Gesang des Meeres - Feehan, C: Gesang des Meeres - Turbulent Sea (6 - Joley u. Ilya Prakenskii)
Roadies.«
Ilja trat aus den Schatten vor. »Ich habe die Männer ebenfalls beobachtet. Dean war erbost, und er hat sich auf den Weg zu seinem Bus gemacht. Ich habe nicht gehört, was gesagt wurde, aber er war offensichtlich sehr wütend auf Miss Drake.«
»Hat Ihr Manager ihn gefeuert?«
Joley lehnte ihren Kopf an die Rückenlehne des Sofas. Ihre Kopfschmerzen wurden immer schlimmer. »Ich weiß es nicht. Ich hatte noch keine Gelegenheit, mit Jerry darüber zu reden. Ich wollte vor dem Soundcheck dringend eine Weile laufen, denn das war meine einzige Gelegenheit.«
»Haben Sie gesehen, dass die Auseinandersetzung hitziger wurde?«
Joley holte tief Atem und stieß ihn wieder aus. »Es wurde laut, das schon. Aber wenn Sie glauben, Jerry oder Brian hätte Dean etwas angetan, dann irren Sie sich. Das liegt nicht in ihrem Wesen.« Sie runzelte die Stirn und beugte sich zu dem
Detective vor, damit er ihr direkt in die Augen sehen konnte. »Ich kenne Brian schon seit einer Ewigkeit, und er hat keine Spur von Gemeinheit an sich. Und Jerry besitzt zu viel Autorität; er hätte es nicht nötig, Zuflucht zu einem Mord zu nehmen. Sie haben noch nicht gesagt, was passiert ist. Könnte es ein Unfall gewesen sein?«
»Er wurde durch einen Schuss zwischen die Augen getötet. Nein, Ma’am, ich glaube nicht, dass wir von einem Unfall sprechen können. Wissen Sie, ob Rigger oder St. Ives im Besitz einer Waffe ist?«
»Nein. Mein Gott, nein, ich sage es Ihnen doch, so etwas täten sie nie – Dean töten, meine ich. Brian ist unglaublich sanftmütig, und Jerry würde sich, offen gesagt, nicht die Mühe machen.«
»Und Sie haben nie mit Walters geredet?«
Joley schüttelte den Kopf. »Nein. Und als ich gesehen habe, wie wütend er war, wollte ich nicht mit ihm reden.« Sie presste sich die Fingerspitzen wieder auf die Schläfen. »Ich habe wirklich Kopfschmerzen. So schlimm war es noch nie.«
Ilja musterte ihr blasses Gesicht. Die Kopfschmerzen wurden immer schlimmer. Es war von größter Wichtigkeit, sich unauffällig zu verhalten, aber er konnte nicht einfach untätig zusehen, wenn Joley unnötig litt, jedenfalls dann nicht, wenn er Abhilfe schaffen konnte. Mit einem kleinen Seufzer trat er aus den Schatten heraus, setzte sich neben sie und drehte ihr Gesicht zu sich um. Er legte seine Fingerkuppen auf beide Seiten ihren Kopfes. »Du bist blass, Joley. Bist du anfällig für Migräne?«
»Im Allgemeinen nicht«, gestand sie, »aber gelegentlich kann es schon vorkommen. Diesmal ist es wirklich übel.« Und es wurde von Minute zu Minute schlimmer. Das gab ihr das Gefühl, dem Detective schutzlos ausgeliefert zu sein. Schon jetzt geriet ihr Magen in Aufruhr und vor ihren Augen blinkten kleine weiße Pünktchen.
»Mach die Augen zu. Es wird nur einen Moment dauern.«
Ilja seufzte innerlich. Er besaß zwar die Fähigkeit, die Erinnerung des Detective einzutrüben, aber das würde sich Branscomb trotzdem merken. Joley war zu berühmt, zu schön und zu sexy, um sich anderen nicht einzuprägen. Ein Leibwächter, der ihr die Kopfschmerzen nahm, würde nicht unbemerkt bleiben; dazu war dieser Vorgang zu intim. Iljas Hände waren zwangsläufig zu sanft, und seine Berührungen hatten etwas von einer Liebkosung an sich. Es ließ sich einfach nicht vermeiden, und genau das war der Grund dafür, dass ein Mann wie Ilja Prakenskij keine emotionalen Bindungen einging, denn am Ende war es für beide Seiten gefährlich.
Innerlich fluchte er, doch seine ausdruckslose Maske verrutschte nicht. Er konnte weder die Warnung verbergen, die seine Körpersprache dem Mann übermittelte, noch die Zärtlichkeit der Berührungen. Aber sein Gesicht verriet nichts, als er seine Finger auf ihre Schläfen legte und heilende Energien von seiner Seele in ihre sandte. Das Heilen war immer ein intimer Vorgang – er gab Joley einen Teil von sich und nahm einen Teil von ihr in sich auf.
Besser, Laskovaja moja?
Joley nickte. »Danke, es ist schon viel besser.«
Ilja warf einen Blick auf den Detective. Die Augen eines Bullen. Ilja kannte diesen Blick.
»Sie beide waren also joggen«, sagte Branscomb in einem Tonfall, der fast beiläufig klang.
»Das Laufen hält mich in Form«, sagte Ilja, »und außerdem erlaubt es uns, manchmal ein bisschen Zeit allein miteinander zu verbringen.« Er nahm Joleys Hand und ließ seinen Daumen über ihren Handrücken gleiten.
»Sie haben einen Akzent. Sind Sie Russe?«
»Ja.«
Neben ihm wurde Joley unruhig. »Ich muss mit
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