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Gesang des Drachen

Gesang des Drachen

Titel: Gesang des Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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neue Lage informieren?«
    Unruhe brach aus. Eine Weile gingen die Debatten hin und her.
    Endlich wurde es ruhiger, und Deochar führte wieder das Wort. »Wir werden einen Boten schicken. Nicht zu Frans – ich bin sicher, dass der Schattenlord längst weiß, dass Alberich auf dem Weg ist, oder er es früher oder später erspürt. Aber ich will Bricius und die anderen informieren. Sie sollen wissen, was auf sie zukommt.«
    Zustimmendes Gemurmel. Die Iolair standen hinter ihm trotz der Schwierigkeiten der letzten Wochen.
    Deochar atmete tief ein. »An die Arbeit. Wir werden Alberich jeden Schritt zur Hölle machen.«

23.
    Der erste Angriff
     
    Der Hippogreif galoppierte mit weit ausholenden Bewegungen über die Ebene. Deochar sah in der Ferne einige Anhänger des Schattenlords. Ihre weiß betuchten Köpfe stachen deutlich aus der sie umgebenden grünen Landschaft hervor. Wie er vermutet hatte, griffen sie ihn nicht an, obwohl einer von ihnen einen Bogen trug.
    Der Schattenlord weiß, dass Alberich vorrückt. Zumindest die Drecksarbeit lassen sie uns ungehindert machen. Er schnalzte mit der Zunge. Der Greif schwang sich mit ausgebreiteten Flügeln in die Luft, gewann rasch an Höhe und glitt über den Krater dahin.
    Hinter sich hörte Deochar den jauchzenden Ruf von Mandis. Die Iolair-Kriegerin trug einen ganz ähnlichen Zauber bei sich wie er selbst.
    »Finkajawsuui!«, rief er in den veilchenblauen Himmel.
    Das Bild um ihn her veränderte sich kurz darauf. Dichte Nebelschwaden hüllten ihn ein. Doch er hatte Innistìr hinter dem Wall noch nicht erreicht. Er befand sich innerhalb der Zone des Zaubers. Bedingt durch die Illusion, war er selbst für Elfenaugen bei einem schnellen Blick nicht mehr als ein Nebelstreif.
    Im Schutz dieser Tarnung hob Deochar ab, lenkte den Hippogreif geschickt auf den Berg und flog zielstrebig die Position an, auf der die Späher die riesige, wandernde Staubwolke gesichtet hatten, unter der sich Alberichs Heer bewegte. Es dauerte nur wenige Minuten, bis er die dunstige Glocke unter sich ausmachen konnte. Deochar sammelte sich. Er konnte keine Elfenmagie anwenden, doch auch die Menschen in Innistìr hatten ihre Möglichkeiten.
    Alberich täuschte die Augen der Iolair. Die Dunstwolke aus feinsten Partikeln konnten sie mit ihren Blicken nicht durchdringen. Aber die Greife und Schlangen konnten es.
    Deochar senkte die Lider, verband sich mit seinem Flugtier und schlüpfte mit dem Bewusstsein wie ein Schamane in dessen Körper hinein. Der Hippogreif stieß einen schrillen Schrei aus. Deochar blickte durch seine Augen und erkannte nun, was unter ihm lag. Fast hätte er die Kontrolle über den Flug verloren. Er keuchte und hielt sich am Sattelknauf fest. Die Schenkel pressten sich Halt suchend in die Seiten des Flugtiers.
    »Bei allen Welten ...« Angst kroch in seine Knochen. Er hatte mit einer großen Streitmacht gerechnet, aber das, was sich da todbringend unter ihm entlangwälzte, war weit schlimmer, als er gefürchtet hatte. Echsen, Menschen und Mischwesen zogen in einem Tross dahin, der kein Ende nehmen wollte. Mehrere tausend mussten es sein.
    Reiß dich zusammen, dachte er. Er war der Anführer der Iolair. Wenn es ihm nicht gelang, den Guerillaangriff auszuführen, durfte er es von keinem seiner Leute fordern.
    »Für Innistìr!«, brüllte er. Dann warf er sich mit seinem ganzen Hass auf Alberich im Herzen durch den Zauber, lenkte den Geflügelten über die Flanke des Heeres und flog auf sie zu. Der Hippogreif stieß einen schrillen Ruf aus. Deochar spürte in der schamanischen Verbindung das Herz des Tieres pumpen wie sein eigenes.
    Unten kam die Vorwärtsbewegung nach und nach zum Erliegen.
    »Halt!«, brüllte eine Stimme. »Bogenschützen!«
    Während die Menschen und Mischwesen sich noch sammelten, zog eine Einheit von zweihundert Echsen wie ein Mann Pfeile aus den Köchern.
    Deochar wurde übel vor Schreck über die Präzision dieser Krieger. Er warf seinen Zauber aus. Ein schwarzes Netz sirrte aus seiner Hand, fiel in die Tiefe und vergrößerte sich dabei auf den Umfang eines Segels. Es fiel auf die Flanke hinab, legte sich über dreißig der Echsen, die in Panik gerieten. Schreie brandeten auf. Dampf wallte in die Höhe. Das Netz entzündete sich; zwischen den Echsen loderte ein magisches schwarzes Feuer.
    Die Pfeile sirrten von der Sehne.
    Deochar trat schleunigst den Rückzug an. Er beschrieb mit dem Greif einen weiten Bogen und aktivierte dabei einen weiteren, an ein Netz

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