Gesang des Meeres - Feehan, C: Gesang des Meeres - Turbulent Sea (6 - Joley u. Ilya Prakenskii)
»Nikitin hat mehrere seiner Sicherheitswachen hergeschickt, um die Gegend nach Bomben abzusuchen. Er hat viele Drohungen erhalten, und dasselbe gilt auch für Miss Drake. Und ich habe mindestens vier Fotografen entdeckt, die eifrig damit beschäftigt waren, sowohl die Auseinandersetzung als auch die Bandmitglieder von den Felsen aus zu filmen. Es könnte gut sein, dass diese Fotografen nützliche Hinweise aufgenommen haben. Vielleicht können Sie die Leute finden.«
Es war ein Risiko, aber nur ein geringes. Ilja beherrschte es, mit dem Hintergrund zu verschmelzen, und damit erschwerte er Menschen und Kameras seine Entdeckung. Da er sich der Fotografen so gut wie immer bewusst war, fiel es ihm recht
leicht, seine Gegenwart vor ihnen zu verbergen. Branscomb hatte etwas Hilfe verdient, und wahrscheinlich hatte er ohnehin schon selbst daran gedacht.
Branscomb nickte. »Ich melde mich dann später wieder. Falls Ihnen noch etwas einfällt, rufen Sie mich an. Die Karte mit meiner Telefonnummer liegt auf dem Tisch.«
8.
D ie Tür schloss sich hinter dem Detective. Joley stand vollkommen still in dem einsetzenden Schweigen. Sie hielt ihren Blick fest auf Iljas Gesicht gerichtet und zitterte von Kopf bis Fuß. Er ging mit schnellen Schritten auf sie zu, schlang die Arme um sie und zog sie eng an sich. Sie brach in Tränen aus.
Ilja schmiegte ihr Gesicht an seine Brust. Seine Finger glitten in ihr Haar, um ihre Kopfhaut zu massieren, und er murmelte leise Worte vor sich hin. Er wusste selbst nicht, woher diese Worte kamen, vorwiegend sinnloses Zeug, einfach nur beschwichtigende Laute, aber Joleys Leid war so groß, ihre Qualen so echt. Er hatte nicht gewusst, dass er so sanft und zärtlich sein konnte; er hatte geglaubt, diese Dinge seien ihm vor langer Zeit aus dem Leib geprügelt worden, aber sie entlockte ihm sanftere Reaktionen, und er war froh darüber.
»Du empfindest zu viel für andere, Joley«, sagte er und presste seine Lippen in ihr zerzaustes Haar. »Er war kein anständiger Mensch.«
»Er hat Familie. Und wir wissen nicht, ob er nicht doch anständig war.«
» Wenn er etwas mit der russischen Mafia zu tun hatte, dann war er kein anständiger Mensch, Laskovaja moja , das kannst du mir glauben. Und ganz im Gegensatz zu dem, was man allgemein annimmt, tötet die Mafia nicht wahllos. Wenn er die Mafia auf sich aufmerksam gemacht hat, dann hatte er Dreck
am Stecken.« Seine Lippen pressten sich auf ihren Kopf, und sein Kinn glitt durch die seidigen Strähnen. Er hielt sie mit Begeisterung in seinen Armen, und das war schrecklich. Diese Frau veränderte ihn, ließ ihn sich sanft fühlen und kehrte mit einem einzigen Blick sein Inneres nach außen. Und dunkle Augen, in denen Tränen schwammen, reichten aus, um Stein in geschmolzenes Gold zu verwandeln.
Sie seufzte und drehte den Kopf so, dass ihre Wange an ihm ruhte. »Glaubst du, er hat unsere Band und die Reisen von einer Stadt zur anderen dazu genutzt, als Kurier Rauschgift oder etwas anderes zu befördern?«
Er strich ihr mit seinen Fingerspitzen die Tränen von den Wangen. »Eher etwas anderes.«
Sie zog ihren Kopf gerade so weit zurück, dass sie ihn ansehen konnte. »Du wusstest, dass er tot war, stimmt’s, als du mir auf den Berg gefolgt bist? Hast du gesehen, wer es war? Weißt du, warum?«
» Wenn ich gesehen hätte, wer es getan hat, dann hätte ich es dem Detective gesagt, und ich hätte augenblicklich Hilfe geholt. Glaubst du, ich habe etwas mit dem Tod dieses Mannes zu tun?«
»Nein. Nein, natürlich nicht.« Sie schlang ihm eine Hand um den Hals und lehnte sich an seinen kräftigen Körper. »Aber der Detective war argwöhnisch, das konnte ich erkennen.«
»Es war gefährlich, ihm Nikitin auszuliefern«, hob Ilja hervor. »Nikitin ist nicht nett zu seinen Feinden, und du schlitterst schon seit einer Weile haarscharf daran vorbei, ihn ernstlich zu kränken, indem du die Einladungen auf seine Partys nicht annimmst.«
»Auf diese Verbindung wäre Branscomb ohnehin gestoßen«, sagte Joley und löste sich widerstrebend von ihm. »Jemand war zusammen mit Dean auf der Party. Ich habe ihn gemeinsam mit drei anderen Männern und der Gruppe von Mädchen gesehen. Einer dieser drei Männer hat ebenfalls zu meinen
Leuten gehört. Mir ist aufgefallen, dass ich ihn schon beim Bühnenaufbau gesehen hatte, aber ich konnte sein Gesicht nicht deutlich sehen. Die anderen hatte ich nie zuvor gesehen und ich bin davon ausgegangen, dass es sich um Partygäste
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