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Gesang des Drachen

Gesang des Drachen

Titel: Gesang des Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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Kraft, die er noch aufbringen konnte, in den seinen. Er schickte ihn dem Schattenelfen entgegen – und traf nur Luft.
    Die Gestalt hatte sich aufgelöst. Nur einige dunkle Nebelschwaden hingen noch in der Luft. Der Wind wehte sie davon, und der Adler, der Rimmzahn in die Freiheit trug, verschwand am Horizont.
    Simons Knie wurden weich. Hart setzte er sich auf den Boden. Vom Weg drangen wütende Rufe zu ihm herüber, aber er hatte nicht mehr die Kraft aufzustehen. Cedric und Bricius standen wie betäubt neben Maurice, Emma stützte sich an der Wand eines Standes ab. Keiner von ihnen lief davon, als die Glaubenskrieger, die der Schattenlord wohl herbeigerufen hatte, auf den Platz stürmten.
    Arme rissen Simon hoch, dann starrte er in Frans' Gesicht. Nicht nur Wut verzerrte es, sondern auch Angst. »Was habt ihr getan?«, schrie Frans.
    Wir haben versagt, dachte Simon.

21.
    Zwischen Leben und Tod
     
    »Nur ein wenig Wasser für meinen Freund«, bat Peddyr. Der Kopf schmerzte, und die Stricke schnitten tief in seine Handgelenke und Fußknöchel, aber seine Gedanken drehten sich nur um Marcas.
    Wenn er stirbt, ist das meine Schuld, dachte er.
    Ich kann dich immer noch hören.
    Marcas lag neben ihm auf dem Boden. Vor einer Weile hatte er noch gesessen, aber mittlerweile fehlte ihm die Kraft dazu. Die Frauen hatten seine Tentakel wie ein Bündel Schilf zusammengebunden. Die Haut unter den Stricken war bereits grau und brüchig.
    Peddyr sah auf. Karin und Bridget unterhielten sich leise auf der anderen Seite der Höhle. »Kann ich bitte etwas Wasser für meinen Freund haben?«, fragte er laut.
    »Nein«, antwortete Bridget, ohne den Kopf zu drehen.
    »Aber er wird sterben, wenn seine Haut austrocknet.«
    »Das hättet ihr euch vor dem Angriff überlegen sollen«, antwortete Karin. Die beiden Frauen schienen sich einig zu sein.
    Peddyr schloss einen Moment lang die Augen. Er hatte kein Mitgefühl in ihren Stimmen gehört, als wäre es ihnen egal, ob Marcas lebte oder starb.
    Der Schattenlord ist das Leben und die Liebe, dachte er bitter.
    Die Kinder hatten sich bereits vor einiger Zeit auf ihre Schlafstätten gelegt, deshalb ging Peddyr davon aus, dass es draußen Nacht geworden war. Seit dem gescheiterten Angriff mussten Stunden vergangen sein.
    »Wie lange hältst du noch durch?«
    Mach dir keine Sorgen. Ich habe noch viel Zeit. Marcas' Augen waren blutunterlaufen. Die grauen Schuppen, die sich um sie gebildet hatten, wirkten wie tiefe Falten. Sie sahen aus, als könne man sie einfach abziehen.
    »Das ist gelogen, oder?«
    Marcas antwortete nicht.
    Peddyr rutschte zur Wand. Man hatte ihn und Marcas an einen Felsen nahe dem Gang gefesselt, doch der Strick war fast so lang wie er und ließ ihm ein wenig Bewegungsfreiheit. Er nutzte sie und kroch an der Wand entlang, bis er ein schmales Rinnsal fand, das über den Fels lief und in einer Ritze verschwand. Peddyr riss sich mit den Zähnen ein Stück Stoff aus dem Hemd und hielt es mit gefesselten Händen unter das fließende Wasser. Als es vor Nässe triefte, kroch er zurück. Vorsichtig tupfte er einen Tentakel damit ab, doch Marcas zuckte trotzdem bei jeder Berührung zusammen.
    »Soll ich aufhören?«
    »Nein.«
    Aus den Augenwinkeln sah Peddyr, dass die Frauen ihre Unterhaltung beendet hatten und nun auf ihn zukamen.
    »Wer steckt hinter dieser Aktion?«, fragte Bridget.
    »Niemand. Es war unsere ...« Peddyr unterbrach sich. »Es war meine Idee. Marcas ist nur mitgekommen, weil er mein Freund ist.«
    »Schön blöd von ihm.« Bridget musterte beide einen Moment. »Was ist das eigentlich für eine Missgeburt?«
    Wut stieg heiß in Peddyr hoch. Er wollte aufspringen, aber die Fesseln hielten ihn zurück. »Sein Name ist Marcas, und er ist mehr wert als ihr und euer verdammter Schattenlord zusammen.«
    Karin war mit einem Schritt bei ihm, holte aus und schlug Peddyr so heftig ins Gesicht, dass sein Kopf herumgerissen wurde. Er presste die Lippen aufeinander, um nicht aufzustöhnen.
    »Deine Blasphemie treiben wir dir schon noch aus!«, schrie sie. Wut verzerrte ihr Gesicht, ließ sie auf einmal monströs wirken.
    Bridget zog sie an der Schulter zurück. »Lass dich nicht von diesen Heiden provozieren. Morgen früh bringe ich sie zum Propheten. Er soll entscheiden, was mit ihnen geschieht.«
    Peddyr schluckte Blut hinunter. »Marcas hat nicht mehr so viel Zeit.«
    »Gut«, sagte Bridget. »Wir hätten ohnehin nicht gewusst, wie wir dieses Ding zum Lager bringen

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