Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gesang des Drachen

Gesang des Drachen

Titel: Gesang des Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
Vom Netzwerk:
im eigenen Lager denken. Ich bin sicher, dass Alberich früher oder später erfährt, dass wir geschwächt sind, und die Gunst der Stunde nutzt. Er wird einen Weg finden, in den Vulkan einzudringen. Darauf müssen wir vorbereitet sein.«
    »Du meinst, wir sollen den Schattenlord einfach ignorieren?«
    »Nein.« Sie sah auf. Deochar bemerkte im Licht, das von ihren Händen aufstieg, zum ersten Mal, wie intensiv violett ihre Augen waren. »Natürlich nicht. Aber wir sollten uns eine Weile auf Alberich konzentrieren, bis sich die Lage beruhigt hat.«
    »Wir warten schon zwei Tage, aber es kommen keine Boten durch. Dieser verfluchte Rimmzahn hat seine Leute bestens im Griff. Man könnte meinen, sie wären Soldaten und keine zivilen Sterblichen aus der Menschenwelt.« Er verstummte.
    Rimmzahn hatte nicht nur Menschen um sich geschart, sondern auch viele der Flüchtlinge, die im Vulkankrater Zuflucht gesucht hatten. Dieser verdammte Scheinprediger bot ihnen genau das, was sie suchten: die Aussicht auf paradiesische Zustände, wie man sie in einem Märchenreich fand.
    Ein Stich fuhr durch seine Brust. Einst war Innistìr genau dieses Märchenreich. Alberich hat es zerstört.
    »Bereiten wir uns auf einen Kampf vor.« Deochar berührte den Griff seines Schwertes. »Wenn Alberich tatsächlich versuchen sollte, in den Vulkan einzudringen, wird er ein Feuerwerk erleben.«
    »Falls wir einig bleiben«, sagte Taria beiläufig. »Du darfst nicht zu lange warten, sonst werden wir zerbrechen.«
    »Du meinst Jardock und seine Gruppe?«
    »Stell dich ihnen. So bald wie möglich.«
    »Das hatte ich vor.«
    »Gut.« Taria beendete den Zauber. Ein perfektes, kleines Netz lag in ihrer Hand, das sich nach dem Aussprechen eines Zauberwortes innerhalb von wenigen Augenblicken vergrößern und über den Feind legen konnte.
    Ich wünschte, ich könnte dieses Netz über die Iolair werfen, damit sie endlich wieder zur Vernunft kommen. Deochar sah zur Haupthöhle hin. Zeit, sich um eines der vielen Probleme zu kümmern.
     
    Die Versammlungshöhle war brechend voll. Alle Iolair, die mit ihm geflohen waren, hatten sich um Deochar versammelt. Taria stand ganz in seiner Nähe und warf ihm einen auffordernden Blick zu. Gerfinn stärkte ihm auf seine Weise den Rücken. Der Elf mit dem Rehkopf war einer seiner engsten und treusten Verbündeten unter den Iolair. Er hatte sich unauffällig hinter Jardock positioniert, der Deochar derzeit am meisten Ärger machte. Neben dem hochgewachsenen Elfen wirkte der mit dunklem Fell bedeckte Rehköpfige plump.
    Deochar ergriff das Wort. »Ich weiß, dass es euch nicht gefällt, in diesen eng begrenzten Höhlen eingesperrt zu sein wie Tiere, und nur bei Nacht in kleinen Gruppen hinauszukönnen.« Er sah Jardock an und trat dem Elfen gegenüber. »Und mir kam zu Ohren, dass einige das ändern möchten.«
    »Das wollen wir«, sagte Jardock. Seine Haut war so hell, wie Deochars dunkel war. Auch sein Haar stand im Kontrast zu dem seines Anführers: Es schimmerte schwarz, während Deochars weiß wie Lilienblätter war. Er gehörte zu den wenigen Elfen, die auf Deochar trotz seines Status herabsahen, weil er ein Mensch war. »Wir sehen keine Zukunft in Cuan Bé.«
    Deochars Stimme wurde leise. »Ihr wollt davonlaufen?«
    Jardock wich einen Schritt zurück. Er kannte Deochar gut genug, um zu wissen, dass Vorsicht geboten war, wenn er die Stimme senkte. Beschwichtigend hob er die Arme. »Was sollen wir denn ausrichten? Cuan Bé ist gefallen.«
    »Wir stehen noch.« Obwohl Deochar nun fast flüsterte, drangen seine Worte mühelos durch die Höhle. »Ich werde nicht aufgeben, und Bricius wird es ebenfalls nicht. Ich kann euch nicht halten, Jardock. Aber wenn ihr geht, seid ihr Feiglinge.«
    »Wie Josce und die anderen?«, fragte Jardock provozierend. »Sind sie Feiglinge, weil sie Cuan Bé verlassen haben?«
    »Josce musste den Titanendactylen in Sicherheit bringen. Ich bin sicher, sie wird zurückkommen, wenn sie es kann und nicht von Veda gebraucht wird. Welche Entschuldigung hast du?«
    Jardock drehte sich im Kreis. Seine aufrechte Haltung brach ein. In seiner Stimme lag Verzweiflung. »Ich sehe keine Hoffnung, Deochar.«
    »Aber es gibt sie. Ich bin sicher, Bricius wird einen Plan ausarbeiten, sobald Ruhe eingekehrt ist. Wir müssen durchhalten. Vielleicht sieben oder vierzehn Tage. Nicht länger als zwanzig. So lange bitte ich dich, zu warten und mir zu helfen. Ich brauche dich, Jardock.«
    Es war die Wahrheit, und sie

Weitere Kostenlose Bücher