Gesang des Meeres - Feehan, C: Gesang des Meeres - Turbulent Sea (6 - Joley u. Ilya Prakenskii)
Jonas schwebt auf Wolken, aber ich wette, jetzt macht er ihr laufend Vorschriften.«
Logan lachte. »Nach allem, was du uns über ihn erzählst hast, würde ich wetten, dass er das schon immer getan hat.« Er beugte sich vor, um dem Baby einen Kuss auf die Wange zu drücken. Dabei kam sein Mund Trish sehr nah. »Ich werde Lissa niemals erlauben, mit Jungen auszugehen. Männer sind Schweine.« Er legte seinen Kopf auf Trishs Schulter. Sie sah ihn nicht an, aber sie rückte auch nicht von ihm ab. »Sogar die guten können sich manchmal wie Schweine benehmen.«
Brian stieß einen übertrieben lauten Seufzer aus. »Vermutlich sprichst du von mir. Also gut, von mir aus. Ich habe es verdient.«
Alle lachten, auch Joley, doch sie musste sich dazu zwingen. Sie hätte Brian gern verziehen, aber sie war zu tief verletzt und verzeihen war noch nie ihre Stärke gewesen, nicht einmal bei ihren engsten Freunden.
Das Essen war erstaunlich gut, aber vielleicht waren sie auch alle nur richtig ausgehungert. Joley versuchte, Iljas Gegenwart nicht allzu deutlich wahrzunehmen. Trotz seiner besonderen Energie schien er doch in der Lage zu sein, mit dem Hintergrund zu verschmelzen. Das leuchtete ihr nicht ein, bis sie die unterschwelligen Kraftströme im Raum wahrnahm. Er setzte seine Gaben ein, die ihm dabei halfen, vor aller Augen beinah zu verschwinden. Auf dieselbe Weise hatte er wahrscheinlich auch verhindert, dass ihre Handfläche bei seinem Auftauchen gejuckt und ihr seine Anwesenheit verraten hatte.
Um sie herum wurde geredet und gescherzt, und Joley gelang es, im richtigen Moment zu lachen, aber ihr war nicht danach zumute. Abgesehen von ihrer Familie und Jonas war Brian ihr bester Freund gewesen. Sie hatte immer mit größter Sorgfalt darauf geachtet, nie in seine Gedanken einzudringen. Sie genoss den Umgang mit ihm und freute sich auf die Gespräche. Er stammte aus einer sehr wohlhabenden Familie und
hatte eine Privatschule besucht, war aber von der Zeit an, zu der sie als kleine Jungen miteinander gespielt und Sport getrieben hatten, eng mit den Bandmitgliedern befreundet geblieben. Er kleidete sich etwas sorgsamer als die anderen und hatte unglaublich gute Manieren, und er war eindeutig sensibel und einfühlsam. Wahrscheinlich war er der Liebling aller. Und er war immer mit Abstand der Diplomatischste gewesen – bis heute.
»He, Joley«, sagte Jerry, »du schläfst uns doch nicht etwa ein?«
» Wie könnte ich bei dieser geistreichen, tiefschürfenden Unterhaltung jemals einschlafen?« Joley ließ ihren Kopf auf den Tisch sinken und tat so, als schnarchte sie.
Iljas Augen verengten sich zu Schlitzen, als Rick einen Keks nach ihr warf, sich dann vorbeugte, um ihr das Haar aus dem Gesicht zu streichen, und seine Finger auf ihrer seidigen Mähne liegen ließ. Diese Berührung war so liebevoll, dass Iljas Magen sich zusammenschnürte. Er hatte beobachtet, dass die Kellnerinnen und die Köche zahlreiche Fotos von der Band und Joley beim Essen aufgenommen hatten. Zwei der Angestellten hatten versucht, Videos aufzunehmen, und er war ziemlich sicher, dass diese Videos noch vor dem Morgengrauen im Internet stehen würden.
Joley blickte plötzlich auf und sah ihm direkt in die Augen. Sie sandte ihm ein mattes, trauriges Lächeln, das ihm fast das Herz aus der Brust riss. Es war erschreckend, dass eine einzige kleine Bemerkung so tiefe Gefühle in ihr ausgelöst hatte. Er wusste, dass sie die Fassung verloren hatte. Warum merkten ihre Freunde das nicht? Wie konnten sie dasitzen und scherzen und lachen, wenn sie am liebsten geweint hätte? Er verspürte den Drang, sie in seine Arme zu ziehen und aus dem Lokal zu tragen.
Jerry warf einen Blick auf seine Armbanduhr. »Lasst uns ein paar Fotos mit diesen Leuten machen und dann aufbrechen. Wir müssen weiter.«
Ilja bezog einen besseren Posten, um Joley Schutz zu geben, als die Band Posen für Fotos mit den Kellnerinnen und dem Küchenpersonal einnahm. Joley war nett, sprach mit allen und schüttelte Hände, die ihr hingehalten wurden, obwohl er ihrem Gesicht ansehen konnte, dass die Gefühle und Informationen, die ihr von jeder einzelnen Person entgegenströmten, sie fast überwältigten.
Weitere Personen betraten das Lokal, und Ilja nahm wahr, dass draußen Wagen auf den Parkplatz fuhren. Er watete durch die Gruppe und nahm Joley am Ellbogen, lächelte höflich, aber distanziert und achtete darauf, möglichst abschreckend zu wirken.
»Miss Drake, wenn Sie jetzt nicht gehen,
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