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Geschäfte mit der Ewigkeit

Geschäfte mit der Ewigkeit

Titel: Geschäfte mit der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clifford D. Simak
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geworden?
    Das fehlende Papier? Weshalb war es so wichtig, daß man ihn ankreiden mußte, bevor er es benutzte?
    Denn wenn das Papier wichtig und diskriminierend war, würden sie erwarten, daß er es eines Tages ausnützte. Das hätten sie selbst auch getan. Jeder würde es tun – man preßte überall einen Dollar heraus, wo es sich machen ließ.
    Er hatte das Papier in die Schreibtischschublade gestopft, und heute, als er danach suchte, war es nicht mehr da. Aber wenn sie das Papier zurückgeholt hatten, weshalb ...
    Einen Augenblick. Hatte er das Papier wirklich in den Schreibtisch gelegt? Oder hatte er es in die Tasche gesteckt?
    Er lehnte sich im Stuhl zurück und versuchte sich zu erinnern. Aber er wußte es nicht mehr genau. Vielleicht hatte er es wirklich in die Tasche gesteckt. Oder in den Papierkorb geworfen.
    Wenn er es in die Tasche gesteckt hatte, konnte es noch da sein. Vielleicht war es im anderen Anzug, obwohl das nicht wahrscheinlich war, denn er hatte ihn vor einer Woche reinigen und bügeln lassen. Halt, damals hatte er die Taschen ausgeleert und das Zeug in eine der Truhen-Schubladen gelegt, um es später zu sortieren.
    Vielleicht war das Papier noch dort.
    Und wenn er es fand, konnte er es vielleicht noch ausnutzen. Es stellte eine Waffe gegen Appleton und Lane dar.
    Er erhob sich und ging zu der Truhe hinüber. Er riß die oberste Schublade auf, und da lagen zusammengeballt die Papiere, die er aus dem Anzug geholt hatte.
    Sein Atem ging schneller, als er sie durchwühlte.
    Ein scharfes Klopfen unterbrach ihn. Er drehte sich ängstlich um. Denn bisher hatte noch nie jemand an seiner Tür geklopft.
    Er stopfte die Blätter in die Innenseite seiner Jacke und schloß die Schublade.
    Das Klopfen wiederholte sich.

 
11
     
    Leben Sie wohl, Hirte, hatte der Mann gesagt. Leben Sie wohl, Hirte, und vielen Dank, daß Sie es versucht haben.
    Der verängstigte Mann, der gekommen war, um Sicherheit und Trost zu finden, und der wieder gegangen war, ohne etwas mitzunehmen. Der Mann hat sich an mich gewandt, dachte Nicholas Knight. Zum erstenmal in vielen Jahren, daß sich ein Mensch hilfesuchend an mich gewandt hat. Und ich habe versagt.
    Es wäre leicht gewesen, sagte sich Knight. So leicht, den Mann zu trösten und zu beruhigen. Für einen anderen Hirten vielleicht, aber nicht für Nicholas Knight. Denn Nicholas Knight brauchte den Trost und die Sicherheit selbst.
    Er saß über seinen Schreibtisch gebeugt, und die Studierlampe war tief herabgezogen, bis sie nur noch einen winzigen Lichtkegel auf die polierte Schreibtischplatte warf. Er saß schon seit Stunden so gebeugt da.
    Er hatte versagt, weil in ihm selbst die gleiche dunkle Leere war, die in der ganzen Welt herrschte. Er verkündete Glauben, und er hatte keinen Glauben. Er legte ein Lippenbekenntnis zur seelischen Unsterblichkeit ab, aber er war nie darauf gekommen, die körperliche Unsterblichkeit abzulehnen, die das Ewigkeits-Zentrum anbot.
    Die Kirche war das Symbol für etwas, das über das blinde Tasten der Menschheit hinausging. Sie war es immer gewesen, auch wenn man sie oft mißverstanden hatte. Die Kirche hatte immer das dargestellt, was der menschliche Geist nicht ganz erfassen konnte. Sie war das Symbol für das Geheimnis der Seele, für die Ekstase des Gefühls, für das scharfe, klare intellektuelle Licht.
    Aber jetzt ist das Symbol erloschen, sagte sich Nicholas Knight. Heute gab es keine hingebungsvollen Menschen mehr, keine potentiellen Märtyrer, stark im Glauben und zum Sterben bereit, wenn es der Glaube erforderte. Heute war die Kirche ein Kompromiß und ein Notbehelf, und sie wurde von Männern mit einem schwachen Glauben versorgt.
    Er rutschte unbehaglich hin und her und steckte eine Hand in die Tasche seiner Kutte. Seine Finger schlossen sich um den Rosenkranz, und er zog ihn heraus und legte ihn auf den Tisch.
    Die Holzperlen waren vom langen Gebrauch stumpf und abgeschliffen, und das Metallkruzifix wirkte glanzlos und fleckig.
    Es gab immer noch Menschen, die den Rosenkranz beteten, aber viele waren es nicht. Denn die Kirche sah schlechten Zeiten entgegen. Wenn die Menschen sich noch mit Religion beschäftigten, dann gingen sie lieber in die neuen, stilisierten Gottesdienste.
    Hier ist Glaube, dachte er, als er über den Rosenkranz fuhr. Hier ist blinder, verständnisloser Glaube, aber das ist besser als gar kein Glaube.
    Der Rosenkranz war von Generation zu Generation weitervererbt worden, und mit ihm hatte sich die

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