Gesang des Meeres - Feehan, C: Gesang des Meeres - Turbulent Sea (6 - Joley u. Ilya Prakenskii)
einstudiert, drehte sich sich um und raste ihm entgegen; sie sang immer noch und hielt weiterhin das Mikrofon in der Hand. Die Sprengladung ging in die Luft, als sie an der Stelle, an der sie angebracht worden war, vorbeikam. Funken sprühten zur Decke, fielen aber in dem Spektakel von blendenden Lichtern, die durch die Halle schwirrten, nicht weiter auf. Metall barst geräuschvoll, als der Stahlträger splitterte und
ein scharfkantiges Ende sich blitzschnell aufrichtete und Joleys Arm erwischte, während sie daran vorbeisauste. Das andere Ende neigte sich nach unten, in Richtung Publikum, und hing nur noch an vereinzelten Fasern.
»In der Menge. Zwei Männer. Einer trägt ein gestreiftes Hemd, der andere hat eine lange Lederjacke an. Schnappt sie euch. Ich komme so bald wie möglich, um sie zu verhören.« Er sprach mit gesenkter Stimme in das Funkgerät und hielt sich in den Schatten, während er einen besseren Standort bezog, um Joley zu helfen.
Sie blieb still stehen und behielt als echter Profi weiterhin die Lage unter Kontrolle. »Schwenkt sie langsam über die Bühne, Leute, wir wollen doch nicht, dass jemand verletzt wird.« Ihre Stimme war die Ruhe selbst, und nur das verhinderte, dass die Menschenmenge unter ihr in Panik geriet. Sie wandte sich mit einem frechen Grinsen an ihr Publikum. »Solche Kleinigkeiten kommen bei Konzerten laufend vor. Das wird bestimmt ein echter Hit im Internet. Hoppla, seht euch das an – wie Joley von der Rampe fällt. Vielleicht habe ich sogar Glück und werde endlich berühmt.«
Das Publikum jubelte ihr rasend zu. Wie immer riss sie ihre Zuhörer durch ihre Persönlichkeit und ihre Stimme mit. Niemand schien zu begreifen, dass die Gefahr noch nicht ausgestanden war.
Er stand jetzt hinter ihr, und seine Hand lag auf ihrem Rücken, als der Aufbau in seine Ausgangsposition zurückgeschwenkt wurde. Er spürte die Verschiebung unter seinen Füßen, als das Metall sich verziehen und in Stücke brechen wollte, und seine Finger legten sich fester um ihre Taille, nur für den Fall, dass es erforderlich werden sollte, sie schnell von der Plattform herunterzubringen. Joley sprach unbeirrt weiter und schien nicht wahrzunehmen, dass Blut von ihrem Arm tropfte. Er sah sich die Schnittwunde genauer an, als die Lichter über sie glitten.
Es sieht böse aus, Joley. Dein Arm ist aufgeschlitzt.
Als ob ich das nicht selbst wüsste. Kannst du etwas für mich tun, damit ich das hier überstehe?
Er zögerte nicht. Als die Plattform auf einer Höhe mit der Bühne war, hob er sie auf festen Boden, drehte sie so, dass sein Körper den ihren vor Blicken verbarg, und schlang beide Hände um ihren Unterarm. Sie keuchte und wurde blass. Blut tropfte stetig. Wärme ging von ihm auf sie über. Sie holte Atem und trat einen Schritt zurück.
Danke. So kann ich es aushalten.
Er drehte sich nicht um, sondern lief weiter und sprang von der Bühne, während das Publikum spontan applaudierte.
»Sind meine Jungs nicht prima?«, fragte Joley, bevor sie sich zu ihrer Band umdrehte und so tat, als sei sie erbost. »He! Von euch hatte es ja keiner eilig, mein Retter in der Not zu sein.«
Denny hob ein Glas. »Tut mir leid, meine Liebe, wir haben gerade Pause gemacht. War was?« Er legte ein Schlagzeugsolo hin. Das Publikum lachte und sprang wieder auf.
Die Roadies bewegten den Aufbau unauffällig so weit wie möglich vom Publikum fort, sowie er auf die Bühne hinabgesenkt worden war, während Joley das Handtuch nahm, das Brian ihr reichte, und es sich lässig um den Arm wickelte.
»Joley.« Seine Stimme überschlug sich.
»Danke, mein Liebling«, sagte sie und zog sich auf die Zehenspitzen, um ihn auf die Wange zu küssen, wobei sie ihm tröstend zuflüsterte: »Mir fehlt nichts. Wir müssen weitermachen und es bis zum Schluss durchziehen, Brian. Hilf mir, ja?«
Er nickte und rückte wieder von ihr ab, doch Schuldbewusstsein und Furcht ließen seine Miene erstarren. Joley zog ihre Schultern nach hinten, ignorierte den Schmerz in ihrem Arm, trat an den Bühnenrand und sah auf die vordersten Reihen hinunter. Als sie ein Mädchen von etwa zehn Jahren entdeckte, das verängstigt wirkte, beugte sie sich zu ihr vor und schenkte
der Kleinen ihr berühmtes Lächeln. »Hast du dich gefürchtet, als das gerade passiert ist?«
Das Mädchen nickte.
»Ich mich auch, aber nicht halb so sehr wie damals, als ich beschlossen hatte, aus dem Fenster zu kriechen, um eine Freundin zu besuchen. Ich war ziemlich genau in
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