Gesang des Meeres - Feehan, C: Gesang des Meeres - Turbulent Sea (6 - Joley u. Ilya Prakenskii)
überließ alles ihr, als sie seinen Mund erkundete und mit ihren Fingerspitzen seinen Nacken streichelte. Als sie den Kopf zurückzog, sahen sie einander an.
Joley lächelte. »Du schmeckst gut.«
»Wir müssen von hier verschwinden«, sagte er noch einmal und zog an ihrer Hand, um sie wieder auf den Pfad zu locken.
Ihr Lächeln wurde strahlender. Ihr Kuss hatte eindeutig dieselbe Wirkung auf ihn wie sein Kuss auf sie. Sie sagte kein weiteres
Wort, als sie Seite an Seite losliefen. Ilja gestattete ihr, das Tempo zu bestimmen, und hielt mühelos mit ihr Schritt. Sie war sich seiner Gegenwart an ihrer Seite deutlich bewusst, des geschmeidigen Spiels seiner Muskeln unter dem T-Shirt, des Windes, der sein dichtes Haar zerzauste, der Bewegung seiner Arme und seines gleichmäßigen Atems. Ihre Melodien flossen ineinander, ebenso, wie es ihre Aura und seine immer dann zu tun schienen, wenn sie einander nahe waren. Joley verlangsamte sogar tatsächlich ihre Schritte, um mehr Zeit mit ihm zu verbringen.
Ilja schien es zufrieden zu sein, stumm neben ihr herzulaufen. Er unternahm keinen Versuch, ein Gespräch zu beginnen, und sie war ihm dankbar dafür. Er hatte Recht. Sie war noch nicht so weit, sich auf eine Beziehung mit ihm einzulassen, denn sie hatte noch zu viele Zweifel daran, was und wer er war. Und doch war sie diejenige, die sich ihm immer an den Hals warf, und das war ebenso demütigend wie beunruhigend.
Sie liefen fast im Schritttempo, als sie um die letzte Kurve bogen, die auf einen langen geraden Wegabschnitt zum Beginn des Pfades unter ihnen führte. Leute liefen durch die Gegend, und etwa auf halber Höhe und ein kleines Stück weiter links war gelbes Klebeband um die Felsen gewickelt.
Joley verlangsamte ihre Schritte und packte Iljas Arm. »Da stimmt etwas nicht; dort steht ein Notarztwagen.«
»Es sieht gar nicht gut aus.« Er hielt sie an der Hand fest, als sie loslaufen wollte. »Tu das nicht. Lass mich erst nachsehen, was passiert ist.«
»Es könnte eines der Bandmitglieder oder jemand von meiner Mannschaft sein. Wir sind bisher so ziemlich die Einzigen hier.« Ihr Mund wurde plötzlich trocken. Hier war etwas Entsetzliches passiert. Sie spürte gewalttätige Energie zwischen den Felsen brodeln. Der Notarztwagen war etwas weiter abseits geparkt, und dort standen auch etliche Polizeifahrzeuge.
Ilja ging gemeinsam mit ihr auf die Beamten und die
Sicherheitsleute zu, die am Rande der Absperrung herumwuselten. Sie klammerte sich fest an seinen Arm, als ein Mann in einem dunkelgrauen Anzug auf sie zukam.
»Miss Drake? Joley Drake?«
»Ja. Sagen Sie mir, was passiert ist.« Sie konnte die Sorge nicht aus ihrer Stimme fernhalten.
»Einer ihrer Roadies ist getötet worden – ermordet. Mein Name ist James Branscomb, ich bin Detective bei der Polizei. Ich würde Ihnen gern ein paar Fragen stellen.«
Sie wünschte, sie hätte sagen können, diese Nachricht überrumpelte sie vollständig, doch angesichts des Grauens, das so schwer auf ihr gelastet hatte, hatte sie Ärger erwartet. Sie sah Ilja an. Sein Gesichtsausdruck war wie üblich unergründlich, eine Maske der Ruhe, aber er musste es gewusst haben, musste die starken negativen Energien gefühlt haben, die das natürliche Gleichgewicht gewaltig gestört hatten und das Amphitheater durchdrangen und die auch sie gefühlt hatte.
»Wer? Wer ist getötet worden?« Sie rückte näher zu Ilja, ohne es zu merken.
Er legte den Arm fest um sie. »Ich bin Ilja Prakenskij, Leibwächter. Wir waren weiter oben joggen und haben keine Ahnung, was hier los ist. Wir wären Ihnen sehr verbunden, wenn Sie es uns mitteilen könnten.« Er sah sich mit scharfen Augen um. »Hier haben bereits etliche Paparazzi Stellung bezogen, Detective. Vielleicht sollten wir Miss Drake besser in ihren Bus begleiten, damit sie vor den Fotografen sicher ist.« Seine Stimme machte den Vorschlag zu einem Befehl.
Der Detective kniff die Augen zusammen, nickte jedoch. »Dann unterhalten wir uns eben im Bus.«
Ilja schlang seinen Arm um Joleys Taille und hielt sie weiterhin fest. Sein Körper war vor ihren geschoben und verbarg ihr Gesicht vor starken Teleobjektiven, als er Joley an dem gelben Band der Absperrung vorbeiführte.
»Ich will wissen, wer es ist«, beharrte Joley.
»Ein Mann namens Dean Walters.« Der Detective beobachtete sie mit scharfen Augen.
Joleys Atem stockte. »Dean? Ich habe ihn gerade noch gesehen. Bevor ich joggen gegangen bin. Er war wütend auf mich.«
»Sie
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