Gesang des Meeres - Feehan, C: Gesang des Meeres - Turbulent Sea (6 - Joley u. Ilya Prakenskii)
Klangfolge. Als sie aufhörte, herrschte im ersten Moment Stille.
»Ist alles klar mit dem Bühnensound? Sind wir gut?« Joley drehte sich zu der Band um und sah in die Runde.
Ilja stieß den angehaltenen Atem aus. Sie waren an Joley gewöhnt, und doch ging ihnen ihre Stimme immer noch unter die Haut – das war ganz deutlich zu spüren.
»Den Bass hätte ich gern noch mal«, sagte der Toningenieur schließlich. »Kannst du mir etwas mehr geben, Rick?«
Denny griff nach einem Glas und trank es leer. »Bei mir kommt der Bühnensound nicht so gut an.«
Jedes Instrument legte ein langes Solo hin, bevor es von dem Toningenieur mit hochgerecktem Daumen abgesegnet wurde. Dann nickte er Joley zu. Sie stürzte sich in die nächste Nummer, eine, die sie, wie Ilja auffiel, häufig spielten. Sie brachten abwechselnd die altbekannten Songs, mit denen sie vertraut waren, und die neueren Stücke, um sicherzugehen, dass ihr Publikum auf seine Kosten kam.
Die natürliche Akustik des Ortes war einfach unglaublich. Er sah Joley bei ihrem Auftritt zu. Ihre Liebe zur Musik zeigte sich daran, wie sie sich auf jeden Song mit Leib und Seele einließ. Auf ihrem Gesicht, in ihren Augen und in der Farbe ihrer Aura drückte sich Freude aus. Sie hatte ein liebevolles Verhältnis zu der Band, das an den Umgang von Geschwistern miteinander denken ließ, und ein lockeres, vertrautes Verhältnis zu ihren Tontechnikern. Es mochte zwar sein, dass sie die anderen nicht so gut kannte, aber diejenigen, die gemeinsam mit ihr reisten, machten sich offensichtlich genauso viel aus ihr wie sie sich aus ihnen.
»Das war’s«, sagte sie, als sie an Iljas Seite kam. »Wir gehen unsere Song-Liste noch einmal durch, und hoffentlich geht heute Abend nichts schief. Wie fandest du es?«
Er fand, sie sei die schönste Frau auf Erden und so lebensprühend wie keine andere, aber er nickte lediglich und begleitete sie zurück zum Bus.
9.
J oley sah sich in dem kleinen Lokal um, vor dem die Busse angehalten hatten. Es war die ganze Nacht geöffnet. Ihre Band und die Roadies reisten gemeinsam nach Dallas, und sie waren alle hungrig. Sie hatten die Bühne in Rekordzeit abgebaut und waren dann aufgebrochen. Noch immer herrschte eine allgemeine Beklommenheit über Deans Tod, obwohl das Konzert gut gelaufen war. Nicht hervorragend, aber gut. Joley hoffte, ihr Auftritt in Dallas würde besser werden.
Sie ging auf die Nische mit dem größten runden Tisch zu, an dem Denny saß, und legte ihm eine Hand auf die Schulter. »Wie ist es mit Lisa gelaufen?« Aus ihrer Stimme war Mitgefühl herauszuhören.
Die anderen Bandmitglieder verstummten. Sie alle wünschten Denny, es sei gut für ihn gelaufen. Er hatte Falten im Gesicht, die vorher nicht da gewesen waren.
Denny zuckte die Achseln. »Wir haben miteinander geredet, und ich glaube, das war gut. Wenigstens hat sie mich nicht einfach stehen lassen, obwohl ich es verdient hätte. Aber sie hat einen Sohn, und sie hat gesagt, sie bräuchte eine Weile Zeit, um über uns nachzudenken. Sie will nicht, dass er sich an mich hängt und ich die beiden dann sitzen lasse.«
Joley berührte seinen Arm. »Dagegen kann man nichts sagen. Sie will ihren Sohn nicht gefährden, und das ist bewundernswert. Du wirst ihr zeigen müssen, dass es dir ernst
ist, Denny. Dass du es schaffst, treu zu sein und dich dauerhaft an sie zu binden.«
»Nach dem Konzert in Red Rocks ist sie wieder nach Hause geflogen. Ich wollte nicht, dass sie bleibt, nur für den Fall, dass die Gefahr noch nicht ausgestanden ist«, fügte Denny hinzu.
Joley setzte sich neben ihn. » Worauf auch immer Dean sich eingelassen hatte, es hat gewiss nichts mit uns zu tun.«
» Was auch immer es war – ich hoffe nur, es ist mittlerweile weit weg«, sagte Rick. »Ich habe gehört, sie hätten ihm jeden einzelnen Knochen gebrochen. Autsch, kann ich da nur sagen.«
»Er war ein Dummkopf, aber das hatte er nicht verdient«, sagte Jerry.
Logan zwängte sich in die Nische und rückte dicht neben Joley. »Glaubst du, seine Ermordung hatte etwas mit dem Verschwinden dieses Mädchens zu tun? Die Bullen haben Fragen nach der russischen Mafia gestellt. Vielleicht hat Nikitin etwas damit zu tun.«
»Halt den Mund, Logan«, schalt ihn Brian aus. »Nikitin hat nichts mit der Mafia zu tun.«
»Du musst es ja wissen«, sagte Logan. »Schließlich treibst du dich ständig bei ihm herum.« Er ließ einen Packen Boulevardblätter und Zeitschriften vor Joley fallen. »Schau dir die mal
Weitere Kostenlose Bücher