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Gesang des Drachen

Gesang des Drachen

Titel: Gesang des Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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drehte sich, versuchte zu begreifen, was um ihn geschah. »Was habt ihr vor?«
    »Das kannst du doch sicher selbst herausfinden«, sagte Maurice. »Schließlich bist du uns doch allen intellektuell überlegen.«
    Er schüttelte den Kopf, als Rimmzahn schwieg. Simon erhielt den Eindruck, dass er lange auf diese Gelegenheit gewartet hatte. Der Käfig hatte sich fast vollständig geschlossen, und nun rissen auch die ersten Fäden, die den Schattenlord mit Rimmzahn verbanden.
    Soll Maurice seine Genugtuung haben, dachte Simon. Er hat sie sich verdient.
    »Konzentriert euch auf die Fäden!«, rief er den anderen zu. Er spürte, wie sich der Magiefluss verschob. Emma, Bricius und Cedric gingen so diszipliniert vor, wie er gehofft hatte.
    »Mal ehrlich, Norbert«, fuhr Maurice fort. »Hast du wirklich geglaubt, dass sich jemand deinen ganzen Mist freiwillig anhört? Ich meine, noch bevor du zu einem widerwärtigen, opportunistischen Fanatiker wurdest, bevor der Schattenlord dir das letzte bisschen Anstand aus dem Hirn gesogen hat, warst du schon ein ...«
    Er dachte einen Moment nach. » Arschloch ist wohl das richtige Wort. Dein selbstgefälliges Geschwafel anzuhören war eine Strafe, die sich selbst dein Schattenlord nicht hätte ausdenken können. Und weißt du, was das Schlimmste ist?«
    Rimmzahn war ruhig geworden. Seine Hände waren geballt, und Simon sah, dass er unter seinem weißen Gewand zitterte, aber er sagte kein Wort. Er schien nicht einmal zu bemerken, dass seine Verbindung zum Schattenelfen nur aus einer Handvoll dünner Fäden bestand.
    »Das Schlimmste, Norbert«, sagte Maurice, »ist dein Glaube an deine eigene Intelligenz. Du hältst dich für klüger als die anderen, merkst aber dabei nicht, dass alle über dich lachen, denn du bist nichts weiter als ein langweiliger alter Narr.«
    Rimmzahn schrie.
    Der Schrei gellte über den Marktplatz und brach sich in den Wänden der Hütten. Eine solche animalische Wut lag darin, dass die Händler, die das Spektakel bisher mit offenem Mund beobachtet hatten, sich umdrehten und davonliefen.
    Sogar Maurice wich zurück, als Rimmzahn sich gegen seinen Käfig warf. Funken stoben auf, die Schmerzen mussten erheblich sein, aber das schien er nicht zu bemerken. In seinen Schreien hörte Simon keine Worte, nur nackten Hass.
    Etwas veränderte sich. Dunkelheit mischte sich in den magischen Fluss, die Fäden, die Rimmzahn und den Schattenelfen miteinander verbanden, wurden plötzlich schwarz und dick wie Adern. Magie floss hindurch, nicht nur in eine, sondern in beide Richtungen. Die Gestalt des Schattenelfen festigte sich, wurde so real, dass Simon verzerrte Gesichtszüge sehen konnte.
    »Hör auf, Maurice!«, schrie er. »Rimmzahns Zorn stärkt den Schatten ...«
    Der Käfig flog auseinander. Die Welle der Magie, die so plötzlich freigesetzt wurde, riss Stände um und schleuderte zuerst Maurice, dann auch Simon zurück. Er krachte gegen Kisten, die unter ihm zerbrachen, und konnte einen Moment lang nicht atmen, als Magie die Luft aus dem Platz drückte.
    Dumpf hörte er Emma etwas rufen, dann auch Cedric. Er setzte sich auf und versuchte, die Benommenheit abzuschütteln. Verschwommen sah er, wie Rimmzahn sich auf den am Boden liegenden Maurice warf und die Hände um dessen Hals schloss. Cedric rannte auf die beiden zu, Bricius kam gerade erst auf die Beine. Er hielt ein Schwert in der Hand.
    »Bringt ihn nicht um!«, rief Simon. »Rimmzahns Lebenskraft wird den Schattenelfen stärken!«
    Er kam hoch, duckte sich aber im nächsten Moment wieder, als ein Windstoß über ihn hinwegfuhr. Etwas krächzte heiser, dann sah Simon den Adler, der aus dem Himmel herabstieß. Ein Iolair saß darauf.
    Eine Sekunde lang wagte er es zu hoffen. Wenn das Deochar war, hatten sie vielleicht doch noch nicht verloren. Doch dann schlug der Adler seine Klauen in Rimmzahns Gewand und riss ihn vom Boden hoch.
    Maurice wurde ebenfalls in die Höhe gezogen. Rimmzahn würgte ihn weiter, ließ ihn auch nicht los, als er den Boden unter den Füßen verlor. Bricius und Simon warfen sich gleichzeitig nach vorn und packten Maurice an den Beinen.
    Rimmzahn ließ los. Der Adler stieg mit ihm in den Klauen empor.
    »Greift den Schattenelfen an!«, rief Simon. Das war ihre letzte Chance. Die Verbindung zu Rimmzahn war abgerissen, aber die zum Schattenlord existierte noch. »Los!«
    Maurice lag hustend am Boden, aber die anderen fuhren herum und richteten ihre Zauber auf den Schattenelfen. Simon legte all die

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