur kleinere Tiere, oder würde es auch vor ihm und Spyridon nicht haltmachen?
    Aufmerksam sah er sich um, trotzdem überraschte ihn der Angriff. Er schien aus dem Nichts zu kommen. Für einen Lidschlag sah Naburo einen grauen Schemen über den Grund huschen, gleich einer vorüberziehenden Wolke vor der Sonne, dann packten dünne grüne Fäden nach seinen Knöcheln.
    Naburo stieß mit dem Schwert zu. Braune Klumpen flogen zur Seite, während er die Klinge herauszog, doch den Feind hatte er nicht getroffen.
    Die Schlinge an seinen Beinen zog sich zu und riss an ihm. Naburo stürzte.
    Wo war der Angreifer? Er konnte nur die verdammten Fäden ausmachen, nicht den Rest. Aber es musste einen Rest geben!
    In aller Eile wob Naburo einen Zauber, schickte Feuer über das Gras. Der Sog ließ nicht nach. Er zerrte an ihm mit unverminderter Wucht, riss ihn durch das Grün, sodass Gräser und Blumen davonflogen. Naburo schlug nach dem Strang, der ihn fesselte. Während die Waffe ihn durchtrennte, bildete sich blitzschnell ein neuer aus, der sich noch fester um seine Knöchel legte. Er rammte sein Schwert in den Boden, um der fremden Kraft Einhalt zu gebieten und anzuhalten, konnte damit aber nur kurzzeitig Halt gewinnen. Die Klinge schnitt sich aus der Erde heraus. Seine Hände zitterten.
    »Spyridon!«
    Der Ewige Todfeind drehte sich zu ihm um. »Naburo ...« Er klang, als würde er aus einer tiefen Trance erwachen. »Was ist passiert?«
    Naburo drehte sich um die eigene Achse. Er wob einen weiteren Zauber, hieb mit der Waffe um sich – vergeblich. Der Feind blieb unsichtbar.
    »Zeig dich endlich!«, forderte Naburo. Er hielt beide Schwerter, und solange er sie bei sich hatte, würde er kämpfen. Sein Körper fühlte sich kalt an. »Du wirst dich offenbaren«, flüsterte er und warf einen Enttarnungsbann in die Wiese.
    Das Gras um ihn her knisterte. Es wuchs mit rasender Geschwindigkeit in die Höhe.
    Vor ihm zogen sich die Halme zusammen. Eine Gestalt mit zehn Beinen formte sich daraus. Ihr kugelförmiger Leib war groß wie ein Pferd.
    Erleichterung und wilder Triumph durchfuhren Naburo. Er war nach wie vor in Gefahr, aber zumindest wusste er, was ihn gepackt hatte.
    Mit einem beherzten Schlag fuhr seine Waffe durch das vielbeinige Monster. Die Halme teilten sich, dann schlossen sie sich wieder. Sie packten die Klinge und rissen sie mit einem brutalen Ruck aus Naburos Hand. Grünes Feuer ging von dem Wesen aus und griff auf Naburo über. Er schrie. Schmerz raste über seinen Körper.
    Die Klinge flog in einem hohen Bogen durch die Luft und blieb zitternd in der Wiese stecken.
    »Naburo!« Spyridon blieb immer weiter zurück. Schon trennten sie über zehn Schritte.
    Der General streckte die Hand nach ihm aus und sah zu ihm hin.
    In Spyridons Gesicht lag Trauer. Er stand mit dem Körper nach vorn gebeugt. Seine Stimme klang verzweifelt. »Ich kann dir nicht folgen, Naburo. Es ist die falsche Richtung.«
    Die Bestie riss an Naburo, zerrte ihn hinter sich her. Er versuchte mit der verbliebenen Waffe zuzuschlagen. Wieder zuckten grüne Flammen über seine Haut, die von der knisternden Oberfläche der Grasspinne ausgingen. »Spyridon! Hilf mir!«
    Aber Spyridon wandte sich mit toten Augen ab, drehte ihm den Rücken zu und ging davon.

7.
    Alte Freunde
     
    »Rimmzahn ist unser Prophet!«, rief Frans. »Der Schattenlord ist unser Gott!«
    Die Gläubigen, die sich vor Rimmzahns Hütte versammelt hatten, sprachen ihm nach. Mit übereinandergeschlagenen Beinen saßen sie auf dem Boden und hielten sich an den Händen. Frans stand vor ihnen wie ein Priester und gab den Sprechchor vor. Als er Cedric und Bricius in der Gruppe ihrer Bewacher entdeckte, unterbrach er sich.
    »Seht!«, rief er. »Die Lämmer führen die Wölfe zur Schlachtbank. Unser Weg ins Paradies beginnt!«
    Cedric verzog das Gesicht, sagte aber nichts. Die Blicke der Gläubigen richteten sich auf ihn. In den Gesichtern las er Genugtuung und Häme. Sie hatten ihn bereits verurteilt, auch wenn sie nicht wissen konnten, wessen man ihn beschuldigte. Es reichte ihnen, dass die Wachen ihn mit ihren Schwertern vor sich hertrieben. Wahrscheinlich warteten sie seit Tagen auf diesen Anblick.
    Die Wachen führten ihn und Bricius an der Gruppe vorbei zur

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