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Gesang des Drachen

Gesang des Drachen

Titel: Gesang des Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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...«
     
    »Du hast das wirklich nicht gewusst?«, fragte Peddyr.
    Nein, ich dachte, ich würde auf ewig so bleiben, wie ich war.
    Marcas zog über ihm seine Kreise und hielt Ausschau nach Glaubenskriegern. Sie hatten den Rest der Nacht in der Höhle verbracht und waren erst aufgebrochen, als es hell wurde. Die Kinder gingen schweigend und in Zweierreihen hinter Peddyr her. Sie gehorchten seinen Befehlen ebenso gut wie denen ihrer Bewacherinnen, doch bei einigen sah er erste Anzeichen dafür, dass die Wirkung des Kummerkrauts nachließ. Ihre Blicke zuckten, ab und zu hoben sie den Kopf, wenn sie den Wind von Marcas' Flügelschlag spürten.
    Mit den Kindern hatte Peddyr nicht am Fluss entlanggehen können. Sie mussten auf dem Weg bleiben und die Gefahr, entdeckt zu werden, in Kauf nehmen.
    »Duibhin und Ciar werden den Mund nicht wieder zukriegen, wenn sie dich sehen«, sagte er. »Die ganze Zeit über warst du nur eine Kaulquappe, aber jetzt ...« Er sah hoch zu dem schwarz schillernden Rochen über sich. »... bist du was Besseres als ein Frosch.«
    Ich werde den Fluss trotzdem vermissen und die Fische. Aber die Luft ist fast wie Wasser. Marcas stieg empor, drehte eine Schraube und schoss dicht über Peddyrs Kopf hinweg. Dann bremste er plötzlich ab. Da kommt ein Mensch.
    »Ist er allein?«
    Ja.
    Sie waren nicht mehr weit vom Dorf entfernt. Peddyr hatte vor, sich zu Bricius zu schleichen und ihm alles zu erzählen. Er konnte mit den Kindern nicht einfach ins Dorf gehen. Die Gotteskrieger hätten sie nur wieder entführt.
    »Wie sieht er aus?«
    Ein Bild stand plötzlich vor Peddyrs geistigem Auge. Er atmete auf. »Es ist alles in Ordnung, ich kenne ihn. Er gehört zu den Ungläubigen.«
    Marcas stieg wieder nach oben, während Peddyr schneller ging. Die Kinder folgten ihm, wenn auch im gleichen Tempo wie zuvor. Er bog um eine Kurve und sah einen Mann mit dunkler Haut, der sich erschöpft an einen Baum lehnte. Er atmete schnell, so als sei er den ganzen Weg gerannt. Erst nach einem Moment bemerkte er Peddyr – und die Kinder. Seine Augen weiteten sich.
    »Hab keine Angst, ich bin auf deiner Seite. Mein Name ist Reggie. Und du ... du hast die Kinder befreit?«
    »Nicht ich allein.« Peddyr zeigte nach oben. »Marcas und ich.«
    Reggie folgte seinem Blick und trat unwillkürlich einen Schritt zurück. »Den hätten wir eben gebrauchen können.«
    Peddyr hörte etwas in seinem Tonfall, was ihm nicht gefiel. »Ist etwas passiert?«
    »Wo soll ich anfangen? Rimmzahn ist geflohen, der Schattenelf ist weg, die Gläubigen drehen durch, und Emma wurde mit den anderen Suchern gefangen genommen. Ich bin geflohen, damit sie mich nicht auch noch einsperren.« Mit einer Hand wischte er sich den Schweiß von der Stirn. »Aber jetzt müssen wir uns erst mal um die Kinder kümmern. Bring sie zum Fluss. Ich werde versuchen, mich wieder ins Dorf zu schleichen und die Eltern zu suchen, damit sie ihre Kinder abholen und zu Hause verstecken.«
    Peddyr nickte. Er musste nur einen Vater oder eine Mutter finden, dann würde sich die Nachricht wie ein Buschfeuer ausbreiten.
    Reggie schien sich abwenden zu wollen, legte Peddyr dann aber die Hand auf die Schulter. »Ganz Cuan Bé ist euch zu Dank verpflichtet. Ihr habt wirklich Großes geleistet, du und dein ...«
    Er warf einen zweifelnden Blick zum Himmel. »... Freund.«
    Peddyr grinste.

22.
    An die Arbeit
     
    Eroly erholte sich in den nächsten Tagen langsam, aber stetig. Deochar hatte die Hoffnung, dass sie ihre Arbeit als Vermittlerin bald wieder aufnehmen konnte. Es musste etwas geschehen, und zwar bald. Die Zustände in ihrem Versteck wurden unerträglich. Ständig brach Streit aus, jeder ging dem anderen trotz verteilter Aufgaben und Beschäftigung auf die Nerven.
    Zwar konnten sie seit einigen Tagen durch einen neu geschaffenen Ausgang wieder hinaus, aber da Rimmzahn von einem Verrückten namens Frans abgelöst worden war, hatte sich ihre Situation nicht verbessert.
    »Das sind die letzten Brote«, sagte Gerfinn in seine Gedanken hinein. Der Rehköpfige atmete mit schwarz glänzenden Nüstern ein. »Am liebsten würde ich einfach da rausgehen und mir mit Gewalt neues Brot holen.«
    Deochar senkte die Stimme. Sie hatten einen Teil der Höhle mit einem blau schillernden Tuch abgehängt, damit sie sich zu zweit zurückziehen konnten, doch das Tuch ließ jedes laute Wort hindurch. »Ein Blutvergießen unter den eigenen Leuten? Genau das versuchen wir seit unserer Flucht zu

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